Kim Jong-Il stirbt an Herzversagen

Kim Jong-Il stirbt an Herzversagen
(dpa)

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Nordkoreas Staatschef Kim Jong Il ist gestorben. Der 69-Jährige hat am Samstag während einer Zugfahrt einen schweren Herzinfarkt erlitten.

Das meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Montag. Ein in Trauer gekleideter Ansager des Staatsfernsehens sprach mit Tränen in den Augen von körperlicher und geistiger Überarbeitung des Machthabers. Kim hatte 2008 einen Schlaganfall erlitten, sich aber davon offenbar weitgehend wieder erholt. Das international abgeschottete Land bereitete dennoch in jüngerer Vergangenheit die Übergabe der Macht an Kims Sohn, Kim Jong Un, vor. Sorgen bereitet dem Westen seit Jahren das Atomprogramm des Landes.

Als Reaktion auf die Meldung über den Tod Kims versetzte Südkorea der Nachrichtenagentur Yonhap zufolge seine Streitkräfte in Alarmbereitschaft. An der Börse in Seoul weitete der Aktienindex seine Verluste aus. Das japanische Kabinett sollte zu einer Krisensitzung zusammentreten.

Herzinfarkt

Eine Autopsie habe die Diagnose Herzinfarkt am Sonntag bestätigt, meldete KCNA. Es sei ein Beisetzungskomitee gebildet worden mit Kim Jong Un an der Spitze. Kim Jong Un, dem im vergangenen Jahr bereits wichtige politische und militärische Posten übertragen wurden, gilt als wahrscheinlicher Nachfolger seines Vaters. In Nordkorea dürfte es zu riesigen Trauerbekundungen kommen. Die staatliche Propaganda bezeichnete Kim Jong Il, der die Macht 1994 von seinem Vater Kim Il Sung übernahm, stets als „geliebten Führer“ und machte ihn zu einem Halbgott.

Über Kim Jong Il kursierten Namen wie „Verrückter mit der Bombe“, „Zombie“ oder „Dr. Seltsam“: Kim wurde im Westen auch schon mal Größenwahn unterstellt, weil er sich mit der Supermacht USA anlegt hatte. Er unterhielt ein umstrittenes Atom- und Raketenprogramm, während sein Land wirtschaftlich am Boden lag und ein großer Teil der Bevölkerung unter Hunger litt.

Kriegsdrohungen

Mit dem Start von Langstreckenraketen und zwei Atomtests 2006 und 2009 brachte Nordkorea erneut die gesamte internationale Staatengemeinschaft gegen sich auf. Immer wieder stieß das Regime zudem wüste Kriegsdrohungen gegen das Nachbarland Südkorea aus.

Seit seinem vermuteten Schlaganfall 2008 galt lange Zeit als ungewiss, ob der von Krankheiten gezeichnete Kim überhaupt noch die volle Kontrolle in seinem Herrschaftsbereich ausübe. Doch zuletzt hatte er nach Meinung von Beobachtern die Zügel bei den Regierungsgeschäften noch voll im Griff. Auch trieb er die Regelung für die Nachfolge in dritter Generation voran. Seinen jüngsten Sohn, Kim Jong Un, hatte Kim im September 2010 zum Vier-Sterne-General ernannt und in die erweiterte Führungsriege der herrschenden Arbeiterpartei gehievt. Damit ernannte Kim seinen Sohn praktisch zum Nachfolger.

Atompoker

Experten in der Region sind davon überzeugt, dass Kim im Streit um das Atomprogramm des Landes durchaus eine rationale Strategie verfolgt. Durch die Erhöhung des Einsatzes im Atompoker glaubte Kim demnach, die USA nicht nur zum Dialog, sondern auch zu weiteren Zugeständnissen zwingen zu können.

Nach mehr als einem Jahrzehnt an der Spitze des stalinistischen Staates wurde auch über Kims Politik oftmals nur spekuliert. Das gleiche galt für Kims Privatleben. Das meiste, was die Außenwelt über den im Schatten des früheren Staatschefs und „Übervaters“ Kim Il Sung aufgestiegenen Diktators weiß, stammt aus der unerschöpflichen Propagandamühle Pjöngjangs, die ihn als Halbgott und „Genie in Literatur, Kunst und Kriegskunst“ verehrte. Für viele Menschen bleibt Kim deshalb eine rätselhafte Erscheinung. Verlässliche Informationen über Kim, der einst als Lebemann galt und dem Alkohol und gutem Essen zugetan war, gibt es kaum.