Gedenken an einen Massenmord

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Vor 70 Jahren tötete die deutsche SS im polnischen Zuchthaus Sonnenburg 819 Häftlinge, darunter 91 Luxemburger. Großherzog Henri und Regierungschef Xavier Bettel reisten nach Polen, um den Opfern zu gedenken.

In der Nacht vom 30. auf den 31. Januar 1945 haben die Gestapo und die deutsche SS 819 Häftlinge des Gefangenenlagers von Sonnenburg (Slonsk, Polen) umgebracht. Unter den Opfern befanden sich 91 Luxemburger. Es ist der größte Massenmord an Luxemburgern während des Zweiten Weltkrieges.

Jedes Jahr wird dem Massaker gedacht. Premierminister Xavier Bettel und Großherzog Henri reisten dieses Jahr nach Sonnenburg, um den vor 70 Jahren ermordeten luxemburgischen Zwangsrekrutierten zu gedenken. Sie legten u.a. einen Blumenkranz an der Gedenkstelle des Massakers nieder. Unter den Opfern befanden sich neben den Luxemburgern auch Gefangene aus Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Norwegen, der damaligen Tschekoslowakei, Ex-Yugoslawien und der UDSSR.

Die Luxemburger Delegation nahm auch an einem Gedenkgottesdienst und der feierlichen Eröffnung des Märtyrer-Museums in Sonnenburg teil.

Das Gefängnis von Sonnenburg wurde 1832 gebaut. In den Zellen waren u.a. im 19. Jahrhundert polnische Unabhängiskeitskämpfer und im 20. Jahrhundert Teilnehmer des Warschauer Aufstands (1944) eingekerkert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gefängnis zunächst von den Nazis als KZ genutzt. Danach wurden dort angeblich deutschfeindliche Personen aus dem besetzten Ausland und Widerstandskämpfer eingesperrt. Am 2. Februar 1945 befreite die sowjetische Armee Sonnenburg. Es gab nur noch wenige Gefangene. Nur vier Personen überlebten das Massaker. Weltweit bekannt sind die Film- und Fotoaufnahmen des Leichenberges im Zuchthaus. Der Fall Sonnenburg spielte nach 1945 in verschiedenen Kriegsverbrecherprozessen eine wichtige Rolle.