Vor dem Hintergrund einer seit zwei Wochen andauernden Geiselnahme hat es in der armenischen Hauptstadt Eriwan erneut heftige Zusammenstöße zwischen der Polizei und Anhängern der Opposition gegeben, bei denen dutzende Menschen verletzt wurden. Wie das Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte, wurden 60 Verletzte in Krankenhäusern behandelt.
Bewaffnete Männer hatten vor knapp zwei Wochen mehrere Polizisten als Geiseln genommen, um die Freilassung des Oppositionsführers Dschirair Sefiljan zu erzwingen. In der Nähe des besetzen Polizeigebäudes gingen am Freitagabend mehrere tausend Demonstranten auf die Straße. Sie riefen „Befreit das unabhängige Armenien“ und forderten Präsident Sersch Sarkissjan zum Rücktritt auf. Die Polizei ging mit Schlagstöcken, Rauchbomben und Blendgranaten gegen die Demonstranten vor, die Zusammenstöße dauerten bis spät in die Nacht.
165 Demonstranten festgenommen
Nach Polizeiangaben wurden 165 Demonstranten festgenommen. 29 von ihnen blieben in Haft. Bewaffnete Oppositionsanhänger hatten das Polizeigebäude am 17. Juli gestürmt, einen Polizisten getötet und zunächst acht Menschen als Geiseln genommen, um den Rücktritt Sarkissjans sowie die Freilassung von Oppositionsführer Sefiljan zu erzwingen. Nach und nach hatten sie ihre ersten Geiseln wieder freigelassen, am Mittwoch jedoch zwei Ärzte und zwei Krankenschwestern in ihre Gewalt gebracht, die zur Behandlung von Verletzten in das Gebäude gegangen waren.
Nach einer erneuten Freilassung hielten sie am Samstag insgesamt noch drei Geiseln fest. Sefiljan sitzt seit Juni wegen Waffenbesitzes in Haft. Ihm und sechs seiner Anhänger, die ebenfalls festgenommen wurden, wird vorgeworfen, die Besetzung mehrerer Regierungsgebäude und Telekommunikationseinrichtungen geplant zu haben. Sefiljan war bereits 2006 einmal festgenommen worden, nachdem er zum gewaltsamen Umsturz aufgerufen hatte. Nach anderthalb Jahren kam er wieder frei. 2015 wurde er erneut unter Umsturzverdacht vorübergehend inhaftiert.
De Maart

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