In Lars von Triers Mini-TV-Serie „Hospital der Geister“ stiehlt der dummdreiste Medizinstudent Mogge Moesgaard eine Rose von einem verstorbenen Patienten, um damit einer Krankenschwester seine Aufwartung zu machen. Diese zeigt sich unbeeindruckt und stellt die Rose zu den vielen anderen Blumen, die der Taugenichts ihr geschenkt hat und wahrscheinlich alle der gleichen Herkunft sind. „Du verschwendest dein Geld“, meint sie scheinbar ahnungslos.
Der schwarze Humor dieser Filmszene fußt auf einem in Realität nicht seltenen Phänomen: Blumendiebstahl an Gräbern. In einem Internet-Forum steht folgende Bemerkung zu dem Thema zu lesen: „Das mit dem Blumenklau ist auf unserem Friedhof auch eine Plage. Ich kenne einen Geizhals, der schenkt seiner Frau zum Geburtstag oder Muttertag grundsätzlich geklaute frische Friedhofsblumen. Alle im Dorf wissen das, nur sie selbst natürlich nicht.“ Das klingt zugegebenermaßen etwas nach Dorfgerede, aber Tatsache ist, dass von vielen Friedhöfen immer wieder Blumen verschwinden.
Die meisten Menschen, die feststellen müssen, dass Blumen und Arrangements, die sie an den Grabstätten ihrer Verstorbenen niedergelegt haben, entwendet worden sind, erstatten keine Anzeige und so ist die Zahl dieser Straftaten auch nicht statistisch erfasst. Die Polizei wird weniger mit dieser Art von Vergehen konfrontiert als Friedhofsgärtner oder Floristen, denen die betroffenen Kunden ihre Enttäuschung kundtun.
Ein für den Lallinger Friedhof in Esch zuständiger Gemeindemitarbeiter erklärt, dass hier ein- bis zweimal monatlich Blumen gestohlen werden, mal nur von einem Grab, mal von gleich mehreren. Er konnte auch feststellen, dass die Diebstähle in den letzten Jahren zugenommen haben. Darin sind sich auch viele Floristen einig: Vor einigen Jahren noch waren die Fälle von Blumenklau nicht so häufig.
Ob man nun Opfer eines solchen Diebstahls wird oder nicht, hängt sehr vom Standort der Grabstätte ab. Von zentral gelegenen Friedhöfen wird weniger entwendet als von entlegeneren. Einige Floristen meinten auch, dass eher von Gräbern, die nahe an den Friedhofseingängen liegen, wiederholt gestohlen wird. Ist ein floraler Grabschmuck etwas ausgefallener, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Diebe ihn mitgehen lassen.
Blumen auf anderem Grab wiedergefunden
Eine Floristin wurde selbst zweimal Opfer einer solchen Übeltat, nachdem sie das Grab eines Angehörigen besonders schön bepflanzt hatte. Danach verzichtete sie auf die leider zu attraktiven Blumen. Auf ähnliche Weise versuchen viele, die bestohlen wurden, sich vor weiteren negativen Erfahrungen dieser Art zu schützen: Sie kaufen kleinere, unauffällige Arrangements.
Vor Allerheiligen und Allerseelen haben die auf Friedhöfe spezialisierten Langfinger Hochkonjunktur und so sind auch viele Menschen dazu übergegangen, die Blumen erst im letzten Augenblick vor den Gedenkzeremonien auf ihre Familiengräber zu stellen. Und manche haben angesichts der Pietätlosigkeit anderer resigniert und dekorieren das bestohlene Grab überhaupt nicht mehr.
Die Facetten des Diebstahls auf Friedhöfen reichen vom einmaligen oder gelegentlichen Pflanzenklau für den heimischen Garten – manchmal finden die Diebstahlopfer ihr verschwundenes Blumenarrangement sogar nur einige Meter weiter auf einem anderen Grab wieder – bis zur Beschaffung von Hehlerware, wie in Trier, wo vor einer Woche zwar keine Blumen, aber dafür Metallvasen und -leuchten von rund 100 Gräbern gestohlen wurden. Das Diebesgut wurde in vielen Fällen brachial aus den Grabplatten herausgebrochen und der Sachschaden beläuft sich auf mehrere tausend Euro.
zim
De Maart
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