Aus den Augen, aus dem Sinn

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Manche Verantwortlichen im Land gehen mit dem geschichtlichen Erbe ihrer Orte schändlich um. Denkmäler werden abgebaut und verschwinden, ohne dass jemand noch davon spricht. Mit einem solchen Beispiel kann sich jetzt auch die Stadt Ettelbrück „rühmen“.

Es handelt sich hierbei um das Wandrelief mit den beiden Harfe spielenden jungen Männern. Seit 1952 zierte das Relief das „Auditoire Prince Jean“, den Ort, wo am 5. Juni 1864 zum ersten Mal die spätere Nationalhymne „Ons Heemecht“ uraufgeführt wurde. Der „Kiosk“ befand sich auf der place Marie-Thérèse, dem Schulhof der Ettelbrücker Grundschule.

Über dem Relief waren zwei bronzene Scheiben mit den Gesichtern der beiden Komponisten und Dichter der Hymne, Michel Lentz und Johann-Anton Zinnen, angebracht. Ein Schriftzug erinnerte zudem an die Bedeutung des Ortes.

Nach dem Krieg hatte man dieses Auditorium mit erwähntem Denkmal an der Stelle errichtet, an der einst ein Kiosk stand, der 1944 von den deutschen Besatzern abgerissenen wurde.

Abgetragen und …
weg

Als nun vor einigen Jahren die Ettelbrücker Grundschule vergrößert wurde, musste die im Volksmund „Kiosk“ genannte Struktur weichen.

Auch das Denkmal wurde abgetragen und verschwand.

Aufgrund eigener Recherchen konnte das Tageblatt dieses Wandrelief auf einem Werkhof der Gemeinde Ettelbrück am Rande eines Waldstücks in Richtung Bürden, ausmachen. Wie anhand des uns zugespielten Fotos zu sehen ist, liegt es dort in einer Ecke des Geländes und fristet moosbewachsen sein jämmerliches Dasein. Auch scheint die obere Abdeckplatte des Denkmals gebrochen.

Über den Verbleib der beiden bronzenen Scheiben mit den Gesichtern liegen dem Tageblatt hingegen keine Informationen vor.

Um das 150-jährige Jubiläum der Uraufführung in diesem Jahr zu feiern, hat die Gemeinde ein neues Denkmal in Auftrag gegeben. Am 20. September 2014 soll es in Beisein des Großherzogs eingeweiht werden. Es handelt sich hierbei um eine 3,30 Meter hohe bronzene Hand, übersät mit 550 Mündern.

Die Zahl der Münder symbolisiere die Sänger, die damals im Jahr 1864 die Hymne vortrugen. Der Gesamtkostenpunkt für das neue Denkmal soll sich auf rund 300.000 Euro belaufen.