Sonntag9. November 2025

Demaart De Maart

„Gutmensch“ ist Unwort des Jahres

„Gutmensch“ ist Unwort des Jahres
(dpa)

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Der im Zusammenhang mit der Flüchtlingsdiskussion verwendete Begriff "Gutmensch" ist zum Unwort des Jahres 2015 gewählt worden.

Als „Gutmenschen“ wurden im vergangenen Jahr insbesondere diejenigen beschimpft, die sich ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagieren oder sich gegen Angriffe auf Flüchtlingsheime stellen, wie die Jury der sogenannten Sprachkritischen Aktion am Dienstag in Darmstadt erklärte.

Mit dem Vorwurf „Gutmensch“ würden ebenso wie mit den Begriffen „Gutbürger“ oder „Gutmenschentum“ Toleranz und Hilfsbereitschaft „pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischer Imperialismus diffamiert“. Der Ausdruck „Gutmensch“ floriert den Sprachexperten zufolge nicht mehr nur im rechtspopulistischen Lager als „Kampfbegriff“, sondern werde auch von Journalisten in Leitmedien als Pauschalkritik an einem „Konformismus des Guten“ benutzt. Die Verwendung des Ausdrucks verhindert nach Auffassung der Jury somit einen demokratischen Austausch von Sachargumenten.

Die Jury der Sprachkritischen Aktion besteht aus vier Sprachwissenschaftlern verschiedener Universitäten und einem Journalisten. In diesem Jahr wurde sie durch den Kabarettisten Georg Schramm ergänzt. Die Mitglieder wählen aus Vorschlägen aus, die ihnen zugeschickt werden. Im vergangenen Jahr war das von Anhängern der fremdenfeindlichen Pegida-Demonstrationen verwendete Schmähwort „Lügenpresse“ zum Unwort des Jahres gewählt worden. Im Jahr 2013 war „Sozialtourismus“ das Unwort, davor „Opfer-Abo“ (2012) und „Döner-Morde“ (2011).

Wort des Jahres

Neben dem „Unwort des Jahres“ gibt es auch das „Wort des Jahres“. Dieser Begriff wird unabhängig von der sprachkritischen Jury mit ihrer Sprecherin in Darmstadt von der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden gewählt. Für 2015 entschied sie sich für den Begriff „Flüchtlinge“. Diese Bezeichnung sei im deutschen Wortschatz stark verankert, hieß es zur Begründung. Das Wort „Flüchtlinge“ bringe die zentrale gesellschaftliche Diskussion auf den Punkt.