Polemik um einen Kandidaten

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Um den vom französischen Staatspräsidenten für das Amt des Präsidenten der Banque de France benannten Kandidaten, Francois Villeroy de Galhau, entbrennt eine Polemik.

„Der Kandidat ist zweifellos qualifiziert, aber er ist nicht unabhängig.“ Das ist – zusammengefasst – die Kritik, die 150 Professoren der Wirtschaftswissenschaft in Frankreich in einem offenen Brief, den die Tageszeitung Le Monde veröffentlicht, an der Nominierung üben. „Sind unsere Regierenden in einem solchen Maße nur noch auf sich bezogen, dass sie die verheerenden Folgen einer solchen Nominierung für die Demokratie nicht sehen?“, heißt es in dem Brief.

Der Angriff auf die Politik ist gleichwohl ein Angriff auf den Kandidaten.

Die Wirtschaftsprofessoren werfen Staatspräsident Hollande vor, einen Kandidaten benannt zu haben, der im entscheidenden Augenblick nicht unabhängig sein könne. Sie werfen dem Kandidaten seinen Lebenslauf vor. François Villeroy de Galhau sei sowohl hoher Staatsfunktionär als auch über ein Jahrzehnt Manager in führender Position im mächtigen Finanzkonzern BNP Paribas gewesen. Er könne als oberster Aufseher über das Bankenwesen dann nicht mehr neutral sein, wenn es um Angelegenheiten des BNP-Paribas-Konzerns gehe. De Galhau erlebt denselben Gesinnungsprozess, den auch der Präsident der Europäischen Zentralbank, Draghi, vor seiner Ernennung erlebte, als man ihm vorwarf, im privaten Bankensektor tätig gewesen zu sein.

Kandidatenstreit

Im Hintergrund dieses offenen Briefes an den Präsidenten der Nationalversammlung, den Präsidenten des Senates und den Präsidenten der Finanzkommission in der Nationalversammlung tobt aber ein Kandidatenstreit. Benoît Coeuré, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, würde gerne Präsident der Banque de France werden. Coeuré ist Fachmann für Währungen und Zahlungsströme, derzeit also am richtigen Platz innerhalb der Europäischen Zentralbank. Die Wirtschaftsprofessoren, zu denen auch der neue – aber nicht unumstrittene Star – Thomas Piketty gehört, zeigen sich als Anhänger von Coeuré, den sie auf diesen Posten heben wollen.

Es ist nicht so, als ob François Villeroy de Galhau nicht ebenfalls Fürsprecher in dieser öffentlichen Polemik hätte. Michel Camdessus steht auf seiner Seite. Der ehemalige Direktor des Weltwährungsfonds und ehemalige Präsident der Banque de France sagt: „François Villeroy de Galhau verfügt über alle Qualitäten, die dieses Amt verlangt. Er ist korrekt. Er verfügt über moralische Integrität. Er verfügt über einen Sinn für Staat und öffentlichen Dienst.“ Für den ehemaligen Zentralbänker begehen die Wirtschaftsprofessoren schwere Fehler, seine Nominierung anzugreifen.

Villeroy de Galhau gibt Garantien

Der Betroffene selbst geht seit seiner Nominierung unbeirrt seinen Weg. Er steht vor der Anhörung durch die Mitglieder des Finanzausschusses der Nationalversammlung. Vor der Anhörung hat Villeroy de Galhau in einem Brief bereits dem Gesinnungsprozess gegen ihn die Basis entzogen. Er sichert den Parlamentariern zu, dass er sich nach seiner Ernennung zwei Jahre lang nicht um Angelegenheiten der BNP Paribas kümmern will. Er sichert zu, dass er keine Aktien des Geldhauses mehr besitzen werde.

Und er sichert zu, dass er auf die zeitlich versetzt zu zahlenden Boni der vergangenen Jahre verzichten werden. Französische Medien haben ausgerechnet, dass François Villeroy de Galhau damit auf gut eine halbe Million Euro mindestens verzichten wird, wenn er zum Präsidenten der Banque de France ernannt wird.

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