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ChileErzkonservativer Katholik gegen linken Aktivisten: Stichwahl zur Präsidentschaft

Chile / Erzkonservativer Katholik gegen linken Aktivisten: Stichwahl zur Präsidentschaft
Pinochet-Bewunderer José Antonio Kast (l.) und der linke Aktivist Gabriel Boric gingen als Sieger aus der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Chile hervor Foto: AFP/Claudio Reyes/Martin Bernetti

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Aus der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Chile am Wochenende sind zwei Kandidaten für die Stichwahl am 19. Dezember hervorgegangen, die gegensätzlicher kaum sein könnten.

Der 55-jährige katholisch-konservative José Antonio Kast gilt als Bewunderer des neoliberalen Wirtschaftsmodells des früheren Militärdiktators Augusto Pinochet. Der 35-jährige Studentenführer und linke Aktivist Gabriel Boric will das Land wirtschaftspolitisch vom Erbe Pinochets lösen, das er für die soziale Ungleichheit verantwortlich macht.

Der Sohn kroatischer und katalanischer Einwanderer gehörte zu den Anführern der Studentenproteste gegen die horrenden Studiengebühren. „Unsere Generation stieg 2011 in die Politik ein und schüttelte einige der Ängste (aus der Zeit der Diktatur) ab“, sagte Boric. Als Präsident würde er „einen Wohlfahrtsstaat schaffen, in dem jeder die gleichen Rechte hat, unabhängig davon, wie viel Geld er im Portemonnaie hat“.

Chile hat eines der höchsten Pro-Kopf-Einkommen in Lateinamerika, aber auch eine der höchsten Konzentrationen von Multimillionären. Die Arbeiterklasse und große Teile der Mittelschicht sind hoch verschuldet – häufig, um Bildung und private Renten zu bezahlen. Kritiker wie Boric führen dies auf die 1980 unter Pinochet eingeführte Verfassung zurück.

Boric geht auf Abstand von Autokraten

Der Konservative Kast hingegen verteidigt die Militärdiktatur. Ihm zufolge beschreibt die Pinochet-Verfassung „den gesamten Übergang hin zur Demokratie“. Die Militärregierung habe dann 1990 die Macht infolge eines Volksentscheids abgegeben. „Sagen Sie mir, welche Diktatur hat das jemals getan?“ In seinem Programm befürwortet der Sohn deutscher Einwanderer eine weitere Reduzierung der öffentlichen Ausgaben, Steuersenkungen und die Abschaffung mehrerer Ministerien, etwa des Frauenministeriums. Als einziger der insgesamt sieben Präsidentschaftskandidaten aus dem ersten Wahlgang tritt er für den Erhalt des privaten Rentensystems ein.

Ähnlich wie Ex-US-Präsident Donald Trump und Brasiliens Staatschef Jair Bolsonaro präsentiert sich Kast als Vorkämpfer für „Ordnung und Sicherheit“. Er will ein internationales Netzwerk zum Kampf gegen linke Extremisten gründen und warnt vor Boric als Kandidat, der Chile angeblich ins sozialistische Chaos stürzen würde.

In unserer Regierung wird es ein uneingeschränktes Bekenntnis zu Demokratie und Menschenrechten geben, ohne jegliche Unterstützung für Diktaturen und Autokratien, ganz gleich, wen das stört

Gabriel Boric, Präsidentschaftskandidat

Boric’ Gegner hatten Tweets des Studenten aus dem Jahr 2013 ausgegraben, in denen er Nicolás Maduro als neuen Präsidenten Venezuelas nach dem Tod von Hugo Chávez begrüßte. Im Wahlkampf distanzierte sich Boric jedoch von der venezolanischen Führung und tadelte Glückwünsche eines Politikers der mit ihm verbündeten Kommunistischen Partei zum hoch umstrittenen Wahlsieg des linksgerichteten Machthabers Daniel Ortega in Nicaragua. „In unserer Regierung wird es ein uneingeschränktes Bekenntnis zu Demokratie und Menschenrechten geben, ohne jegliche Unterstützung für Diktaturen und Autokratien, ganz gleich, wen das stört“, erklärte Boric. Auch sein Image als rebellischer Studentenführer hatte er zuletzt versucht, gegen das eines gemäßigten und kompromissbereiten Pragmatikers einzutauschen.

Kast will Militär gegen die indigene Bevölkerung

Boric ist unverheiratet, tätowiert und hat gerade das gesetzliche Mindestalter für eine Kandidatur zum Staatschef erreicht. Kast, verheiratet und Vater von neun Kindern, trat 1996 als Gemeinderat der Stadt Buin nahe der Hauptstadt Santiago sein erstes politisches Amt an. Ab 2000 saß er als Abgeordneter der rechtskonservativen UDI im Parlament. 2019 gründete er seine eigene Republikanische Partei.

Kast ist ein dezidierter Abtreibungsgegner und aktives Mitglied der internationalen katholischen Schönstatt-Bewegung aus Vallendar bei Koblenz. Seine Eltern waren 1951 nach Chile ausgewandert. Sein Vater hatte als Offizier der Wehrmacht gedient – nach Kasts Angaben aus „Pflichtgefühl“. Menschenrechtsaktivisten werfen seiner Familie Kollaboration mit der Pinochet-Diktatur bei der Verfolgung von Regierungsgegnern vor. Die Bezeichnung „ultrarechts“ lehnt Kast ab. „Ich hoffe, dass ich als Kandidat des gesunden Menschenverstandes angesehen werde“, sagte er. In die Region La Araucanía, wo seit Jahrzehnten ein Konflikt mit der indigenen Bevölkerung um die Landnutzung schwelt, will er das Militär entsenden, zur Abwehr illegaler Einwanderer Gräben graben. Es gelte, für „Gott und Vaterland“ zu kämpfen.

Besonders umstritten in Kasts Wahlprogramm ist die geplante Möglichkeit zur Verhängung eines Ausnahmezustands, um die Inhaftierung von Oppositionellen außerhalb von Gefängnissen und die Schließung des Nationalen Menschenrechtsinstituts zu ermöglichen. Auch sein Eintreten für die Abschaffung des Schadensersatzsystems für Opfer der Militärdiktatur sorgt für Aufsehen. (AFP)

Heng
23. November 2021 - 15.47

Überall werden die Leute abgewählt, die an sprechende Schlangen glauben, auch hier?

Klod
23. November 2021 - 11.48

Ein pinochet juenger gegen einen linken der auf distanz zu ortega geht...fuer wen die herzen in washington da wohl schlagen?