Wikileaks unbeeindruckt von Assanges Festnahme

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Wie zum Trotz hat die Enthüllungsplattform Wikileaks nach der Festnahme des Gründers Julian Assange und ungeachtet des drucks auf die technische Infrastruktur am Mittwoch einen ganzen Schwung an bislang geheimen Depeschen im Internet veröffentlicht.

„Wir lassen uns nicht knebeln, weder durch juristische Mittel, noch durch die Unternehmen, die Zensur durchführen. Wikileaks ist noch immer online“, erklärte Sprecher Kristinn Hrafnsson über den Kurznachrichtendienst Twitter.

„Der neueste Schub an Depeschen wurde veröffentlicht und unsere Medienpartner haben ihren nächsten Satz an Geschichten ebenfalls veröffentlicht“, erklärte Hrafnsson. „Kopien der vollständigen Seite liegen an über 500 Orten verteilt. Jeden Tag werden die Depeschen über 50 Millionen mal (herunter-)geladen.“

„Demokratie braucht starke Medien“

Der 39-jährige Assange selbst verteidigte in einem am Mittwoch in der Tageszeitung „The Australian“ veröffentlichten Beitrag die Arbeit der Enthüllungsplattform. Wikileaks sei wichtiger denn je und Menschenleben seien mit der Veröffentlichung vertraulicher Dokumente nicht in Gefahr gebracht worden.

Während Wikileaks vierjähriger Publikationsgeschichte seien ganze Regierungen verändert worden, aber keine einzige Person, soweit bekannt, verletzt worden, sagte Assange. Die USA hätten jedoch unter stillschweigendem Einverständnis Australiens allein in den vergangenen Monaten Tausende getötet, hiess es in dem Kommentar. Die Demokratie brauche wirkungsvolle und starke Medien, um ehrliche Regierungsführung zu ermöglichen. Dazu habe Wikileaks beigetragen.

Siehe auch:
Wikileaks.lu: Der Krieg der Server
In Schweden wird Assange Vergewaltigung und sexuelle Belästigung von zwei Frauen vorgeworfen. Die dortigen Strafverfolgungsbehörden haben ihn deshalb international zur Fahndung ausschreiben lassen. Am Dienstagmorgen stellte sich Assange in London der Polizei. Er erklärte dem Richter im Amtsgericht von Westminster, dass er seine Auslieferung von Grossbritannien nach Schweden anfechte.

Seinem britischen Anwalt Mark Stephens zufolge gehen die Vorwürfe auf einen „Streit über einvernehmlichen, aber ungeschützten Geschlechtsverkehr“ zurück.

Die Infrastruktur der Enthüllungsplattform geriet in der jüngsten Vergangenheit immer stärker unter Druck. Etliche Unternehmen stellten die Zusammenarbeit mit Wikileaks ein. Unter anderem die Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard, wodurch es Wikileaks erschwert werden dürfte, Spenden einzusammeln. Auch verschiedene Internetdienstleister verweigerten die Zusammenarbeit.

Auf Twitter finden sich unzählige Solidaritätsbekundungen für Wikileaks und die Facebook-Seite hat bereits über eine Million Fans.

dapd