Ein Eindruck vom Westen Madagaskars

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Seit Ende Juli können die Besucher des Bettemburger Tierparks einen Blick in die neue Madagaskar-Halle werfen. Zwar ist sie noch nicht ganz fertiggestellt und auch die meisten Tiere sind noch nicht eingezogen, aber jene, die einen ersten Eindruck von der Halle erhaschen und die exotische Flora bestaunen möchten, kommen auf ihre Kosten. Simone Heiderscheid

Bettemburg – Madagaskar, die viertgrößte Insel der Welt, wurde vor Millionen von Jahren vom afrikanischen Kontinent getrennt und so entwickelte sich hier eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt. 100 Prozent der madegassischen Fauna und 80 Prozent der Flora sind endemisch, haben sich also aufgrund der langen geografischen Isolation nur hier entwickelt. Allerdings sind 90 Prozent der Wälder, die die Insel einst bedeckten, mittlerweile verschwunden. Mit der Halle möchte der Park also auch Sensibilisierungsarbeit für einen bedrohten Schatz leisten. Die Idee dazu entstand vor rund sieben Jahren. Auf Madagaskar gibt es verschiedene Klimaregionen: Während sich in den niederschlagreichen Zonen im Osten Madagaskars Regenwald gebildet hat, ist im Westen der Insel, wo es auch ausgedehnte Trockenzeiten gibt, eine ganz andere Flora zu finden – Sukkulenten, also wasserspeichernde Pflanzen; Wolfsmilchgewächse; Bäume, die in der Trockenperiode ihr Laub verlieren und natürlich die Ravenala, der Wappenbaum Madagaskars. Die geplante Halle wäre mit ihren 576 Quadratmetern Grundfläche und sieben Metern Höhe zu klein, um als Gewächshaus für Regenwaldvegetation zu dienen. Eine Madagaskar-Regenwald-Halle, wie sie sich im Zürcher Zoo befindet, wurde in Bettemburg nicht errichtet. Pflanzen können nicht einfach aus Madagaskar importiert werden. Ein Teil der Flora für die Halle erwarb der Bettemburger Park bei spezialisierten niederländischen Großhändlern. Deswegen gehören einige Pflanzen, die jetzt in Bettemburg stehen, zwar Gattungen an, wie sie auf Madagaskar zu finden sind, aber nicht den madegassischen Arten. Ein anderer Teil der Pflanzen stammt aus der Sammlung des Schweizers Ralf Hoffmann, der sich seit 20 Jahren für die madegassische Flora begeistert. Hierbei handelt es sich um Pflanzen, die ursprünglich von der Insel stammen oder nachgezüchtet worden sind. Solch eine Kollektion ist üblicherweise nicht in Tierparks zu finden und so stellt der Kontakt zu dem Schweizer Botaniker einen außerordentlichen Glücksfall für den „Parc merveilleux“ dar.

Tomatenfrösche und Mohrenmakis

Madagaskar-Enten sind im Augenblick die einzigen Tiere, die in der Halle leben. Als nächstes kommen Strahlenschildkröten, die aus dem Zoo von Amnéville stammen und sich zurzeit noch in Quarantäne befinden, in ihr Gehege. Die größte Chamäleon-Population weltweit lebt auf Madagaskar und deswegen wird auch ein Pantherchamäleon in ein Terrarium der Halle einziehen. Weitere Terrarien sind für Taggeckos, die spektakulär gefärbten Tomatenfrösche und eine Schlange vorgesehen. Der Hammerkopf oder Schattenvogel hat eine symbolische Bedeutung für die madegassische Kultur – ihm ein Leid anzutun soll Unglück bringen. Dass die Hammerköpfe im Bettemburger Park demnächst aus ihrem kleineren Gehege in die Halle umziehen, in der sie dann frei umherfliegen können, kann dem „Parc merveilleux“ also nur Glück bringen. Daneben werden in der Halle auch Küstenreiher zu sehen sein und Grauköpfchen, die allerdings in einer Voliere untergebracht werden. Noch ist nicht fest entschieden, welche Tiere das Nachttierhaus in der Halle bewohnen werden, aber eine beschlossene Sache ist, dass die Mohrenmakis, die jetzt noch in einem Gehege beobachtet werden können, später in der Halle leben werden. Da man aber vermutet, dass die pflanzenfressenden Lemuren auch Appetit auf die teuer erstandene Flora haben, werden es nur wenige Exemplare sein. Auch die Mohrenmakis – die namengebende schwarze Färbung des Fells haben nur die männlichen Tiere, die Weibchen sind rötlich gefärbt – werden sich frei in der Halle bewegen können und da es sehr neugierige Tiere sind, werden sie, so vermutet Romain Schoos von der Zooschule, recht schnell ihre Scheu vor den Besuchern verlieren.

Der „Parc merveilleux“ ist noch bis zum 12. Oktober täglich von 9.30 bis 18.00 Uhr geöffnet. Die Madagaskar-Halle kann zwischen 13.00 und 17.00 Uhr besichtigt werden.