Eine „never ending story“: Mit diesen Worten bezeichnete Ben Fayot am vergangenen 16. Oktober im Parlament die Nationalbibliothek. Ausgangspunkt für die vom LSAP-Abgeordneten beantragte Interpellation war der Platz- und Personalmangel in der „Bibliothèque nationale de Luxembourg“ (BnL).
Dass die Räumlichkeiten in der am Boulevard Roosevelt gelegenen BnL nicht mehr zeitgemäß sind, ist seit geraumer Zeit bekannt. Seit Anfang der 70er Jahre, als die Nationalbibliothek in die renovierten Räume des ehemaligen Athenäums zog, spitzte sich die Lage immer mehr zu. Um das Problem des chronischen Platzmangels zu beheben und um die Einrichtungen den Herausforderungen einer modernen Bibliothek anzupassen, beschließt die Regierung Anfang 2002, die Nationalbibliothek, die damals wie heute auf mehrere Ausweichstandorte zurückgreifen musste, an einen zentralen Ort, im Europaviertel auf Kirchberg, anzusiedeln. Die Wahl fällt auf das Robert-Schuman-Gebäude auf der place de l’Europe. Ein Architektenwettbewerb zum Umbau des bis dato von der Verwaltung des Europäischen Parlaments genutzten Gebäudes wird veranstaltet, den Zuschlag erhält 2003 das deutsche Architektenbüro Bolles & Wilson. 2004 wird ein Gesetzesvorentwurf eingebracht, im Herbst des darauf folgenden Jahres kündigt die Regierung denn aber an, dass die neue Nationalbibliothek nicht zu den Projekten zählt, die 2006 und 2007 umgesetzt werden sollen. Als Grund werden Verspätungen bei dem für diese Zeitspanne geplanten Umzug der rund 600 EU-Beamten des Schuman-Gebäudes genannt.
Skepsis
Die Direktorin der BnL, Monique Kieffer, sieht die Aussagen von Staatssekretärin Octavie Modert, die Bibliothek könne vielleicht noch 2013 umziehen, mit einer gewissen Skepsis. „In einem Gutachten des Europäischen Parlaments steht, dass die neuen Räumlichkeiten für die EU-Beamten, die derzeit im Schuman-Gebäude arbeiten, erst 2014 fertig gestellt sein werden“, erklärt sie.
Demnach und wenn keine andere Lösung gefunden würde, könne erst in knapp sechs Jahren mit dem Abriss des Schuman-Gebäudes, zu dem die Regierung sich mittlerweile entschlossen hat, und mit dem Neubau für die Nationalbibliothek begonnen werden. 2015 beziehungsweise 2016, wenn nicht sogar 2017 erscheint demnach realistischer als Eröffnungsjahr für eine neue Nationalbibliothek auf Kirchberg. Derweil versuchen die Verantwortlichen der BnL das Beste aus der aktuellen Situation zu machen.
„Momentan werden verschiedene Umbauarbeiten durchgeführt“, erläutert die BnL-Direktorin. „Um unserer Mission als Nationalbibliothek gerecht zu werden, müssen wir auch die letzte Ecke des Gebäudes bestmöglich ausnutzen.“
Eine dauerhafte Lösung sei dies aber nicht. „Wir haben keinen Millimeter Platz mehr, es mangelt an vielem.“
Der Eingangsbereich entspreche nicht mehr den modernen Sicherheitsbedingungen, Lesesäle, ein spezieller Raum für die seltenen und wertvollen Werke, ein Ausstellungs- sowie ein Konferenzraum fehlen.
Und auch die derzeit limitierten Öffnungszeiten (die BnL hat z.B. samstagnachmittags geschlossen) entsprechen nicht mehr den Bedürfnissen der Leser. „Um diesen Umstand genau wie die chronischen strukturellen Probleme in allen anderen Bereichen auch beheben zu können, brauchen wir aber mehr Personal“, beklagt Kieffer.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer aber bleibt: Vor drei Wochen hat das Parlament einstimmig eine Motion verabschiedet, in der die Regierung dazu aufgefordert wird, die Probleme der BnL noch vor Ablauf dieser Legislaturperiode anzugehen.
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