Freitag7. November 2025

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Beschäftigung soll abgesichert werden

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Keine Krisenstimmung gestern Morgen nach der Sitzung von Gewerkschaften, Bankenpatronat und Regierung. Thema war der Finanzplatz und wie die Beschäftigung abgesichert werden kann. Eingesetzt wurde eine technische Arbeitsgruppe. Sie soll die Entwicklung im Auge behalten. Lucien Montebrusco

Anderthalb Stunden dauerte das Treffen gestern Morgen im Wirtschaftsministerium. Dann verließen Gewerkschafter, Vertreter von Patronat und Regierung wortlos den Sitzungssaal. Am Tisch der Mini-Tripartite hatten sich die Präsidenten von OGB-L, LCGB, Aleba, Spitzenvertreter von ABBL und ALFI sowie die Minister Luc Frieden, François Biltgen und Jeannot Krecké versammelt. Nicht über die Finanzkrise sei diskutiert worden, sondern über den Erhalt der Beschäftigung in diesem Sektor, sollte Arbeitsminister Biltgen später präzisieren.
„Wir sind nicht der Ansicht, dass wir uns derzeit in einer Krise befinden wie damals während der Stahlkrise, wo man sich überlegen müsste, wie viele Stellen abgebaut werden müssen, um unterm Strich noch etwas zu erhalten“, so OGB-L-Präsident Jean-Claude Reding. Es gehe vielmehr darum, zu untersuchen, wie man die fachlichen Kompetenzen am Bankenplatz am besten einsetzen könne.
Als absolut wichtig bezeichnete LCGB-Nationalpräsident Robert Weber die Gespräche. Sie dienten dazu, eine Bilanz der Situation zu ziehen. Seine Gewerkschaft hatte die Einberufung einer Bankentripartite angeregt. Man wolle die Entwicklungen am Finanzplatz im Auge behalten.
Vereinbart wurde eine technische Arbeitsgruppe. Sie soll eine Bestandsaufnahme der Fachkräfte im Finanzsektor erstellen, untersuchen, wo welche Mitarbeiter noch gebraucht werden. Wie sie zu einer neuen Arbeitsstelle vermittelt werden können, welche berufliche Weiterbildung sie belegen müssen. Es sei eine Grundlage zum Erhalt der Arbeitsplätze geschaffen worden, so Redings Schlussfolgerung gestern.
Jeder größeren Bewegung am Finanzplatz müsse präventiv begegnet werden, so Weber. Dazu müsse das anlässlich der Tripartite 2006 vereinbarte Modell des „maintien dans lemploi“ greifen. „Es muss verhindert werden, dass Personen arbeitslos werden.“ Arbeitsplatzabbau werde man wohl nicht vermeiden können, aber Arbeitslosigkeit schon. Derzeit könne man noch nicht von einer Katastrophe reden. Die Vermittlung von Fachkräften könne nur in Zusammenarbeit mit den Patronatsorganisationen ABBL und ALFI und natürlich dem Weiterbildungszentrum IFBL erfolgen, so Weber.

„Panik vermeiden“

In der Vergangenheit sei der Finanzplatz jener Sektor gewesen, der die meisten Arbeitsplätze geschaffen habe, sagte Arbeitsminister Biltgen. Der Sektor habe stets viele hochqualifizierte Arbeitskräfte gefordert. Was zur Folge hatte, dass bis vor kurzem noch immer Personalbedarf bestanden habe. „Bei Restrukturierungen konnten die Beschäftigten schnell eine neue Stelle finden“, so Biltgen. Ungewiss sei, wie es nun weitergehen werde. Man habe derzeit das Gefühl, dass es nun zu einem Einstellungsstopp kommen werde. Informationen, dass massiv abgebaut werde, habe man nicht.
Auch Biltgen betonte, dass nun auf Beschäftigungserhalt gesetzt werden müsse. Das „maintien dans lemploi“ sei in der Bankenwelt wenig genutzt worden, weil es bisher keine Beschäftigungsprobleme gegeben habe. Zufrieden gab sich Biltgen über die Bereitschaft der ABBL und der ALFI, diesen Weg mitzugehen.
Die technische Arbeitsgruppe soll vom Beschäftigungsministerium geleitet werden. Ihr gehören ebenfalls Vertreter des Budget- und Wirtschaftsministeriums sowie der Patronatsvereinigungen und der Gewerkschaften an. Sie soll sich monatlich treffen.
Die Arbeitsgruppe solle auch zum besseren Informationsaustausch beitragen, um zu verhindern, dass jeder in seiner Ecke in Panik verfalle, sagte Biltgen. In Panikstimmung wollte er selbst nicht verfallen. Man wisse nicht, was noch alles passieren könne. Man wolle jedoch vorbereitet sein, um auch bei Beschäftigungsfragen so schnell reagieren zu können, wie man das an anderer Stelle getan habe.
Übereinstimmung herrschte gestern auch bezüglich der Regierungspolitik während der Finanzkrise. Es sei wesentlich gewesen, die großen Banken zu stützen, um den Finanzsektor zu stabilisieren, so Reding. 

 BANKENPLATZ
– 154 Banken (Stand: Ende September 2008)
– 27.003 Beschäftigte (Stand Juni 2008)