Sitzstreik in Schrassig

Sitzstreik in Schrassig
(Editpress)

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Am Donnerstagmorgen protestierten rund 40 Gefangene friedlich gegen die ihrer Ansicht nach mangelhafte medizinische Versorgung.

Am Donnerstagmorgen gegen 10.00 Uhr versammelten sich 40 der 80 Gefangenen, die in der Wäscherei in Schrassig arbeiten zu einem zweistündigen Sitzstreik. Grund war die ihrer Meinung nach mangelhafte medizinische Versorgung in der Haftanstalt, die den Krebstod eines 37-jährigen Mithäftlings, einem Tunesier, bedingt haben soll.

Der mittlerweile im Krankenhaus verstorbene Mann habe im Gefängnis immer wieder über Schmerzen geklagt und sei viel zu spät behandelt worden, so der Vorwurf der Protestierenden. Das Dossier ist laut Gefängnisdirektor Vincent Theis inzwischen an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden. Des Weiteren wurde eine Autopsie des Verstorbenen angeordnet.
Justizsprecher Henri Eippers versicherte gegenüber dem Tageblatt, dass den Beteiligten des Sitzstreiks keine negativen Konsequenzen drohen, da es während des Protests zu keinerlei Ausschreitungen gekommen war.

Die Häftlinge seien nach dem Beginn des Sitzstreiks aufgefordert worden, eine Delegation zusammen zu stellen. Diese führte Gespräche mit der Gefängnisleitung, erklärte Vincent Theis. Sie werden ihre Beschwerden und Bedenken jetzt in einem Brief andie Gefängnisleitung zusammenfassen, heißt es. Nach zwei Stunden beendeten die Gefangenen ihre Aktion. Das Sicherheitsaufgebot, das im Fall von Ausschreitungen schnell eingreifen soll, wurde abgezogen.

Dialog

Die Devise in Schrassig heißt „Deeskalierung“: „Wir legen viel Wert auf den Dialog mit den Häftlingen. So sind regelmäßige Treffen mit einer gewählten Delegation bei uns üblich“, so Theis zum Tageblatt. In dem Gespräch mit der Gefängnisdirektion seien die Inhaftierten jedoch gebeten worden, ihre Beschwerden künftig schriftlich einzureichen, damit eine Lösung gefunden werden kann.

In Schrassig sitzen zurzeit 611 Personen ein. „Wir sind überbelegt“, so Theis. 300 Uniformierte arbeiten hinter den Gefängnismauern. Dazu kommen noch 100 „andere Berufe“ zum Beispiel in der Verwaltung, dem technischen Dienst, den Ateliers usw. Schließlich arbeiten noch etwa 100 Außenstehende in der Haftanstalt, darunter Lehrer, Techniker und medizinisches Personal. In der Krankenhausabteilung alleine sind 65 „Externes“ beschäftigt.