Für 6 Gemeinden geht es um mehr als Europa

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In Wiltz, Eschweiler, Böwingen/Attert, Tüntingen und Simmern sowie Hobscheid wählen am Sonntag die wahlberechtigten Bürger nicht nur ihre Europawunschkandidaten.

Für sie geht es an dem Tag in einem Referendum auch um die Entscheidung, zu fusionieren. Wenn die Fusionen kommen, wird sich einiges ändern, bei manchen sogar der Name. Die Stimmung ist gut, Optimismus überwiegt. Der Eindruck entsteht, wenn die Bürgermeister sich zur Fusion und zum anstehenden Referendum äußern.

Wiltz strebt ganz klar nach mehr politischem und wirtschaftlichem Gewicht, die die neue Fusionsgemeinde mit dann 6.200 Einwohnern gegenüber dem stark besiedelten Süden und der Nordstad haben wird. Das betont auch der Bürgermeister der „kleinen Schwester“ Eschweiler, die durch die Fusion hinzukommt. „In den kleinen Gemeinden geht nichts voran“, sagt François Rossler, der Bürgermeister von Eschweiler mit 900 Einwohnern, „mit Wiltz haben wir einen starken Partner.“ Rossler zeigt sich zuversichtlich, dass das Referendum positiv ausgeht. Im Falle Wiltz – Eschweiler fließen 11,4 Millionen Euro in den Haushalt der neuen Gemeinde und es bleibt beim Namen.

Das wird im Falle einer Fusion von Böwingen/Attert und Tüntingen nicht so sein. Die neue Gemeinde heißt, wenn sie kommt, „Helperknapp“, und hat knapp 4.000 Einwohner.

Auch hier herrscht Zuversicht. „Wir stehen nicht in Konkurrenz zueinander“, sagt der Böwinger Bürgermeister Paul Mangen auf Anfrage des Tageblatt. Im Gegenteil: schon lange kooperiere man miteinander, spiele Fußball zusammen, die Feuerwehren beider Orte arbeiten zusammen. „Es ist nicht so, dass die Leute in den beiden Gemeinden sich nicht kennen“, bekräftigt Mangen und zählt weitere Vorteile auf. Die Tüntinger hätten eigenes Wasser, von dem man nach einer Fusion profitiere und die leidige Situation des Schulunterrichts könne endlich in Angriff genommen werden.

Vorteile überwiegen

Bisher würden die Schüler der Gemeinde an elf verschiedenen Plätzen unterrichtet. Die neue Zentralschule in Brouch soll hier Abhilfe schaffen und die Subsidien des Staates im Falle einer Fusion in Höhe von knapp 7 Millionen Euro das Projekt vorwärts bringen.

Das Gelände steht seit dem Immobilientauschprojekt zwischen der Kirchenfabrik Brouch und der Gemeinde vom November 2013 bereit. Weiteres Geld aus den Fusionssubsidien sollen in eine Einrichtung zum „Betreuten Wohnen im Alter“ fließen. „Wir hoffen, dass wir dann eine Dépendance des Merscher Altenheims in die Gemeinde bekommen“, sagt Mangen.

Kein Wermutstropfen? „Die Gemeinde hat dann ihren Sitz in Tüntingen“, sagt der Bürgermeister, „darüber haben sich viele Sorgen gemacht“. Trotzdem lautet seine Einschätzung: „Wir schaffen die 50-Prozent-Marke bei der Abstimmung.“

Simmern dürfte mit gemischten Gefühlen an das Referendum herangehen. An den Simmerern liegt es nicht. Sie hatten sich schon 2010 mehrheitlich für eine Fusion mit Koerich ausgesprochen.

79 Prozent stimmten damals im Oktober dafür, scheiterten aber an den Gegenstimmen der Koericher. Sie hatten sich mit 56 Prozent mehrheitlich gegen die Fusion ausgesprochen.

Mehr als 50 Prozent müssen aber dafür sein, um die von der Regierung gewollten Zusammenschlüsse zu ermöglichen. „Mangelnde Kommunikation“ wurde damals als einer der Gründe kolportiert.

Hobscheid und Simmern – ungewiss?

Die Einwohner von Simmern gehen gut informiert in die Abstimmung.

Drei Infoveranstaltungen und ein Flyer, der an die Haushalte verteilt wurde, lassen fast keine Fragen offen.

Das alles kann auf der Internetseite der Gemeinde nachgelesen werden. Auf der Internetseite der Gemeinde Hobscheid ist es dagegen in dieser Richtung verdächtig leer. In der Suchfunktion findet sich unter „Fusion“ nur eine veraltete Absichtserklärung der beiden Bürgermeister vom Oktober 2013.

Der Bürgermeister von Simmern war gestern leider für eine Stellungnahme nicht erreichbar.