Aschewolke bremst Luftverkehr in Europa aus

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Eine gewaltige Aschewolke aus dem isländischen Vulkan Eyjafjallajökull hat den Luftverkehr im nördlichen Europa ausgebremst wie kein Ereignis seit den Anschlägen vom 11. September 2001. Der Luftraum Großbritanniens, Irlands und Teilen Skandinaviens wurde gesperrt, der größte europäische Flughafen London-Heathrow machte komplett dicht, ebenso die Airports in Frankreich sowie in Brüssel und Kopenhagen.

(aktualisiert 15.04.2010, 17:45 Uhr)

Zehntausende Passagiere saßen fest. Die Vulkanasche, die sich in einer 200 Kilometer mal 100 Kilometer großen Wolke über Europa ausbreitete, kann Piloten die Sicht nehmen und zu Triebwerksausfällen führen. Zunächst war unklar, wie lange die Behinderungen im Flugverkehr anhalten: Der isländische Geophysiker Einar Kjartansson sagte, der Vulkan werde voraussichtlich noch tagelang Asche spucken.

Die Flugsicherung in London schloss den britischen Luftraum bis Freitagmorgen 07.00 Uhr Ortszeit (08.00 Uhr MESZ). Die Flugsicherung schloss am Donnerstagnachmittag eine teilweise Sperrung auch des deutschen Luftraums nicht aus. Die Situation werde von Minute zu Minute neu bewertet, erklärte Eurocontrol in Brüssel.

In Paris und an 23 weiteren französischen Flughäfen wurden alle Flüge abgesagt. Der Frankfurter Flughafen berichtete am Nachmittag von insgesamt 200 Annullierungen von Flügen, zudem seien zahlreiche Flüge nach Frankfurt umgeleitet worden, die eigentlich Ziele in Großbritannien oder Skandinavien ansteuerten. Man hoffe auf eine Normalisierung der Lage am Freitag, sagte ein Sprecher.

Umfassendste Sperrung seit Menschengedenken

In ganz Großbritannien waren nur noch Notfall-Flüge zugelassen – das hat es nach Darstellung der britischen Flugsicherung seit Menschengedenken nicht mehr gegeben.

Allerdings wurden nach den Anschlägen vom 11. September 2001 die meisten Flüge abgesagt. Heathrow wurde zuletzt wegen Nebels 1952 für zwei Tage geschlossen. Auf dem Drehkreuz London-Heathrow, wo täglich 1.200 Flüge abgewickelt werden, wurden diesmal alle Verbindungen bis mindestens Freitagmorgen abgesagt.

Der norwegische König Harald V. und Königin Sonja konnten nicht wie geplant von Oslo aus zum 70. Geburtstag der dänischen Königin Margrethe nach Kopenhagen fliegen. Ministerpräsident Jens Stoltenberg saß in New York fest, weil sein Rückflug abgesagt wurde.

Aschepartikel können in Stratosphäre gelangen

Der isländische Vulkan war am Mittwoch zum zweiten Mal binnen vier Wochen ausgebrochen. Dampf und Rauch stiegen kilometerweit in die Höhe.  Die feineren Aschepartikel könnten bis in die Stratosphäre in 20 Kilometer Höhe aufsteigen und dort mehrfach die Erde umrunden.

Der Geophysiker Kjartansson vom isländischen Wetteramt sagte, es hänge vom Wetter ab, bis wohin sich die Aschewolke noch ausbreite. „Es hängt davon ab, wohin der Wind die Asche treibt.“ Wahrscheinlich werde der Vulkan noch mehrere Wochen Asche in beträchtlichem Ausmaß produzieren.

In Island waren der internationale Flughafen und die Hauptstadt Reykjavik nicht betroffen, im Südosten der Insel sank die Sichtweite dagegen zeitweise auf 150 Meter.

(apn)