Donnerstag23. Oktober 2025

Demaart De Maart

Castor-Transport in Deutschland

Castor-Transport in Deutschland

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Der Castor-Transport nach Gorleben hat sich am Samstagvormittag der deutsch-französischen Grenze genähert. Inzwischen bereiteten sich Atomkraftgegner auf eine Großdemonstration vor.

(aktualisiert: 18.00 Uhr)

 

 

 

Nach Blockaden durch Atomkraftgegner kurz nach dem Start in Valognes am Freitagnachmittag wurde der Zug kurzfristig über Straßburg nach Kehl umgeleitet.
Die elf Castor-Behälter enthalten insgesamt 154 Tonnen hochradioaktiven Müll aus deutschen Atomkraftwerken, die im französischen La Hague wiederaufarbeitet wurden. Nach der Ankunft im Verladebahnhof in Dannenberg sollen die Castor-Behälter auf Tieflader gehievt und das letzte Stück auf der Straße ins oberirdische Zwischenlager Gorleben gebracht werden. Dort wird der Atommüll am Montagmorgen erwartet.

SPD-Chef Sigmar Gabriel forderte indes Kanzlerin Angela Merkel auf, nach Gorleben zu fahren und sich gemeinsam mit den vier Vorsitzenden der Atomkonzerne der Diskussion mit den Demonstranten zu stellen. „Frau Merkel und ihre vier Freunde sind es, die einen gesellschaftlichen Großkonflikt wieder eröffnet haben, der durch den Atomausstieg längst befriedet war“, sagte Gabriel der „Passauer Neuen Presse“ (Samstagausgabe). Er kritisierte, dass geplante Endlager in Gorleben solle gegen alle Bedenken durchgedrückt werden, „weil sonst für die längeren Laufzeiten der Atomkraftwerke der Entsorgungsnachweis für den Atommüll fehlt. Wer diesen Wahnsinn verantwortet, der kann sich jetzt nicht hinter den Polizisten verstecken.“

Das Motto: Durchfahrt verhindern

Laut Medienberichten hatten mehrere hundert Aktivisten am Samstag in Berg, in Rheinland-Pfalz die Bahnstrecke kurz hinter der französisch-deutschen Grenze besetzt. Sie wollten auf diese Weise die am Mittag geplante Durchfahrt des Castor-Zugs verhindern. Andreas Raschke vom Presseteam der Südwestdeutschen Anti-Atom-Initiativen sprach von rund 650 bis knapp 1.000 Demonstranten.

Die Protestierer saßen auf einem Abschnitt von mehreren hundert Metern auf den Gleisen. Gegen 12.30 Uhr erklärte die Polizei die Versammlung für aufgelöst, damit rückte eine Räumung näher. Auf französischer Seite in Hausbergen kurz vor Lauterbourg nahm die französische Polizei 16 Greenpeace-Aktivisten in Gewahrsam. 14 von ihnen hatten sich auf die Schienen gelegt, zwei hatten sich mit Röhren an den Schienen festgemacht, wie Greenpeace-Sprecher Andreé Böhling der dapd bestätigte. Der Zug sei gegen 12.15 Uhr zum Stehen gekommen, die Röhren seien mit einem Metallschneider durchtrennt worden.

Der Castor-Transport überquerte kurz vor 14.00 Uhr die französisch-deutsche Grenze bei Kehl. Im Bahnhof von Kehl stoppte der Sonderzug.

Großdemonstration

Mehrere Verbände und Bürgerinitiativen hatten für Samstag zu einer Großdemonstration in Dannenberg im Wendland aufgerufen. Die Organisatoren zählten 50.000 Menschen – dies wäre der bislang größte Anti-Atom-Protest in der Region überhaupt. Der bisherige Höchststand lag bei 20.000 Protestierern 1997. Auch die Polizei zählte mehr als 20.000 Demonstranten. Die Polizei war mit rund 17.000 Beamten im Einsatz. Voraussichtlich am Sonntag soll der Transport in Dannenberg ankommen.

Im Wendland blockierten Bauern nahe Splietau am Samstagnachmittag mit rund 250 Traktoren eine Straße in Richtung Atommülllager. Laut Polizei waren mindestens 560 Traktoren vor Ort unterwegs. Bei Splietau ging die Polizei zudem mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen rund 150 Atomkraftgegner vor, die versucht hatten, ein Loch am Rand der Straße zu graben. Sie wollten dort die sogenannte Südroute nach Gorleben unterhöhlen und damit für die Schwerlaster unbefahrbar machen. Die Polizei gab an, dass sie mit Steinen und Knallkörpern beworfen wurde.

Reuters/dapd