„Es war das beste Jahr für Luxairtours“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Reisesparte des Luxairkonzerns, Alberto Kunkel am Mittwoch. Luxairtours verkaufte Reisen an 264.000 Kunden und beförderte damit in den Hin- und Rückflügen 528.000 Passagiere. Zum Ergebnis sagte Kunkel nichts. Im Reisejahr 2011/2012 war Luxair Tours die einzige profitable Sparte des Luxairkonzerns gewesen. Damals hatte der Reisekonzern einen Gewinn von fünf Millionen Euro erwirtschaftet. Die Zufriedeneit in den Gesichtern der Luxair Tours-Chefs zeigte am Mittwoch früh, dass es für das abgelaufene Reisejahr nicht weniger sein dürfte.
Das Luxemburger Reise-Unternehmen hat im vergangenen Jahr seine Kundenstruktur im wesentlichen behalten. Franzosen und Luxemburger stellen je 39 Prozent der Kunden, Belgier und Deutsche je elf Prozent.
Tunesien, großer Verlierer
Die internationale Kundschaft macht sich in Verschiebungen der Reiseziele bemerkbar. Franzosen reagieren schreckhaft auf Ereignisse in Nordafrika und meiden Reiseziele in Tunesien. Franzosen buchten bei Luxair Tours für Tunesien weniger als 6.000 Reisen. Tunesien gehört zu den großen Verlierern. Aber auch Ägypten weist ein deutliches Minus aus. Die Konsequenz: Scharm el Cheik fliegt Luxair Tours nicht mehr an. Marokko hingegen profitiert von dem Eindruck der Stabilität und gehört zu den bevorzugten Reisezielen in Nordafrika, genauso wie Djerba, das unter der schlechten Reputation Tunesiens nicht zu leiden scheint und sogar zugelegt hat.
Wichtigste Reisedestination des Tourismus-Unternehmens sind und bleiben die kanarischen Inseln vor Spanien und Portugal. Griechenland wird von den Touristen wieder gewünscht, Korsika ist neuer Geheimtipp bei Luxair Tours mit mittlerweile 25 Hotels, in denen der Konzern Kontingente gebucht hat. Antalya und Izmir profitierten von der Abneigung gegen Tunesien.
Buchungen vornehmlich aus dem Katalog
Reisen werden bei Luxair weiter aus den Broschüren und Katalogen gebucht. Der Direktverkauf über das Internet liegt zwar bei zehn Prozent, aber aus den Broschüren des Unternehmens kommen immer noch 73 Prozent der Buchungen. Der Hauptkatalog ist mit 68 Prozent dabei führend. Broschüren wie „Happy Summer“ oder „Summer Specials“ haben mit 22 Prozent mittlerweile aber einen beträchtlichen Anteil gewonnen. Das Papier für die Kataloge ist Recycling Papier. Dennoch gibt das Unternehmen gut eine Million Euro für den Druck der Broschüren aus. Da es in Luxemburg keine Druckerei mehr gibt, die die Broschüren herstellen kann, werden sie in Deutschland gedruckt. Die Verteilung erfolgt dann von Luxemburg aus.
Luxairtours reagiert sensibel auf Verschiebungen und Wünsche der Kundschaft, überprüft auch dauerhaft die Strategie. Der zweijährige Ausflug nach Vatry in der Champagne wurde gestoppt. „Wir haben hier mit plus minus Null abgeschlossen“, sagt Kunkel. „Wir haben einerseits in der Champagne direkt Kunden gewonnen, andererseits kommen mittlerweile Touristen aus der Champagne nach Luxemburg, um mit uns zu fliegen“, erklärt er. Im abgelaufenen Reisejahr hat Luxair 2.100 Reisende aus der Champagne in den Urlaub geflogen. „Wir mussten unsere Flugzeuge aber anders planen“ erklärt der Luxair Tourismus Chef. Porto und Lissabon stehen im Vordergrund, die mit bis zu acht Flügen pro Woche bedient werden sollen. Ohne Zweifel blickt Kunkel damit auch auf die mögliche portugiesische Kundschaft in Luxemburg.
„Marken-Kontrakte“
Auch die Sichtbarkeit des Unternehmens soll verbessert werden. Luxair Tours hat in Frankreich mit 60 Reisebüros so genannte „Marken Kontrakte“ abgeschlossen. Die Reisebüros werden das Luxair Tours Logo tragen, sind aber keine wirklichen Luxair Agenturen. Die Kosten teilen sich Reisebüros und Luxair Tours. Das Reiseunternehmen hat dazu ein Budget von 100.000 Euro vorgesehen. In Deutschland will Kunkel diese Aktion im kommenden Jahr mit 30 Reisebüros beginnen und dabei von der Region aus nach und nach weiter vordringen.
Strategisch geht das Unternehmen auch bei den Kundensegmenten vor. Touristen über 50 und 60 Jahre erhalten Verbilligungen. Und: Für diese Kunden und Touristen ohne Kinder bietet Luxair Tours nun auch „Adult Hotels“ an. Das sind Hotels, die keine Familien mit Kindern akzeptieren, dafür aber Paaren, die die Ruhe suchen, das besondere Angebot bieten. In diese Richtung dürfte wohl auch ein anderes Angebot gehe: Die Hochzeitsreise mit Luxair Tours.
(Helmut Wyrwich / Tageblatt.lu)
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können