Samstag25. Oktober 2025

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Neue Streiks gegen Rentenreform in Frankreich

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Aus Protest gegen die geplante Rentenreform haben französische Gewerkschaften am Donnerstag landesweit demonstriert und zu Streiks aufgerufen. Betroffen war vor allem der Verkehr und die Schulen. In Paris suchten Pendler verzweifelt nach Parkplätzen, vor den Metrostationen stauten sich die Menschenmassen.

(aktualisiert 15:51 Uhr)

Wer konnte, lieh sich ein Fahrrad. Den Gewerkschaftern geht es nach eigenen Angaben darum, die große Unzufriedenheit der Bevölkerung bei 232 Kundgebungen im ganzen Land zum Ausdruck zu bringen. Die Staatsbahn erwartete, dass die Hälfte der überregionalen Zugverbindungen ausfallen könnte. In Paris gab es Verzögerungen auf mehr als der Hälfte der Metrolinien, wie die Verkehrsgesellschaft RATP mitteilte.

An den Hauptstadt-Flughäfen Orly und Charles de Gaulle fielen zahlreiche Flüge aus. Nach Angaben der wichtigsten Lehrer-Gewerkschaft blieb die Hälfte der Pädagogen dem Dienst fern, das Bildungsministerium sprach hingegen nur von 25 Prozent. Der Protest der Gewerkschaften richtet sich gegen die Anhebung des Rentenalters von 60 auf 62 Jahren.

Mit diesem Schritt will die konservative Regierung von Präsident Nicolas Sarkozy auf die steigende Lebenserwartung und den Renteneintritt der sogenannten Babyboomer-Generation reagieren. Der Staatschef hat bereits angekündigt, allenfalls in Details auf die Forderungen der Reformgegner einzugehen. Der Eurostar, der zwischen London und Paris verkehrt, war aber nicht von den Streiks betroffen. Auch der Thalys, die Verbindung nach Belgien, wurde kaum beeinträchtigt.

Für die linke Opposition hingegen ist das Rentenalter ein Symbol für das französische Sozialsystem. „Wir müssen alle unsere Möglichkeiten ausschöpfen, um Druck auf die Regierung auszuüben“, sagte die Vorsitzende der Sozialisten, Martine Aubry.

Die steigende Lebenserwartung müsse beim Umbau des Systems zwar berücksichtigt werden, manche Franzosen sollten auch tatsächlich länger arbeiten. „Aber unserer Ansicht müssen diejenigen, die früh zu arbeiten angefangen oder besonders harte Jobs haben, nach wie vor die Möglichkeit haben, mit 60 in Rente zu gehen“, sagte Aubry weiter.

Die Gewerkschaften hoffen, dass sich noch mehr Menschen an den Kundgebungen und Ausständen beteiligen als vor rund zwei Wochen, als mehr als 1,1 Million Menschen auf die Straße gingen. Einige Gewerkschaften haben für die kommenden Tage bereits zu weiteren Streiks zur Störung des landesweiten Bahnbetriebs der SNCF aufgerufen.Siehe auch:

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Im Gesetzgebungsprozess ist die Rentenreform relativ weit vorangeschritten: Die Nationalversammlung hat der Anhebung des Pensionsalters bereits zugestimmt, bald wird sich auch die zweite Kammer des Parlaments, der Senat, damit beschäftigen.

Im weltweiten Vergleich bliebe das Renteneintrittsalter auch nach der Reform noch vergleichsweise niedrig: In Deutschland wurde es bereits auf 67 Jahre angehoben, auch in den USA steigt es schrittweise auf 67.
Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy will trotz der massiven Proteste und Streiks an der geplanten Erhöhung des Rentenalters von 60 auf 62 Jahre festhalten. Zu Verhandlungen ist er nur in Detailfragen bereit, unter anderem für Arbeitnehmer mit körperlich anstrengenden Tätigkeiten.

dapd