Die BIL braucht frisches Geld

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LUXEMBURG - Die BIL (Banque internationale à Luxembourg) benötigt eine Kapitalerhöhung. Sonst geht der Deal mit Qatar nicht über die Bühne.

Im Frühjahr 2012, bei der Vorstellung der neuen Bank BIL, wurde noch bekannt, dass das Eigenkapital bei 2,5 Milliarden Euro läge. Wenige Wochen später hieß es am Rande der Jahrespresskonferenz der luxemburgischen Finanzaufsicht CSSF, dass die BIL noch über ein Eigenkapital von 500 Millionen Euro verfüge. Jetzt teilt die Dexia Holding in Brüssel mit, dass das Eigenkapital der BIL aufgestockt werden müsse. Es erfülle nicht mehr die Anforderungen an das Kernkapital zur Risiko Abdeckung, sprich: Das Kernkapital der BIL liegt unter der Ratio von neun Prozent und muss aufgestockt werden.

Verhandlungen seien im Gange, teilt die Bank in Brüssel mit. Mit
wem verhandelt wird und in welcher Höhe die Kapitalerhöhung erfolgen muss, ist nicht bekannt. Mindestens aber mit der Luxemburger Regierung, denn die ist zukünftig am Kapital der BIL beteiligt. Für die Kapitalerhöhung bezahlen muss die Regierung allerdings nicht. Im Kaufvertrag nämlich ist die Klausel enthalten, dass beim „Closing“, also dem definitiven Abschluss des Geschäftes, bei dem die endgültigen Unterschriften geleistet, die Bank übergeben und die Bezahlung getätigt werden, das Kernkapital der BIL bei neun Prozent liegen muss. Die Aufstockung des BIL Kapitals muss also durch die Dexia in Brüssel erfolgen. Ein Institut, das de facto pleite ist. Diese Klausel bedeutet auch, dass der Deal mit den Qataris so lange nicht zustande kommt, wie das Eigenkapital nicht die nötige Größenordnung erreicht hat. Das mag eine Erklärung dafür sein, warum der Termin für das „Closing“ immer weiter hinausgeschoben worden ist.

Bank muss von Risiken befreit sein

Wie ist zu dem Absturz des Eigenkapitals bei der BIL gekommen? Der Grund liegt in der Konstruktion des Kaufvertrages. Die Qataris waren zwar bereit, die Dexia BIL zu kaufen, wollten aber eine Bank übernehmen, die von allen Risiken befreit war. Das bedingte umfangreiche Operationen. Eine Absichtserklärung zum Verkauf der Bank mit Qatar wurde am 05. April 2012 unterzeichnet. Allerdings verpflichteten die Dexia BIL und die Dexia sich, bestimmte Teile der Bank zuvor zu verkaufen. Dabei handelte es sich um den 51 Prozent Anteil bei Dexia Asset Management, um die 50prozentige Beteiligung bei RBC Dexia, um die Dexia Pfandbriefbank, um eine 40prozentige Beteiligung an der „Popular Banca Privada“ sowie ein Portefeuille „nicht strategischer Art“ in Höhe von 8,2 Milliarden Euro.

Der wesentliche Bereich aber von dem die Dexia BIL sich trennen musste, bevor sie einfach wieder die BIL werden konnte, war ein Paket mit „giftigen“ Papieren im Werte von 1,9 Milliarden Euro, das zu der innerhalb der Dexia Gruppe gehörenden Abwicklungsbank für „Schrottwerte“ gehörte. Die Frage, wo die Dexia Gruppe diese Papiere in ihrem Konzern versteckt hatte, ist in der Vergangenheit nie beantwortet worden. Da die Dexia Gruppe aber mit der Deniz Bank, mit der Dexia Bil und der Dexia Belgien nur über drei operative Einheiten verfügte, mussten diese Papiere in diesen operativen Einheiten lagern. Die Frage, wie hoch der Bestand dieser Hoch-Risiko-Papiere in Luxemburg gewesen ist, fand bisher nie eine Antwort. Dexia in Brüssel teilt nun mit, dass er mit 1,9 Milliarden Euro anzunehmen war.

Trennung beeinflusste Ergebnis

Die Trennung von den einzelnen Einheiten habe das Ergebnis der BIL für 2011 erheblich beeinflusst, teilt die Holding in Brüssel mit. Die Holding habe mit Ausnahme der Risiko-Papiere alle Beteiligungen zu ihrem Wert vom 31. Dezember 2011 übernommen. Aus der Bemerkung, dass diese Verkäufe die Bilanz der Dexia BIL beeinflusst habe, lässt sich vermuten, dass der Verkauf zu Buchverlusten geführt hat.

Die Abgabe der „giftigen Papiere“ erfolgte an die französische Einheit Dexia Credit Local, die mit ihrem Geschäftsmodell nicht unwesentlich zu den Schwierigkeiten der Dexia Gruppe beigetragen hat. Sie verlieh langfristige Hypotheken, finanzierte sie aber kurzfristig gegen. Als die Zinsen für kurzfristige Kredite stiegen, geriet die französische Einheit der Bank in Schwierigkeiten. Die Abgabe dieser Papiere an die französische Einheit lässt nun auch ein anderes System bei der Dexia erkennen. Offensichtlich sind französische Hypotheken an die Dexia BIL verkauft worden, weil die Luxemburger Einheit über starke Spareinlagen verfügte und die französische Einheit so intern finanzieren konnte. Die Rückgabe der Papiere erfolgte mit gehörigem Abschlag. Dexia Credit Local hat damit ein doppelt gutes Geschäft gemacht. Die französische Bank hatte sich frisches Geld gegen Risiko-Papiere gegen frisches Geld geholt und durfte nun mit gehörigem Abschlag zurückkaufen. Mehr noch: Dexia Credit Local darf damit rechnen, dass die Risiko-Papiere im Kurs steigen werden und wird so noch einmal Gewinn machen. Ein sehr gutes Geschäft auf Luxemburger Kosten. Die Dexia BIL erweist sich als die „Cash Cow“, die von der Dexia Gruppe dreifach gemolken wurde.

Verlust von 1,9 Milliarden Euro

Insgesamt haben die Verkäufe der Dexia BIL einen Verlust von 1,9 Milliarden Euro eingetragen, ließen das Eigenkapital damit auf 500 bis 600 Millionen Euro abschmelzen. Die Zahlungsfähigkeit der Dexia BIL sei erheblich belastet worden (grever sa solvabilité) heißt es in der Mitteilung der Dexia Holding.

Die BIL habe ihre Beteiligung an der RBC Dexia selber verkauft. Auch der Verkauf des 51prozentigen Anteils an Dexia Asset Management an die Holding sei der BIL zugeflossen. Beide Verkäufe hätten Buchgewinne generiert. Diese Buchgewinne würden den Bedarf an frischem Geld für die BIL verringern.

Derzeit sei aber nicht zu erwarten, dass die Ratio von neun Prozent an Kernkapital bei der BIL beim Closing erreicht würde. Daher würde derzeit über die Höhe der Kapitalerhöhung verhandelt, heißt es abschließend in der Pressemitteilung der Dexia Holding in Brüssel.