Gleichgewicht ins Ungleichgewicht bringen

Gleichgewicht ins Ungleichgewicht bringen
(dpa)

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Nach dem Stillstand von Seoul wird von dem ersten Finanzministertreffen der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer unter französischer Präsidentschaft noch kein Fortschritt erwartet.

Gastgeberin Christine Lagarde sagte vor Beginn der Beratungen am Wochenende, erst einmal sollte man sich auf eine Liste von Indikatoren für Handelsungleichgewichte einigen. Dann müsse eine Methode entwickelt werden, diese zu messen. Im nächsten Schritt sollten die Ursachen der Ungleichgewichte bestimmt und schließlich Methoden „zur Koordination unserer Wirtschaftspolitik“ vorgeschlagen werden. Mit anderen Worten: Lagarde und ihre Finanzministerkollegen fangen bei null an.

Die französische G-20-Präsidentschaft plant eine ganze Serie solcher Treffen, um bis zum Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Gruppe im November in Cannes nicht mit leeren Händen dazustehen. Die massiven Verwerfungen und Ungleichgewichte im Handel und bei den Währungen gibt es schon lange. In Seoul endete der G-20-Gipfel im vergangenen November ohne auch nur eine gehaltvolle Vereinbarung.

„Kein gutes Modell“

Dabei gelten die ungelösten Probleme auch als Ursache der schweren Rezession, in der die Weltwirtschaft 2008 stürzte. Lagarde drückte es so aus: „Das derzeitige System, in dem China spart und exportiert, Europa konsumiert und die USA leihen und konsumieren, ist wohl kein gutes Modell.“

Über die sogenannten Indikatoren kann man sich vielleicht noch am ehesten einigen. So wird diskutiert, Handelsdefizit oder Überschuss, Haushaltsdefizite und Schuldenniveau, Inflationsrate und nationale Sparquote als Indikatoren anzuerkennen. Doch das wäre erst der Anfang. Viel kniffliger wird es, Grenzwerte bei diesen Indikatoren festzulegen, ab denen politisches Handeln einsetzen sollte. „Das ist der nächste Schritt“, sagte Lagarde. Bis zum Gipfel Cannes sind ja noch mehrere Finanzministertreffen geplant. Der letztlich entscheidende Schritt, wie die Einhaltung von Grenzwerten durchgesetzt werden sollen, steht gar nicht auf der Agenda der Finanzminister.