„Die Cargolux ist stark daran interessiert, einen Hub in Zentralasien aufzubauen“, so Jean Asselborn am Dienstag gegenüber dem Tageblatt. Dies, um eine stärkere Verbindung zwischen Europa und China herzustellen.
Cargolux-CEO Richard Forson und Finanzchef Maxim Strauss (CFO) haben Luxemburgs Außenminister am Dienstag bei einer Reise in die ehemalige Sowjetrepublik begleitet. Sie haben an einer Sitzung mit dem turkmenischen Außenminister Rashid Meredov teilgenommen.
„Das ist nichts Alltägliches“
„Es ist nichts Alltägliches, dass so etwas passiert. Der Luxemburger Staat hat großes Interesse an Cargolux, weil er selber Aktionär ist. Deshalb war diese Zusammenkunft möglich“, so Asselborn.
Seit 2010 wurden die Beziehungen in Sachen Luftfahrt zwischen Luxemburg und Turkmenistan verbessert. Damals gab es einen Flug pro Woche. Heute gibt es laut Asselborn allein zehn Flüge nach Turkmenbaschi.
Aschgabat als weitere Destination
Cargolux hat zudem jüngst mit der turkmenischen Hauptstadt Aschgabat eine weitere Destination in der zentralasiatischen Republik in ihr Flugnetz aufgenommen. Die wöchentliche Verbindung ergänzt die bestehenden Flüge nach Turkmenbaschi, wo Cargolux bereits vom so genannten „fifth freedom“ profitieren kann.
Der Begriff bezieht sich auf Luftrechte im kommerziellen Flugverkehr. Boeing definiert „fifth Freedom“ wie folgt: Der Heimatstaat befördert Fracht oder Passagiere ins Land A, kann dort weitere Fracht oder Passagiere aufnehmen und sie ins Land B bringen. Im Land B können wiederum Passagiere oder Fracht aufgenommen werden, im Land A ausgeladen werden und zum Heimatstaat zurückgebracht werden.
Die Hauptforderung der Cargolux
Ein konkreter Fall: Cargolux würde beispielsweise Luxemburg-Turkmenistan-China und China-Turkmenistan-Luxemburg in dieser Logik anfliegen. Während Cargolux „fifth freedom“ für Turkmenbaschi genießt, gilt dies noch nicht für Aschgabat.
„Die Hauptforderung von Cargolux, für die ich mich eingesetzt habe, ist die Verhandlung des ´fifth freedom´ für Aschgabat“, betont Asselborn. Sowohl der turkmenische Außenminister Rashid Meredov als auch Vizepremier Satlyk Satlykov, der für Transport zuständig ist, hätten ihre Bereitschaft signalisiert, „fifth freedom“ für Aschgabat auszuhandeln.
Engere Zusammenarbeit mit Turkmenistan Airlines
Cargolux will laut Asselborn zudem eine engere Zusammenarbeit mit Turkmenistan Airlines. Hintergrund dieser Forderung ist die Strategie der Cargolux für die Region: Mit den neuen Verbindungen baut das Luxemburger Unternehmen eigenen Angaben zufolge den Service von Turkmenistan zu seinem weltweit 90 Destinationen umfassenden Netz weiter aus.
Eine Kooperation mit Turkmenistan Airlines ermöglicht es beiden Unternehmen, ihren Kunden eine größere Anzahl an Cargo-Destinationen anzubieten. Zugleich kann Cargolux auch angrenzende potenzielle Märkte wie Kasachstan und Usbekistan effizienter und gezielter bedienen. In diese Logik reiht sich ein Luftfahrtabkommen ein, das am Dienstag zwischen beiden Ländern unterzeichnet wurde.
Jan de Nul und SES
Laut Asselborn stehen auch Details wie Preis- und Visa-Fragen im Raum. In diesen Bereichen hätten die turkmenischen Politiker ebenfalls Bereitschaft signalisiert, die Zusammenarbeit mit Cargloux zu verbessern und auszubauen.
Des Weiteren habe das in Luxemburg ansässige Unternehmen „Jan de Nul“, das unter anderem im Seebaggergeschäft tätig ist, zur großen Zufriedenheit des politischen Verantwortlichen des Hafens von Turkmenbaschi gearbeitet. Der Hafen wurde kürzlich ausgebaut, um zu einem Hub im Kaspischen Meer zu werden. Auch mit Blick auf den luxemburgischen Satellitenbetreiber SES hätten die turkmenischen Politiker Interesse an einer möglichen Zusammenarbeit signalisiert.
Die Menschenrechte
Dass es um die Menschenrechtslage in Turkmenistan schlecht steht, ist ein offenes Geheimnis. Asselborn betont, er habe sich dafür eingesetzt, den Dialog über die Menschenrechte zu intensivieren. Es sei zudem begrüßenswert, dass Bestrebungen zu bemerken seien, die Allmacht des Präsidenten mittels einer Verfassungsreform einzuschränken.
Turkmenistan ist der südlichste der zentralasiatischen Staaten. Das Wüstenland ist mit einer Fläche von 488.100 Quadratkilometern etwa doppelt so groß wie Großbritannien. Die schätzungsweise 5,4 Millionen Einwohner sind überwiegend muslimisch. Das Land gehört zu den größten Gasproduzenten der Welt. Der Präsident hat umfassende Kompetenzen.
Fast so abgeschottet wie Nordkorea
Internationale Organisationen sehen die Lage der Menschenrechte sehr kritisch. Das Land ist fast so abgeschottet wie Nordkorea. Auf der Rangliste von Reporter ohne Grenzen zur Pressefreiheit in 180 Ländern rangiert Turkmenistan auf dem drittletzten Platz. Asselborn kritisiert die mangelnde Meinungs- und Pressefreiheit. Allerdings müsse die Europäische Union das Land bei seinen Reformvorhaben begleiten, damit es zu ähnlichen Entwicklungen wie im Baltikum kommen könne – auch wenn dort momentan nicht alles ideal ablaufe.
De Maart

Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können