Ein halbes Jahrhundert versteckt

Ein halbes Jahrhundert versteckt
(MNHA/Tom Lucas)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

LUXEMBURG - Im Gesundheitsministerium schlummern richtige Schätze. Unter einer großen Weltkarte war ein Werk des berühmten französischen Art-déco-Malers Jean Dunand versteckt.

Offenbar wusste niemand mehr, welcher Schatz sich in der Villa Louvigny unter einer großen Weltkarte verbarg. „Der Saal, der eigentlich auch Art déco ist, wurde komplett renoviert. Als die Platten, wo die Weltkarte darauf war, abgenommen werden sollten, um restauriert zu werden, wurde festgestellt, dass sich dahinter noch ein anderes Werk versteckt“, so Gosia Nowara, Konservatorin am MNHA.

Ein halbes Jahrhundert versteckt

Das Werk, das ungefähr drei mal vier Meter misst, ist in einem sehr guten Zustand. Es soll ins Inventar des MNHA aufgenommen werden, bleibt aber in der Villa Louvigny hängen. „Das Werk ist original für diesen Ort gemacht worden“, erklärt Nowara. Wann genau das Werk dorthin kam und wie und weshalb es schließlich von dem anderen Werk überdeckt wurde, ist schwer zu sagen. Die Umbauarbeiten in der Villa Louvigny zu Büros und Radiostudios seien 1939 abgeschlossen worden. „Jean Dunand hat wahrscheinlich dieses Werk zwischen 1937 und 1939 hergestellt. Es ist nur signiert, aber nicht datiert“, erklärt Nowara. Anders dagegen die Weltkarte, die sich darüber befand.
Sie ist auf das Jahr 1953 datiert und auch signiert. Angefertigt wurde sie von Jean Blasset und André Guggiari.

Das Werk von Jean Dunand schlummerte demnach mehr als ein halbes Jahrhundert an den Wänden der Villa Louvigny, bis es im Sommer vergangenen Jahres durch Zufall wieder zum Vorschein kam.

Und dort soll es auch bleiben. „Es ist nicht leicht, es aus der Villa zu bringen, deshalb ist es auch vor Ort restauriert worden“, so Nowara. Das Bild sei auch aller Wahrscheinlichkeit nach für eben diesen Ort gedacht gewesen. Wahrscheinlich war es eine Auftragsarbeit an den Künstler.

Jean Dunand ist vor allem für seine Lackarbeiten bekannt. Zu Lebzeiten hatte er es als Art-déco-Künstler zu Berühmtheit gebracht. In seiner frühen Schaffenszeit verbuchte er u.a. Erfolge als Kupferschmied (u.a. eine Goldmedaille bei der „Exposition universelle“ von 1900). Er variierte aber während seines Schaffens die Stilarten und Disziplinen.

„Un laque de Dunand“

Entscheidend wird aber eine Begegnung im Jahr 1912 mit dem japanischen Künstler Seizo Sugawara, der ihn in die Lackmalerei einführte. Dunand genießt darin bis heute einen Weltruf, „un laque de Dunand“ habe in der Kunst fast Sprichwortcharakter, so Nowara.

Zu Dunands bekanntesten Auftragsarbeiten gehören u.a. riesige dekorative Tafeln im Innenbereich der Passagierdampfer „Atlantique“ und „Normandie“. „Jean Dunand hat sich auf die Lack-Technik spezialisiert und er war der große Maler, der das damals gemacht hat.“

Einzelexemplar in Luxemburg

Im März werde bei Sotheby’s die Versteigerung einer Kollektion stattfinden, zu der auch Werke von Dunand gehören. Dann werde man sehen, welche Preise dort erzielt werden. „Die Preise entwickeln sich ständig, aber das ist mit Sicherheit keine kleine Summe“, so Nowara, die sich mit Schätzungen vorsichtig zurückhält.

Die Preise für Art-Déco-Werke seien aber in letzter Zeit bei Versteigerungen nach oben gegangen. Bis zu 250.000 Euro würden für manche Werke schon mal gezahlt. So weit bekannt, scheint es sich bei diesem Werk um den einzigen „Dunand“ in Luxemburg zu handeln.