Tod Otto Warmbiers bestürzt USA

Tod Otto Warmbiers bestürzt USA
(AP/Sam Greene)

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Nach fast eineinhalb Jahren Gefangenschaft in Nordkorea und einer unbestimmten Zeit im Koma ist der US-Student Warmbier gestorben. Seine Familie gab seinen Tod bekannt und machte Pjöngjang verantwortlich.

Der von Nordkorea freigelassene US-Student Otto Warmbier ist tot. Das erklärte die Familie in einer Stellungnahme, die die Universitätsklinik von Cincinnati am Montag veröffentlichte. Die qualvollen Misshandlungen, denen der 22-Jährige in Nordkorea ausgesetzt gewesen sei, hätten kein anderes Ergebnis als dieses ermöglicht, ließen die Eltern mitteilen. Die Ärzte hatten schwere Gehirnverletzungen bei Warmbier festgestellt. US-Politiker reagierten mit Trauer auf den Tod des jungen Amerikaners.

Agentur: keine US-Kunden mehr

Die Reise-Agentur „Young Pioneer Tours“, deren Kunde Otto Warmbier war, hat bekannt gegeben keine US-Bürger mehr nach Nordkorea zu bringen.

„Young Pioneer Tours“ wurde 2008 von einem Briten gegründet und hat seinen Sitz in Xian (China). Das Motto der Agentur lautet: „Wir bringen Sie dahin wohin Ihre Mutter nicht will dass Sie hingehen.“

In einer Mitteilung auf Facebook schrieb „Young Pioneer Tours“ am Dienstag, keine Reisen mehr für US-Bürger nach Nordkorea organisieren zu wollen: „Das Risiko, Nordkorea zu besuchen, ist für Bürger aus den USA zu groß.“ (AFP/clc)

US-Präsident Donald Trump nannte Nordkorea ein „brutales Regime“. Dort seien „viele schlimme Sachen“ passiert, so Trump am Montag in einer Mitteilung in Washington. Doch immerhin sei es den Vereinigten Staaten gelungen, Warmbier nach Hause zu holen und ihn mit seinen Eltern zusammenzubringen. Der Tod des 22-Jährigen verdeutliche die „bösartige, unterdrückende“ Natur des nordkoreanischen Regimes, erklärte der Gouverneur von Ohio, John Kasich. Ohio ist Warmbiers Heimatstaat. Nordkoreas Umgang mit Warmbier sei gegebenenfalls ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Ursache unklar, Familie beschuldigt Regime

In der Stellungnahme der Eltern hieß es, Warmbier sei am Montag um 14.20 Uhr Ortszeit im Kreise seiner Familie gestorben. Diese wolle sich nun nicht auf das konzentrieren, was sie verloren habe – sondern auf ihren „warmen, einnehmenden und brillanten“ Sohn.

Die Ärzte haben keine Ursache für die schweren Gehirnverletzungen ausmachen können. Die Familie hingegen geht von Folter aus: Die Eltern Fred und Cindy Warmbier sagten der Nachrichtenagentur AP am Tag der Freilassung ihres Sohnes, das Regime habe den jungen Mann misshandelt und terrorisiert. Nach Nordkoreas Darstellung fiel Warmbier wegen einer Nahrungsmittelvergiftung und einer Schlaftablette ins Koma.

Plakat geklaut: „staatsfeindliches Handeln“

Das höchste Gericht in Nordkorea hatte Warmbier zu 15 Jahren Haft mit Zwangsarbeit verurteilt. Er hatte eingeräumt, dass er dort ein Propaganda-Transparent als Trophäe für eine Bekannte in der Heimat stehlen wollte. Die nordkoreanische Justiz stufte das als staatsfeindliches Handeln ein.

Pjöngjang ließ den 22-Jährigen schließlich vergangene Woche aus „humanitären Gründen“ frei. Er traf am Dienstagabend in Ohio per Krankentransport ein. Warmbier lag zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon länger im Koma. US-Ärzte sagten nach einer Untersuchung, der Student habe beachtliche Mengen an Hirngewebe verloren, Muskeln, Arme und Beine seien schwach. Warmbier öffnete zwar seine Augen und blinzelte, ohne jedoch offenbar sein Umfeld wahrzunehmen oder verbale Kontakte zu verstehen. In der Mitteilung der Familie wurde keine medizinische Ursache für den Tod genannt.

In der vergangenen Woche sagte Fred Warmbier, er glaube, sein Sohn habe gekämpft, um am Leben zu bleiben und zurückkehren zu können. „Er war friedlich. Er war zu Hause und wir glauben, dass er das fühlen konnte.“ US-Außenminister Rex Tillerson sagte, seine Gebete seien mit den Eltern Warmbiers. Nordkorea sei verantwortlich für die „ungerechte Inhaftierung“, alle anderen, „illegal inhaftierten“ Amerikaner in Nordkorea müssten sofort freigelassen werden. Dabei handelt es sich um drei Personen. Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, sagte, der Tod des Studenten berühre das Herz der Amerikaner wie kein anderer.