Nachbeben können mehrere Wochen dauern

Nachbeben können mehrere Wochen dauern
(AP)

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Nach dem gewaltigen Erdbeben in Japan kann es dort noch über Wochen Nachbeben geben. Darauf haben Wissenschaftler vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam hingewiesen.

„Es werden Spannungen über teilweise Hunderte von Jahren aufgebaut, die sich dann schlagartig abbauen. Genau das ist jetzt passiert“, sagte der Seismologe und Geophysiker Michael Weber am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Die Nachbeben könnten sich nicht nur über Tage, sondern sogar über Wochen hinziehen.

Nach dem Erdbeben in Japan breiten sich die gigantischen Wellen eines Tsunami mit rasender Geschwindigkeit über den Pazifik aus. Sie werden die Küsten von etwa 20 Ländern zu unterschiedlichen Zeiten erreichen. Das Beben wurde um 06:45 MEZ registriert. Betroffen sind nach Angaben der US-Erdbebenwarte Noaa:
Taiwan, die russische Insel Sachalin: bis 3 Stunden nach dem Beben
Indonesien, Philippinen und Alaska: 3 bis 6 Stunden
Nordaustralien, Westküste Kanadas, Hawaii: 6 bis 9 Stunden
Ostaustralien, Westküste USA: 9 bis 12 Stunden
Neuseeland, Mexiko: 12 bis 15 Stunden
Mittelamerika (Guatemala bis Costa Rica): 15 bis 18 Stunden
Südamerika (Peru, Chile): mehr als 18 Stunden

Das Erdbeben in Japan vom Freitag ist eines der heftigsten, das weltweit je gemessen wurde. Hier die weltweit schwersten Beben seit 1900:
– Stärke 9,5 in Chile, Mai 1960, 1655 Tote
– Stärke 9,2 in Alaska (USA), März 1964, 125 Tote
– Stärke 9,1 auf Sumatra (Indonesien), Dezember 2004, mit Tsunami etwa 228 000 Tote
– Stärke 9,0 in Kamtschatka (Russland), November 1952, keine Toten
– Stärke 8,8 in Chile, Februar 2010, 524 Tote
– Stärke 8,8 in Kolumbien und Ecuador, Januar 1906, 1000 Tote
– Stärke 8,7 in Alaska (USA), Februar 1965, keine Toten
– Stärke 8,6 auf Sumatra (Indonesien), März 2005, 1313 Tote
– Stärke 8,6 in Alaska (USA), März 1957, keine Toten
– Stärke 8,6 in Assam (Indien), August 1950, 1526 Tote

„Die Pazifische Platte taucht unter die Eurasische Platte“, erläuterte GFZ-Forscher Birger-Gottfried Lühr. Mit solchen Beben müsse man im Bereich des Pazifischen Feuerrings rechnen. Dieser Bereich ist ein Vulkangürtel, der den Pazifischen Ozean umringt. Dort konzentrieren sich starke Erdbeben und dadurch ausgelöste Tsunamis. „Wir haben pro Jahr ein Erdbeben der Magnitude 8 und größer“, sagte Weber. Weltweit gebe es pro Jahr im Durchschnitt 16 Beben der Magnitude 7 und sogar 120 der Magnitude 6.

Der pazifische Feuerring

Der „Ring aus Feuer“ ist eine hufeisenförmige Zone entlang der Küsten des Pazifischen Ozeans, die häufig von Erdbeben und Vulkanausbrüchen heimgesucht wird. Entlang dieses Gürtels liegt etwa die Hälfte aller aktiven Vulkane.

Der Ring aus „Feuerbergen“ reicht von den Küsten Süd- und Nordamerikas bis zu einer Reihe von Inselketten im asiatisch-pazifischen Raum. Er führt weiter über die Aleuten und Kurilen im Nord-Pazifik, Japan, die Philippinen, den Ostrand Indonesiens, verschiedene Südsee-Inselstaaten bis Neuseeland und zur Antarktis.

Pazifische trifft aus Eurasische Platte

Entlang des „Ring of Fire“ schieben sich im Erdinnern verschiedene Erdplatten untereinander. Experten sprechen von Subduktion. Je nach Beschaffenheit der Plattenränder sind die dabei auftretenden Erschütterungen größer oder kleiner und lassen die Erde beben. Erdstöße in Japan lassen sich mit dem Aufeinandertreffen der Pazifischen Platte auf die Eurasische erklären.

Entlang des Feuergürtels gibt es mehrere Abzweigungen. Die längste ist der 6.000 Kilometer lange Sundabogen, an dem unter anderem die indonesischen Inseln Java und Sumatra liegen.

Tsunami – zerstörerische Monsterwelle

Tsunami genannte Riesenwellen können entstehen, wenn Erdbeben oder Vulkanausbrüche den Meeresboden erschüttern. Im Gegensatz zu normalen Wellen, bei denen nur das Wasser an der Meeresoberfläche wogt, geraten bei einem Tsunami (japanisch: große Welle) auch die tiefen Wasserschichten in Bewegung. Mit gewaltiger Energie reißen die Monsterwellen Häuser und Schiffe mit sich fort. Tsunamis können tausende Kilometer über die Tiefsee zurücklegen, bis zu 900 Kilometer in der Stunde.

Auf hoher See ist diese Welle gewöhnlich nicht höher als zwei oder drei Meter und wird wegen ihrer großen Wellenlänge von Schiffen oft gar nicht bemerkt. In flachen Küstengewässern und engen Buchten läuft sie dann aber zu enormen Höhen von bis zu 40 Metern auf und kann Landstriche verwüsten.

Das höchste Tsunami-Risiko besteht wegen der großen Aktivität der Erdkruste rings um den Pazifik. Frühwarndienste versuchen mit Sensorbojen, Computern und Satelliten, Gebiete rechtzeitig vor möglichen Riesenwellen zu warnen. Bei der Tsunami-Katastrophe am 26. Dezember 2004 in Südostasien kamen etwa 230.000 Menschen ums Leben.