82 Schülerinnen sahen ihre Eltern wieder

82 Schülerinnen sahen ihre Eltern wieder
(AFP/Stefan Heunis)

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Die nach dreijähriger Geiselhaft freigelassenen 82 nigerianischen Schülerinnen haben am Samstag erstmals ihre Eltern wiedergesehen.

In der Hauptstadt Abuja spielten sich bewegende Szenen ab. Väter und Mütter umarmten ihre Töchter, die zwei Wochen zuvor im Austausch gegen fünf Kommandeure der Islamistengruppe Boko Haram freigelassen worden waren. Mütter stießen Freudenschreie aus und trockneten sich mit Taschentüchern die Tränen. Ein Vater hob seine Tochter hoch und schwenkte sie im Kreis, als wäre sie noch ein kleines Kind. „Alle haben heute getanzt. Sogar die Alten“, sagte Yakubu Nkeki der Nachrichtenagentur AFP.

„Wir hatten alle die Hoffnung aufgegeben, wir dachten, die Mädchen kommen niemals zurück.“ Nkekis Nichte Maimuna, die er wie seine eigene Tochter aufgezogen hatte, war zusammen mit 276 anderen Mädchen im April 2014 von der Islamistengruppe Boko Haram in Chibok im Nordosten des Landes entführt worden. Am Sonntag war für die wiedervereinten Familien ein Gottesdienst geplant, bevor sie Anfang der Woche in ihre Heimat zurückkehren wollten. Nach Angaben der nigerianischen Frauenministerin Aisha Alhassan sollen die Mädchen möglichst im September wieder in die Schule gehen.

Boko Haram

Boko Haram hatte die 82 Schülerinnen am ersten Mai-Wochenende nach längeren Verhandlungen unter internationaler Vermittlung freigelassen. Im Gegenzug entließ die Regierung inhaftierte fünf Boko Haram-Kommandeure. Die Mädchen waren nach ihrer Freilassung zunächst in einer Einrichtung des nigerianischen Inlandsgeheimdienstes am Stadtrand untergebracht. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte die Regierung kürzlich, weil sie die Mädchen zunächst in ihrer Obhut behielt und den Eltern nicht gleich vollen Zugang gewährte.

Die Behörden müssten gegenüber den Angehörigen erklären, ob die geretteten Mädchen in Sicherungsverwahrung genommen oder als Verdächtige behandelt würden. Zudem müsse sich die Regierung um die Freilassung aller anderen Boko-Haram-Geiseln bemühen, forderte Human Rights Watch. Die Entführung der zwölf- bis 17-jährigen Schülerinnen vor rund drei Jahren hatte international für Entsetzen gesorgt, das Schicksal der Mädchen wurde zu einem Symbol für den Konflikt mit der Dschihadistengruppe in Nigeria.

Zahlreiche Prominente setzten sich unter dem Slogan „BringBackOurGirls“ für ihre Freilassung ein, darunter auch die damalige First Lady der USA, Michelle Obama. Derzeit werden aber immer noch mehr als hundert Mädchen vermisst. Boko Haram kämpft seit Jahren für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias.