„Impfen kann Leben retten!“

„Impfen kann Leben retten!“
(Tageblatt/Alain Rischard)

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Impfen ist der einzige wirkungsvolle Schutz für Erwachsene und Kinder vor ansteckenden Krankheiten. In Luxemburg sind wir gut aufgestellt, sagt Gesundheitsministerin Lydia Mutsch.

Man könne es sich als Behörde auch leicht machen und wie jedes Jahr eine Kampagne über die Bedeutung von Impfungen samt Informationsmaterial starten, sagt Gesundheitsministerin Lydia Mutsch (LSAP) am Dienstag bei einer Pressekonferenz. „Wir machen das aber nicht. Uns ist es wichtig zu betonen, dass Impfen tatsächlich Leben retten kann“, sagt die Ministerin.

Das Thema Impfung scheint Lydia Mutsch am Herzen zu liegen. Sie erklärt energisch, ist mit Zahlen- und Wissenschaftsmaterial ausgestattet, wenn es um den Schutz des Lebens durch Impfungen geht. Die Verben „impfen und schützen“ wird Lydia Mutsch mehr als einmal am Dienstag benutzen.

Von wegen Kinderkram

Die aktuelle Kampagnie des Gesundheitsministeriums richtet sich an Erwachsene. Auf Plakaten und mit Broschüren sollen sie daran erinnert werden, den Impfschutz, den sie als Kind bekommen haben, auch im Erwachsenenalter aufrecht zu erhalten.

Im Zehn-Jahren-Rhytmus soll der Impfschutz gegen Kinderlämung, Keuchhusten, Dyphterie und Tetanus wiederholt werden. Für alle, die nach 1980 geboren und einmalig gegen Masern, Röteln und Mumps geimpft wurden, lohnt sich der Blick in den Impfausweis. Ist die letzte Spritze länger als zehn Jahre her, ist diese Auffrischung sehr zu empfehlen, so Mutsch.

Die „Bremse“ im Kopf

Darüber hinaus will die Kampagne „vorgefestigte Meinungen“ im Kopf in Frage stellen. Eine davon ist, die weit verbreitete und falsche Annahme, dass Impfungen gesundheitsschädlich sind. „Das sind sie nicht!“, betont Mutsch. Sie sind ein Arzneimittel, das auch Nebenwirlkungen haben kann.

Die Mehrheit der Nebenwirkungen, wie Rötungen oder kurzzeitiges Fieber, ist aber harmlos gut behandelbar. Nur ganz selten kommt es zu schweren Komplikationen. In diesem Zusammenhang spricht die Ministerin von einem Entschädigungsgesetz, das in Luxemburg seit 2002 existiert und im Fall einer schweren Komplikation oder gar Tod greift.

Keine wissenschaftliche Beweise

Auch wenn Impfgegner sich besonders viel Mühe geben, einen Zusammenhang zwischen den Impfungen und chronischen Krankheiten wie Krebs, Darmkrankheiten oder Diabetes Typ I nachzuweisen, „so ist (eine solche Verbindung) bis heute nicht wissenschaftlich erfolgt.“

Und auch Ministerin Mutsch nennt den altbekannten Beispiel, vom britischen Forscher, der versuchte eine Verbindung zwischen Impfungen und Autismus zu postulieren. Inzwischen ist dieser Britte Andrew Wakefield, der behauptete, die Kombi-Impfung gegen Masern, Röteln und Mumps ist für Autismus verantwortlich, kein Arzt mehr und seien Hypothese wissenschaftlich regelrecht demontiert.

Keine Pflicht in Luxemburg

In Luxemburg gibt es keine Impfpflicht. Und geht es nach Lydia Mutsch’s Behörde wird es künftig dabei bleiben. „Wir empfehlen jedem, sich impfen zu lassen.“ Die Impfungen in Lxemburg sind für Babys und Kinder, und bestimmte Risikogruppen kostenlos.

Hier verweist Lydia Mutsch auf die enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kinderärzten. Nur der flächendeckenden Impfung von Kindesbeinen an, sei es zu verdanken, dass Luxemburg im weltweiten Vergleich noch immer ganz voren steht, so Mutsch. Damit es so bleibt, appeliert die Ministerin an das Verantwortungsgefühl der Eltern.

Sich gegenseitig schützen

So sagt Lydia Mutsch, sind nur geimpfte Kinder und Erwachsene wirkungsvoll gegen ansteckenden Krankheiten geschützt. Diese können teilweise schwerwiegende Nebenwirkungen nach sich ziehen können, welche von Behinderungen bis zum Tod reichen können. Es ist daher keineswegs eine Frage des Lifestyles oder Coolness nicht zu impfen, schiebt die Ministerin hinterher.

„Es wichtig, dass wir hier einen hohen Impfschutz haben, um Krankheiten, die in Luxemburg ausgerottet wurden, nicht wieder aufkommen zu lassen“, unterstreicht Lydia Mutsch. Daher prüfen die Behörden alle fünf Jahre in einer repräsentativen Studie, wie viele der Kinder zwischen 25 und 30 Monaten geimpft sind.

Noch viel zu tun

In Luxemburg sind die Ergebnisse dieser Erhebungen „noch immer gut“, so Lydia Mutsch. Das zeuge vom hohen Maß des Vertrauens, das die Eltern in den Nationalen Impfprogramm haben. Babys und Kleinkinder bekommen in den ersten Lebensjahren mehrere Kombinationsimpfungen bekommen. Diese decken ansteckende Krankheiten wie Kinderlähmung (Poliomyelitis), Masern, Röteln, Keuchhusten, Dyphterie, Tetanus ab.

Die letzte flächendeckende Erhebung über das Impfverhalten in Luxemburg wurde 2012 durchgeführt. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. 82,3 Prozent der Kinder in Luxmeburg haben den sogenannten Basisschutz gegen Masern, Röteln, Windpocken und Mumps im Rahmen von zwei Kombinationsimpfungen erhalten haben.

Aber diese Zahl liegt unter der Schwelle, um einen wirksamen Schutz für die gesamte Bevölkerung sicherzustellen. So müssten mehr als 95 Prozent der Menschen in Luxemburg gegen Masern und Röteln geimpft sind, damit diese Krankheiten in unserer Region ganz verschwinden, sagt Lydia Mutsch.

Die Notbremse ziehen

2015 gab es in der EU und dem Europäischen Wirtschaftsraum mehr als 30.000 Masern-Fälle. In Deutschland starb ein Kleinkind, das nicht geimpft wurde. Und immer mehr Menschen sterben an den Folgen von Masern, insbesondere in Bevölkerungsgruppen, die kategorisch gegen das Impfen sind, erörtert Ministerin Mutsch die Problematik.

Oder anders gesagt, „wenn immer mehr Eltern sich gegen eine Impfung für ihre Kinder entscheiden, können auch in Luxemburg Infektionskrankheiten, die wir nicht mehr sehen wollen, zurück kommen.“ Hinzu kommt, dass Erregeraus dem Ausland nach Luxemburg eindringen. Kinderlähmung, die in Afrika oder Asien noch immer weit verbreitet ist, Könnte theoretisch irgendwann auch für Luxemburg ein Risiko darstellen.

„Es ist falsch zu glauben, wenn die Krankheit bei uns nicht existiert, stellt sie auch keine Gefahr dar“, klärt Lydia Mutsch auf. Das ist „absolut nicht der Fall“. Eine Impfung ist nur dann nicht nötig, wenn die Krankheit weltweit ausgerottet ist.

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