Philipp, 27 Jahre alt und Student an der Uni Heidelberg, betreut seit Anfang Februar eine Facebook-Seite mit dem prägnanten Titel „Katzen gegen Glatzen“. Seit gestern einige Medienportale über das außergewöhnliche Projekt gegen die Flut von Hasskommentaren im Netz berichtet haben, ist die Zahl der Fans auf über 26.000 angestiegen.
Seinen Nachnamen hält der Initiator geheim, da er sich und sein Umfeld nicht gefährden möchte. Immer wieder versuchen rechte Blogs Shitstorms loszutreten, eine Reaktion von zehn sei ein Hasskommentar, so Phillipp „ze.tt“ gegenüber. Gewusst ist bisher deshalb nur, dass er Ethnologie und Geografie studiert. Ein Freund brachte ihn indirekt auf die Idee, Katzen als Universalwaffe gegen mieses Karma einzusetzen, als er ihm zur Aufmunterung sogenannten „Catcontent“ postete und dafür jede Menge Beifall erntete.
Katzen gegen Intoleranz
„Als weltweit beliebtestes Haustier und ikonisches Internet-Maskottchen, stehen Katzen für die Werte einer friedlichen, multikulturellen Gesellschaft“, schreibt Philipp in der Info-Spalte von „Katzen gegen Glatzen“. Somit soll seine Seite auch nicht nur ein Zeichen gegen die Intoleranz gegenüber Flüchtlingen sein, sondern auch gegen Intoleranz gegenüber Homosexuellen, Juden und anderen Minderheiten, wie er in verschiedenen Interviews betont.
Screenshots von menschenverachtenden Kommentaren kriege er zum Großteil von Usern zugeschickt, oft schon mit einem passenden Katzenfoto. Diese kombiniert er dann und veröffentlicht sie auf seiner Seite – da Facebook ja eh nichts gegen die Kommentare unternehme.
NRW ist schon Klein-Kundus, schwurbel, schwurbel…Was haben die Entführung und der Mord an Anneli jetzt eigentlich schon wieder damit zu tun? Waren doch zwei DOITSCHE Täter. #KaGeGla #Miau
Posted by Katzen gegen Glatzen on Mittwoch, 19. August 2015
Deutscher Justitzminister schreibt an Facebook
Auch der deutsche Bundesjustizminister Heiko Maas hat das Online-Netzwerk Facebook zu einem wirksameren Vorgehen gegen rechte Hetze aufgefordert. Facebook komme seiner Verpflichtung, rassistische Beiträge zu löschen, offenbar nicht entschieden genug nach, schreibt er in einem Brief an das Unternehmen. Facebook betonte daraufhin sein Eintreten gegen Rassismus und zeigte sich bereit zu einem Gespräch mit dem Minister. In seinem Schreiben an Facebook verwies Maas auf zahlreiche Beschwerden von Bürgern über rassistische Hetze im Internet, die in seinem Haus eingegangen seien.
„Es ist für Internetnutzer und Bürger kaum nachvollziehbar, warum bestimmte Inhalte – beispielsweise Fotos bestimmter Körperteile [Anm der Red. Nippel] – unter Berufung auf die ‚Gemeinschaftsstandards‘ wegen moralischer Bedenken durch Facebook automatisch gelöscht werden, rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen hingegen selbst nach entsprechenden Nutzer-Hinweisen und einer (vorgeblichen?) Prüfung nicht unverzüglich entfernt werden“, so der Minister. Dieses Problem haben auch Joko und Klaas in ihrem Youtube-Video gegen Fremdenhass aufgegriffen (Link).
De Maart
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