Sonntag9. November 2025

Demaart De Maart

Ladendiebstähle häufen sich

Ladendiebstähle häufen sich

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

In Belgien und Luxemburg mehren sich die Ladendiebstähle. Das will eine Studie belegt haben. Der Schaden belaufe sich auf fast eine Milliarde Euro.

Die Medien unseres Nachbarlandes berichteten in den letzten Tagen über die Zunahme von Ladendiebstählen in Belgien und Luxemburg. Sie berufen sich dabei auf eine Untersuchung von „Centre of Retail Research“, das diese Diebstähle in den verschiedenen europäischen Ländern analysiert. Diesen Angaben zufolge wurden in diesem Jahr bereits für 915 Millionen Euro Waren aus den Regalen von Kaufhäusern, Supermärkten und kleineren Geschäften gestohlen. Damit nehmen laut CRS Belgien und Luxemburg in Westeuropa einen absoluten Spitzenplatz ein.

Umsatzeinbußen

Der Handel rechnet mit einem Verlust durch Ladendiebstahl von 1 bis 2 Prozent des Umsatzes. In einzelnen Branchen können das bis zu 5 Prozent sein. Laut Polizeiangaben wurden 2010 1.061 Ladendiebstähle gemeldet – im Vergleich zu 2009 ein leichter Rückgang. In diesem Rekordjahr waren der Polizei 1.138 Diebstähle gemeldet worden. Die Aufklärungsquote ist klein, es sei denn der Dieb wird in flagranti erwischt.
Die letzte große Untersuchung über Ladendiebstahl in Luxemburg liegt schon einige Jahre zurück. Damals hatte der Handel Alarm geschlagen, da eine drastische Zunahme unehrlicher Kunden festgestellt worden war. Die Folge waren verschärfte Sicherheitsmaßnahmen, zusätzliche Hausdetektive und besser gekennzeichnete Waren.

Beispiel Cactus …
In unseren Geschäften können wir keine große Zunahme der Ladendiebstähle feststellen, sagt Jean-Marie Reckinger, Verantwortlicher für den Verkauf bei Cactus. Er unterscheidet zwischen vier Kategorien von Dieben: Zuerst gebe es die Menschen, die aus Not etwas stehlen (vor allem Nahrungsmittel. Dann gebe es die Kleptomanen, die es vorrangig auf Drogerieartikel abgesehen haben. Studenten und Schüler stehlen oft Süßigkeiten. Es gibt aber auch organisierte Banden, die große Mengen an Rasierklingen, Alkohol und Mobiltelefone entwenden. In den Cactus Hobby-Geschäften würde oft Zubehör von Bohrmaschinen zum Beispiel verschwinden. Jeder Diebstahl wird sofort der Polizei gemeldet, so Reckinger weiter. Wenn Minderjährige erwischt werden, würde man sofort die Eltern verständigen.
Um sich vor Diebstählen zu schützen, werden Kaufhausdetektive eingestellt, elektronische Sicherungen eingebaut und Überwachungskameras aufgehängt.
Hausverweise werden keine ausgesprochen. Das könne ohnehin nur die Polizei. Personalklau sei bei Cactus kein Thema, betont Reckinger abschließend. (rh/Tageblatt.lu)

Andere Medien zitieren den „Global Retail Thieft Barometer“ (GRTB), laut dem die Ladendiebstahldelikte in Belgien und Luxemburg im Jahr 2010 um 3,9% angestiegen sind und ein Total von 812 Millionen Euro erreichen. Diese Werte liegen über dem westeuropäischen Durchschnitt. Die Zahlen stehen im Gegensatz zu einer allgemeinen Tendenz, denn in den Jahren 2005-2009 war die Zahl der Ladendiebstähle im westlichen Europa rückläufig. U.a. deshalb, weil in größeren Kaufhäusern in den letzten Jahren immer häufiger Überwachunskameras und Ladendetektive eingesetzt werden.

Kunden und Personal

Die diebischen Elster scheinen in erster Linie die Kunden zu sein, denn auf ihr Konto gehen 52,84 der Delikte. Das Personal, das sich „selbst bedient“, ohne zu zahlen, macht 32,5% aus, derweil die Großlieferanten, die die Geschäftsleute übers Ohr hauen, mit 6,3% in dieser Statistik angeführt werden.

Wie uns einige Filialleiter der Supermärkte bestätigten, werden die Diebstähle in den meisten Fällen auf gütlichem Weg bereinigt. Besonders dann, wenn es sich um Einzeltäter, die regelmässig in diesem Geschäft einkaufen oder um Klemptomanie-Kranke handelt.

In anderen Fällen, in denen es sich um organisierte Banden handelt, wird die Polizei alarmiert. Diese Banden, an deren Spitze ein Chef-Ganove steht, missbraucht immer öfter Kinder und Jugendliche für Ladendiebstähle. Die Jugendlichen müssen die Beute abliefern, die zumeist an internationale Hehler-Ringe weiter verkauft wird. Vor solchen Tätergruppen haben besonders die Angestellten von Mini-Märkten oder die Besitzer von Tante-Emma-Laden eine höllische Angst. Nicht nur, weil sie oft allein im Geschäft sind, sondern darüber hinaus befürchten, dass sie von den Dieben physisch angegriffen werden könnten.

Hitparade: alkoholische Getränke

In den meisten Fällen entwenden die Diebe kleinere, nichtsperrige Artikel, die sie leicht unter einem Kleidungsstück verbergen können.
In der Hitparde der geklauten Waren in Belgien und Luxemburg stehen alkoholische Getränke, Schönheitsartikel und Damenunterwäsche. Lebensmittel kommen erst auf Platz 10. Zweierlei sollte muss man diesen Angaben aber anmerken. Erstens: die Geschäftsleute haben den Preis der potenziell zu klauenden Ware bereits als Aufschlag auf den Preisen miteinberechnet. Im Fall Belgien gibt „Centre for Retail Research“ diese Summe mit jährlich 219 Euro pro Haushalt an. Zweitens: die Studie der „Global Retail Thieft Barometer“ wurde von einschlägigen Firmen aus der Branche Sicherheitsmassnahmen gegen Ladenklau und Überwachungskameras in Auftrag gegeben.

In Luxemburg wird Ladendiebstahl mit Gefängnisstrafen zwischen einem Monat und fünf Jahren sowie Geldstrafen von 251 bis 5.000 Euro geahndet.