Neun deutsche Touristen sind nach Informationen aus türkischen Regierungskreisen bei einem Anschlag in Istanbul am Dienstag getötet worden. Insgesamt handelt es sich um zehn Todesopfer, verlautete aus dem Büro des Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu. Der Selbstmordattentäter war Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Er wurde als 28-jähriger Syrer identifiziert.
In einer kurzen Fernsehansprache sagte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu, es sei ermittelt worden, „dass der Urheber dieses terroristischen Angriffs in Sultanahmet ein ausländisches Mitglied des „Daesch“ war. „Daesch“ ist die transskribierte arabische Abkürzung für „Islamischer Staat im Irak und in den Ländern Gross-Syriens/al-Schaam“. Vize-Regierungschef Numan Kurtulmus ergänzte, der Attentäter sei vermutlich erst kürzlich aus Syrien in die Türkei eingereist. Er gehöre nicht zu den Personen, die die Türkei zur Beobachtung ausgeschrieben habe.
In Sicherheitskreisen wurde davon ausgegangen, dass die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) für die Tat verantwortlich ist. In der Türkei hat es in der jüngsten Vergangenheit mehrfach Bombenanschläge gegeben. Am 10. Oktober kamen bei einem Anschlag auf einen Friedensmarsch in Ankara fast 130 Menschen ums Leben. Auch hinter dieser Tat vermuteten Sicherheitsbehörden den IS. Von der Türkei aus fliegt eine von den USA angeführte Koalition Luftangriffe gegen IS-Stellungen in Syrien und im Irak.
#Istanbul– Laut Augenzeugen ist es ein Selbstmordanschlag mit vielen Toten und Verletzten https://t.co/1ZZ9RAv5w3 pic.twitter.com/xmpdrOnTuI
— elmas topcu (@TopcuElmas) 12. Januar 2016
Zugleich gehen türkische Regierungstruppen wieder verstärkt gegen Kämpfer der separatistischen Kurdischen Arbeiterpartei PKK vor, nachdem ein Waffenstillstand im Juli aufgekündigt wurde. Die PKK, die auch in der EU und den USA als terroristische Organisation gilt, kämpft seit Jahrzehnten für mehr Autonomie. Zehntausende Menschen sind bei dem Konflikt ums Leben gekommen.
Leichenteile
Der türkische Ministerpräsident Davutoglu berief ein Krisentreffen mit dem Innenminister und den Chefs der Sicherheitsdienste ein. Präsident Erdogan sagte, sein Land sei das erste Ziel aller Terroristengruppen in der Region, und die Türkei werde gegen alle gleichermaßen kämpfen.
Auf dem Sultanahmet-Platz hatte sich vor genau einem Jahr eine Frau in die Luft gesprengt. Sie riss einen Polizisten mit in den Tod, ein weiterer wurde verletzt. Die Attentäterin hatte nach offiziellen Angaben Verbindungen zum IS.
Am Ort des Geschehens lagen mehrere Leichen. Die Polizei sperrte das Gebiet ab. Eine Verkäuferin in einem Antiquitätengeschäft berichtete: „Die Explosion war sehr laut. Wir spürten eine starke Erschütterung. Dann rannten wir raus und sahen Leichenteile.“
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