„Am Dauschen iwwert d’Strooss vun Eisen“

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Am Samstag und Sonntag steigt im Bahnhof Luxemburg das große Fest zum 150-jährigen Bestehen der Eisenbahnen in Luxemburg. 150 interessante Jahre. Francis Wagner

Die Luxemburger erlebten ihren ersten „Feierwon“ aber nicht im Mai 1859, sondern erst am 4. Oktober.
An jenem Tag wurde die Strecke von Arlon nach Luxemburg offiziell in Betrieb genommen. Tags darauf stand dann gleich die Einweihung der zweiten Strecke, jener von Luxemburg über Thionville nach Metz, auf dem Programm.
Der Luxemburger Staat war damals ziemlich arm: Vor der Entstehung der Stahlindustrie fehlte diesem Agrarland das enorme Kapital, das man für den Bau von Eisenbahnstrecken braucht, vorne und hinten. Es waren also ausländische Financiers, die den Bau der Bahnen in Luxemburg bewerkstelligen sollten.

Die „Reichseisenbahn“ und der „Prënz“

Bis zur Gründung der staatlichen CFL im Jahre 1946 sorgten zwei Bahngesellschaften für die Abwicklung des Eisenbahnverkehrs hierzulande: die mit französischem Kapital gegründete Wilhelm-Luxemburg-Bahn (WL) und die 1868 mit belgischem Geld geschaffene Prinz-Heinrich-Bahn (PH).
Die WL delegierte den Betrieb auf ihrem Netz an andere Gesellschaften. Im Laufe der Zeit waren dies die französische „Compagnie des chemins de fer de l’Est“ (Est), die belgische „Compagnie du Grand Luxembourg“ (CGL) und die „Königlich preußische Eisenbahnverwaltung“ (KPEV). Zwischen 1872 und 1918 betrieben die „Reichseisenbahnen in Elsass-Lothringen“ (EL) das WL-Netz.
Und ab 1919, als Elsass und Lothringen wieder französisch wurden, das „Réseau Alsace-Lorraine“ (AL).
Das WL-Netz umfasste im Wesentlichen die großen von der Hauptstadt ausgehenden Durchmesserstrecken: Luxemburg-Arlon (-Brüssel), Luxemburg-Thionville (-Metz), Luxemburg-Trier und Luxemburg-Gouvy (-Liège).
Das Netz der PH wurde komplementär zu diesen Strecken angelegt. Kronjuwel im Besitz der PH war die Minettestrecke, die von Esch (dessen PH-Bahnhof man heute noch an der Belvaler Straße gegenüber der Firma Cloos sehen kann) über Differdingen nach Petingen führte.
Der Profit aus dem Transport von Minette, Koks, Eisen und Stahl sollte den PH-Aktionären ihre Investition versüßen, was aber mehr schlecht als recht funktionierte.
Ergänzend zu den Strecken der WL erbaute die PH ferner die Strecken Petingen-Dippach-Luxemburg, die sich in südliche Richtung nach Rodange (-Longwy) erstreckte. Auch die „Attertlinie“ Petingen-Ettelbrück sowie die Sauerlinie Ettelbrück-Diekirch-Echternach-Wasserbillig gehörten zum PH-„Imperium“.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Luxemburger Bahnen von Hitlers Reichsbahn (Direktion Saarbrücken) betrieben. Der Krieg setzte Mensch und Material arg zu. Die Stunde der Verstaatlichung hatte geschlagen. Am 17. April 1946 gingen PH und WL in der neugegründeten CFL auf.
Im Jahre 1956 fand Luxemburg Anschluss an die eisenbahntechnische Moderne: Die Elektrifizierung nach Thionville und Arlon wird eingeweiht. Erst 1958 erhält die CFL allerdings ihre ersten Elektroloks der Serie 3600.
Im Gütersektor endet die Staatsbahnära im Jahre 2006, als die CFL zusammen mit dem Stahlkonzern Arcelor die Gesellschaft CFL Cargo gründet, die auch grenzüberschreitend (u.a. mit Tochtergesellschaften in Deutschland und Dänemark) tätig ist.
Einer der schönsten Tage der Luxemburger Eisenbahngeschichte war aber ohne Zweifel der 15. März 2007: Seit diesem Tag ist Luxemburg, dank TGV, nur noch zwei Stunden und 15 Minuten von Paris, Europas faszinierendster Stadt, entfernt.

„Jhangeli“,„Charly“ & Co.

Legendären Status besaßen in Luxemburg die ländlichen Sekundärbahnen. Der „Charly“ verkehrte vom Bahnhof Luxemburg quer durch die Stadt nach Echternach.
Dampfloks und der automobile Verkehr hatten manchmal Probleme, aneinander vorbeizukommen. Am 13.6.54 machte der Autobus dem „Charly“ den Garaus. Der „Benny“ schnaufte indes gar nur bis zum 2. Mai 1948 von Diekirch nach Vianden
Dem „Jhangeli“, der vom Bahnhof Luxemburg via „den Houwald“ nach Remich schnaufte, wurde sogar ein eigenes Lied gewidmet. Daneben gab es aber noch mehrere andere meterspurige „Tortillards“ z.B. jener von Cruchten nach Fels und jener von Noerdingen nach Martelingen (wo man Anschluss an das fast lückenlos gesponnene belgische „Vicinal“-Netz hatte.)
Doch angesichts der in den 50er Jahren in Luxemburg aufkommenden Ideologie des „tout automobile“ waren die Schmalspurbahnen zum Tode verurteilt. Am 22. Mai 1955 erloschen beim „Jhangeli“ definitiv die Feuer.
Die Schweiz dagegen verfügt heute noch über ein hochmodernes Netz von Meterspur- und anderen Schmalspurbahnen. Was uns daran erinnert, dass der Luxemburger „Jhangeli“ ursprünglich von der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) erbaut und betrieben worden war.