UmweltschädenJahrelange Haftstrafen im Prozess um Ilva-Stahlwerk in Italien

Umweltschäden / Jahrelange Haftstrafen im Prozess um Ilva-Stahlwerk in Italien
Insgesamt standen 44 Personen und drei Unternehmen vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft forderte zusammengerechnet ungefähr 400 Jahre Haft. Foto: Paolo Manzo/NurPhoto

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Im Gerichtsprozess um schwere Umweltschäden durch Europas größtes Stahlwerk im italienischen Tarent sind mehrere Männer in erster Instanz zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. 

Unter anderem habe das Schwurgericht der Stadt in der südlichen Region Apulien die früheren Eigentümer und Verwalter des Werkes zu 22 beziehungsweise 20 Jahren verurteilt, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA am Montag. Sie wurden demnach wegen krimineller Vereinigung, die eine Umweltkatastrophe hervorgerufen und Nahrungsmittel vergiftet hatte, verurteilt. Zwei frühere leitende Mitarbeiter erhielten dem Bericht zufolge Haftstrafen von 21 Jahren beziehungsweise 21 Jahren und sechs Monaten. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

Insgesamt standen Medienberichten zufolge 44 Personen und drei Unternehmen vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft forderte zusammengerechnet ungefähr 400 Jahre Haft. Hunderte Privatpersonen, Vereinigungen und Verbände traten als Nebenkläger auf. Die Umweltorganisation Legambiente zeigte sich über das Urteil erfreut. Es sei der Beweis, dass es in Tarent eine Umweltkatastrophe gegeben habe, die von der Anlage verursacht worden sei.

Verurteilt wurde auch der ehemalige Regionalpräsident Apuliens, Nichi Vendola. Das Gericht bestrafte ihn wegen Amtsmissbrauch zu dreieinhalb Jahren Haft. Gegen das Urteil wolle er in Berufung gehen, sagte er ANSA.

Untersuchungen aus dem Jahr 2012

Der seit fast fünf Jahren laufende Prozess geht auf Untersuchungen aus dem Jahr 2012 zurück, als das Werk noch im Besitz der Gruppo Riva war. Damals waren Abgase des Werkes mit hohen Krebsraten in der Gegend in Verbindung gebracht worden. 

Das Stahlwerk gehört seit 2017 zu ArcelorMittal. Doch auch die Hoffnungen des Luxemburger Konzerns, Ilva betreffend, haben sich nicht erfüllt. Rund zwei Jahre nach dem Kauf kündigte der Konzern an, die Übernahme des Werkes rückgängig zu machen. Vor einigen Wochen gab ArcelorMittal dann bekannt, dass eine Investitionsvereinbarung mit Invitalia, einem italienischen Staatsunternehmen, abgeschlossen wurde. Bis Mai 2022 soll Invitalia die Kontrolle über 60 Prozent der Anteile erhalten. In Zukunft soll das in Acciaierie d’Italia umbenannte Unternehmen nun unabhängig von ArcelorMittal operieren, und als solches seine eigenen Finanzierungspläne haben. 

Um die Zustimmung von Europas Wettbewerbsbehörden für den Kauf von Ilva zu erhalten, hatte ArcelorMittal damals zugestimmt, das konzerneigene Werk in Düdelingen zu verkaufen. Käufer war der aufstrebende Stahlkonzern Liberty Steel, über dem nun immer dunklere Wolken schweben. Am Freitag wird eine Protestaktion vor dem Werk stattfinden.

Grober J-P.
31. Mai 2021 - 20.52

Und alle werden dann auch sitzen, das glaubt wer noch an den Nikolaus usw. Auch in Diddeleng ist es vorbei! Alte Erinnerungen kommen hoch, Schliessung vom Steckel, Einweihung des neuen Kaltwalzwerkes, nach 20 Jahren, dann wieder S C H L U S S. Habe damals nichts von den Manipulationen verstanden.