Kofi Annan preist die „Green Revolution“

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Gestern weilte der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Annan in Luxemburg, um in der Philharmonie über die Auswirkungen der internationalen Wirtschaftskrise auf Afrika zu informieren. /Michelle Cloos

Jährlich veranstaltet die Dexia BIL in Luxemburg ihre Konferenzserie „Repères“. Michail Gorbatschow, Gerhard Schröder, Madeleine Albright, Helmut Kohl und Al Gore waren bereits in den vergangenen Jahren die Ehrengäste. Für die elfte Konferenz dieser Art konnte der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan als Redner gewonnen werden.
Gestern Morgen traf sich Kofi Annan zu einer Unterredung mit Premier Jean-Claude Jucker und wurde ebenfalls von Großherzog Henri empfangen. Thema der geführten Gespräche waren der Klimawandel und die Landwirtschaft in Afrika. „Ich bin erfreut, wieder hier zu sein, denn ich habe immer gute Beziehungen zu Luxemburg gehabt“, sagte der ehemalige UN-Generalsekretär.
Am Nachmittag widmete sich Annan seinem derzeitigen Engagement, dem Schicksal des afrikanischen Kontinents. Er sprach in den Räumlichkeiten der Philharmonie über die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise, ihre Folgen für Afrika und mögliche Auswege aus Armut und Not. Vorher stand er zusammen mit Kooperationsminister Jean-Louis Schiltz der luxemburgischen Presse Rede und Antwort.

Reiche verschmutzen, die Armen zahlen

„Wir müssen die Botschaft senden, dass Klimawandel ein menschliches Gesicht hat und dass eine Veränderung nötig ist“, sagte Annan. Er setzt sich für ein Eingestehen der eigenen Verantwortung in Sachen Umweltschutz ein und empfiehlt eine ökologischere Lebensweise. „Die meisten Menschen, die den Preis für die Umweltverschmutzung zahlen, sind nicht die Schuldigen. Die entwickelten Länder sind die Verantwortlichen. Als Bürger müssen wir anerkennen, dass Umweltverschmutzung ihren Preis hat, der von den Verursachern selbst bezahlt werden muss.“
Kofi Annan engagiert sich seit längerem verstärkt für „Klimagerechtigkeit“. Im Rahmen des Global Humanitarian Forum verteidigt Annan die Interessen der armen Länder. Der 2007 gegründete Global Humanitarian Forum, der von Annan geleitet wird und seinen Sitz in Genf hat, prangert die ungerechte Verteilung der Folgen des Klimawandels an und versucht über dessen katastrophale Auswirkungen auf Entwicklungsländer aufzuklären. Eine mögliche Lösung ist, laut der internationalen Organisation, die Verschmutzer zur Kasse zu bitten.

„Afrika musssich selbst ernähren“

Auch die Verbesserung der afrikanischen Landwirtschaftspolitik, die sogenannte „Grüne Revolution“, liegt dem Schwarzafrikaner am Herzen. 2007 wurde Kofi Annan Vorsitzender der 2006 ins Leben gerufenen „Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika“ (AGRA). Die Organisation unterstützt kleine afrikanische Landwirte und will sie und ihre Familien vor Hungersnot und Armut retten. „Man muss der afrikanischen Landwirtschaft helfen, mehr zu produzieren. Wir müssen uns in Afrika selbst ernähren können. Deshalb zielen wir auf eine Steigerung der Produktion durch die Verbesserung des Ackerbodens und der Bewässerungssysteme ab“, erklärte der AGRA-Vorsitzende Annan.
In den letzten 15 Jahren ist die Zahl der Afrikaner, die unter der Armutsgrenze leben, auf 50 Prozent gestiegen. Schätzungsweise ein Drittel der Bevölkerung des Schwarzen Kontinents leidet an Hunger. Die afrikanischen Länder selbst haben laut Annan die Verpflichtung, die Korruption zu bekämpfen und ihre Regierungen zu verbessern.

Die Verantwortungder G20-Gruppe

Der Ex-Generalsekretär der Vereinten Nationen unterstrich die Folgen der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise. „Der afrikanische Finanzmarkt ist nicht sehr hoch entwickelt und er ist nicht in das weltweite Finanzsystem integriert, aber Afrika spürt trotzdem die Konsequenzen der Krise“, sagte Annan. Auch die Eventualität von sozialen Unruhen wollte er nicht ausschließen: „Ja, die Möglichkeit besteht durchaus. Denn die Menschen verlieren ihre Jobs und 78 Prozent ihrer Gehälter sind notwendig, um die Familie zu ernähren.“ Kofi Annan äußerte die Hoffnung, dass es für die zusätzlichen Mittel des IWF (Internationaler Währungsfond) künftig einen leichteren Zugriff geben werde und dass die benötigten Hilfsmittel auch rechtzeitig verfügbar sein werden. „Die G20-Gruppe muss zusehen, dass ihre Versprechen auch ausgeführt werden“, sagte Annan.
Der ehemalige Generalsekretär de UNO hat auch den Nahost-Konflikt angesprochen. Er begrüßt die Politik des US-Präsidenten Barack Obama und fordert eine Zwei-Staaten-Lösung: „Bis jetzt kamen die Probleme eher von Seiten der Hamas. Jetzt stehen wir vor einer etwas komplizierteren Sachlage. Heute scheint Israel nicht wirklich mit einer Zwei-Staaten-Lösung einverstanden zu sein. Aber es kann nur Frieden geben, wenn beide Seiten die „Land for peace“-Devise annehmen“.
Präsident Obama sei allerdings auf gutem Wege, auch wenn die Zeiten eher ungünstig erschienen, so Kofi Annan.