Der Boden bleibt golden

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Laut den Zahlen der „Chambre des métiers“ gibt es immer noch 240 offene Lehrstellen. Leider verfügen viele Ausbildungswillige nicht über die nötigen Grundkenntnisse./ Claude Molinaro

Vorschläge, wie dieses Ungleichgewicht gelöst werden könnte, stellte die Handwerkerkammer gestern Morgen der Presse vor.

Der klassische Gesellenbrief sei immer noch eine Garantie, später eine Arbeit zu finden, sagte Paul Ensch, Direktor der „Chambre des métiers“, gestern der Presse gegenüber. Eine kürzlich durchgeführte Umfrage ergab, dass 90 Prozent der Jugendlichen mit abgeschlossener Lehre eine feste Anstellung gefunden haben, oder sich in einer Weiterbildung befinden; 70 Prozent haben ihre Anstellung in der Firma gefunden, die sie ausgebildet hat.
Kleine und mittlere Betriebe haben immer größere Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden. Für 2009 stehen den Zahlen der Handwerkerkammer zufolge 892 Ausbildungsplätze zur Verfügung, für die sich 650 Interessenten gemeldet haben. 242 Stellen bleiben also unbesetzt.
Eines der Probleme sei, dass die Wünsche der Jugendlichen bezüglich einer Ausbildung und die Erwartungen der Betriebe manchmal weit auseinanderliegen. Viele Jugendliche besäßen oft nicht das notwendige Niveau, um die Ausbildung zum „Certificat d’aptitude technique et professionnel“ (CATP) zu beginnen. Hinzu kommt, dass sich die Berufswünsche oft nicht mit den offenen Stellen decken.

Mehr Lehrgeld

Um dieses Problem zu lösen, schlägt die Handwerkerkammer den Posten eines „matchers“ vor, der ausbildungswillige Jugendliche zu den Berufen orientiert, wo es offene Stellen gibt.
Generell müsse die Berufsorientierung in den Schulen verbessert werden. In diesem Zusammenhang wird eine nationale Orientierungsinstanz, eine Art „Guichet unique“ für Auszubildende, gefordert. Da Kinder mit romanischem Hintergrund in unserem Schulsystem oft benachteiligt seien, soll in den ersten Jahren der Grundschule getrennt in deutsch und französisch alphabetisiert werden.
Um mehr Jugendliche für eine klassische Lehrlingsausbildung zu gewinnen, schlägt die Handwerkerkammer ebenfalls vor, die Lehrlingsentschädigung auf das Niveau des Mindestlohns anzuheben.
Dieser Zusatz soll allerdings erst am Ende der Lehrlingszeit ausbezahlt werden. Auch wünscht sich die CDM, dass der „apprentissage adultes“ auf alle Berufe ausgeweitet wird. Von insgesamt 1.600 Lehrlingen studieren 288 im Rahmen der Erwachsenen-Ausbildung.
Gut ausgebildetes Personal sei ein Vorteil was die Wettbewerbsfähigkeit betreffe, meinte Direktor Paul Ensch. Als größter Arbeitgeber im Land mit 70.000 Beschäftigten in 5.000 Betrieben (s. Grafik) habe das Handwerk ein natürliches Interesse daran, dass die Jugendlichen eine gute Ausbildung erhalten.
Mit der Reform der „Formation professionelle“ ist die Handwerkerkammer grundsätzlich einverstanden, sieht jedoch Probleme bei der praktischen Umsetzung. Das neue System soll ab der nächsten „Rentrée“ anlaufen, was bedeutet, dass die neuen Spielregeln bis kommenden März bekannt sein müssten. Da noch einige großherzogliche Verordnungen fehlten, werde die Zeit langsam knapp.