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Olympia 2021Die nächste Krise: Tokios Olympia-Chef nach Sexismus-Eklat in Erklärungsnot

Olympia 2021 / Die nächste Krise: Tokios Olympia-Chef nach Sexismus-Eklat in Erklärungsnot
 Yoshiro Mori, Präsident des Tokioter Organisationskomitees der Olympischen Spiele sorgte gestern für einen weiteren Eklat  Foto: dpa/Pool AFP/Kazuhiro Nogi

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Den heftigen Corona-Problemen folgt ein Sexismus-Eklat: Tokios OK-Chef Yoshiro Mori steht nach abwertenden Aussagen über Frauen unter Beschuss.

Yoshiro Mori sollte sich um Schadensbegrenzung bemühen, trat aber beherzt ins nächste Fettnäpfchen. Statt seine sexistischen Äußerungen glaubhaft zu revidieren, gab der Vorsitzende des Olympia-Organisationskomitees von Tokio bei der eilig einberufenen Pressekonferenz erneut eine schlechte Figur ab. Als wäre der Gegenwind für die Sommerspiele inmitten einer Pandemie nicht heftig genug, sorgten Moris Kommentare über Frauen, die in Meetings zu viel reden würden, für die nächste Krise.

Der 83 Jahre alte Ex-Premierminister entschuldigte sich am Donnerstag für seine „unangemessenen“ Worte, die im Widerspruch zum „Geist der Olympischen und Paralympischen Spiele“ stünden, nur um sich mit einem kruden Argument zu rechtfertigen. Er habe lediglich auf Einschätzungen anderer Personen reagiert: „Ich höre diese Dinge häufig. Ich spreche in letzter Zeit nicht viel mit Frauen, also weiß ich das nicht.“ Über einen Rücktritt denke er ebenfalls nicht nach.

Der unbeholfene Auftritt war die Reaktion auf brisante Enthüllungen am Vortag. Demnach hatte Mori bei einer Sitzung des japanischen Olympia-Komitees (JOC) gesagt, Frauen würden Meetings in die Länge ziehen, weil sie „Schwierigkeiten haben, sich präzise auszudrücken“. Treffen mit vielen Teilnehmerinnen würden daher „viel Zeit in Anspruch nehmen“.

Niedrige Frauenquote im JOC

Die Berichte hatten in Japan einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, bis in die obersten politischen Kreise. Premierminister Yoshihide Suga erklärte jedenfalls auf Nachfrage, solche Kommentare „sollten nicht erlaubt sein“. National ist das Problem der Gleichstellung der Geschlechter ohnehin ein heikles Thema.

Im globalen „Gender Gap Report“ des Weltwirtschaftsforums von 2020 belegte Japan unter 153 untersuchten Nationen den 121. Rang. Auch das JOC hatte sich im vergangenen Jahr vorgenommen, 40 Prozent seiner Vorstandspositionen durch Frauen zu besetzen. Bis dato waren nur fünf der 24 Mitglieder weiblich.

Moris Neigung zu kontroversen Äußerungen und unglücklichen Auftritten ist ebenfalls nicht neu. Erst Anfang der Woche hatte der OK-Chef erklärt, die wegen der Corona-Krise um ein Jahr verschobenen Spiele würden wie geplant vom 23. Juli bis 8. August stattfinden, „wie auch immer sich die Corona-Pandemie entwickelt“. Dabei schrumpft in der japanischen Bevölkerung zusehends der Rückhalt – rund 80 Prozent sind laut einer Umfrage mittlerweile gegen eine Ausrichtung der zweiten Spiele in Tokio nach 1964 in diesem Sommer.

Ernsthafte Konsequenzen blieben Mori zunächst erspart. Olympia-Ministerin Seiko Hashimoto kündigte im öffentlich-rechtlichen Sender NHK immerhin an, sie wolle „gründliche Gespräche“ mit Mori führen. Schließlich sei die Förderung von Frauen auf allen Ebenen des Sports ein „fundamentales Prinzip“ der Olympischen Spiele.

Seine weiblichen Angehörigen hatten Mori da angeblich schon die Leviten gelesen. Der japanischen Zeitung Mainichi Shimbun erzählte er, seine Ehefrau habe gesagt: „Ich werde wieder leiden müssen, weil du Frauen angefeindet hast.“ Auch seine Tochter und seine Enkelin hätten mit ihm „geschimpft“.

„Völkermord“ und „Verletzung der Menschenrechte“: Die Kritik an Peking 2022 wird lauter

Als hätte die olympische Bewegung sechs Monate vor den Spielen in Tokio nicht schon Probleme genug, formiert sich nun auch der Widerstand gegen das nächste Großevent. 180 Menschenrechtsgruppen rufen zum Boykott der Winterspiele 2022 in Peking auf, aus der US-Politik werden Forderungen nach Sanktionen laut: Eine Regierung, die „Völkermord“ begehe, Menschenrechte beschränke und Nachbarstaaten bedrohe, dürfe sich nicht mit Olympia schmücken. Das Internationale Olympische Komitee erklärte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP, dass Menschenrechtsfragen bei der Regierung in Peking und den örtlichen Behörden angesprochen würden. Zu wenig in den Augen der sportpolitisch aktiven Athleten. Für Maximilian Klein sind „Risikoanalysen und eine umfassende Menschenrechtsstrategie zwingend erforderlich“. Das IOC „muss zur Minderung der Menschenrechtsrisiken beitragen, die in Zusammenhang mit den Olympischen Spielen stehen“.Für sieben US-Senatoren steht fest, dass nur Sanktionen den gewünschten Effekt bringen. Die Republikaner fordern in einem Resolutionsentwurf an das IOC, China die Winterspiele zu entziehen. Die chinesische Regierung begehe „Völkermord“ an den muslimischen Uiguren in der Provinz Xinjiang, beschränke die Menschenrechte der Bürger in der Sonderverwaltungszone Hongkong und bedrohe Taiwan, sagte Rick Scott am Mittwoch in Washington.