Irans Führer droht mit der „Rache Gottes“

Irans Führer droht mit der „Rache Gottes“
(dpa)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, hat Saudi-Arabien nach der Hinrichtung des schiitischen Geistlichen Nimr al-Nimr göttliche Rache in Aussicht gestellt.

„Zweifellos wird das zu Unrecht geflossene Blut dieses Märtyrers Folgen haben, und die saudischen Führer werden die Rache Gottes spüren“, sagte Chamenei am Sonntag. Al-Nimr habe nie zu einem bewaffneten Aufstand aufgerufen, er sei nur seinen religiösen Pflichten nachgekommen, erklärte der Ajatollah nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Isna.

Aus Protest gegen die Hinrichtung al-Nimrs hatte eine Gruppe von Iranern in der Nacht zum Sonntag die saudische Botschaft in Teheran gestürmt, Teile des Gebäudes in Brand gesetzt und auch einige Bereiche im Inneren der Botschaft verwüstet. Die Polizei nahm 40 Demonstranten fest.

Versammlungen verboten

Das iranischer Außenministerium hat bis auf weiteres alle Versammlungen vor diplomatischen Vertretungen verboten. Eine für Sonntag geplante Protestdemonstration soll nun an einem anderen Ort in der Hauptstadt Teheran stattfinden.

Der Islam hat seit seiner Entstehung eine Vielzahl von Strömungen hervorgebracht. Schon wenige Jahre nach dem Tod des Religionsstifters Mohammed im Jahr 632 kam es zur ersten Spaltung der Gemeinschaft der Muslime (Umma) in Sunniten und Schiiten. Auslöser war eine Auseinandersetzung um die Nachfolge des Propheten.

Unterschiedliche Strömungen

Im sunnitischen Islam, dem die große Mehrheit der Muslime angehört, hatte über Jahrhunderte der Kalif („Stellvertreter“ Mohammeds) die geistliche und weltliche Macht. Das Kalifat wurde 1924 endgültig abgeschafft. Seitdem gibt es im sunnitischen Islam keine von allen Gläubigen anerkannte religiöse Autorität mehr.

Die Schiiten kennen dagegen eine Hierarchie der Geistlichen, an deren Spitze der Großajatollah steht. Der Imam (Vorbeter), der die Gläubigen führt, gilt als unfehlbarer Lehrer. Nach schiitischem Glauben existiert der zwölfte Imam seit 940 im Verborgenen weiter. Sie erwarten ihn vor dem Jüngsten Gericht.

„Gereinigter“ Islam

In Saudi-Arabien herrscht eine ausgesprochen rigide Ausprägung des sunnitischen Islams, der Wahhabismus. Die Anhänger des sunnitischen Gelehrten Mohammed Ibn Abd al-Wahhab (1703-1792) nennen sich selbst Muwahhidun („Bekenner des einen Gottes“). Der bei Riad in Zentralarabien geborene Abd al-Wahhab begründete eine Rechtsschule mit einer strengen Auslegung des Koran und einem von allen modernen Einflüssen „gereinigten“ Islam.

Die Herrscherfamilie Saud bekannte sich zum Wahhabismus und machte diese rigide Doktrin des Islams im 1932 gegründeten Königreich Saudi-Arabien zur Staatsreligion. Bis heute überwacht dort eine Religionspolizei die Einhaltung der strengen Regeln. So drohen bei Alkohol- und Drogenkonsum oder Ehebruch drakonische Strafen bis zur Enthauptung.