Befreiungsschlag an den Börsen: Nach der dramatischen Talfahrt der letzten Tage haben Dax & Co. am Freitag zur Aufholjagd geblasen. Positive Vorgaben aus den USA und der Kampf gegen Spekulanten im Euroraum dürften den Markt gestützt und zumindest für einen Zwischenspurt gesorgt haben. Der deutsche Leitindex Dax lag nach kräftigen Schwankungen am Nachmittag satte 3,15 Prozent im Plus. Auch an den Börsen in Paris und Madrid ging es im Zick-Zack-Kurs bergauf. Der Goldpreis fiel den zweiten Tag in Folge.
Beflügelt wurden die Märkte von einer Mitteilung der Europäischen Börsenaufsichtsbehörde ESMA. Die Pariser Behörde berichtete am Donnerstagabend, dass vier Euro-Länder gezielt gegen spekulative Börsenwetten vorgehen werden. Die Verbote von sogenannten Leerverkäufen würden dort eingeführt oder ausgedehnt.
Reaktion auf Börsenturbulenzen
Damit reagierten die Aufseher auf die heftigen Börsenturbulenzen der vergangenen Tage, die insbesondere Finanztiteln in Frankreich herbe Verluste beschert hatten. Mit dem Verbot soll die Möglichkeit eingeschränkt werden, aus der Verbreitung falscher Gerüchte Profit zu schlagen.
Die strengeren Regeln gelten nun auch in Frankreich, Italien, Spanien und Belgien – vor allem für Aktien von Banken und Versicherungen. In Griechenland war das umstrittene Finanzinstrument bereits am Dienstag für zwei Monate gestoppt worden, in Deutschland sind bestimmte Leerverkäufe von Aktien der zehn größten deutschen Finanzinstitute verboten, seit sich Staatsschuldenkrise im Mai 2010 zuspitzte.
Leerverkäufe …
Leerverkäufe (short-sellings) stehen im Ruf, Aktienkurse kräftig ins Rutschen bringen zu können: Mit dem Instrument wetten Spekulanten auf sinkende Kurse einer Aktie, die sie gegen eine Gebühr lediglich leihen und dann weiterverkaufen. Geht ihre Wette auf, können sie später die Papiere günstiger erwerben und dem Verleiher zurückgeben. Ihr Gewinn ist die Differenz zwischen Verkaufspreis und Rückkaufpreis.
Am Freitag schien die Rechnung der Börsenaufsicht aufzugehen, die Märkte zu beruhigen. „Das Verbot von Leerverkäufen in einigen Ländern treibt den Dax an und im Zuge der steigenden Kurse kaufen auch die Investoren eifrig, die zuvor auf weiter fallende Kurse gesetzt haben“, sagte etwa Aktienhändler Markus Huber von ETX Capital.
EU-weite Regelung gefordert
Die privaten Banken mahnten eine EU-weite Regelung an. Verbote in einzelnen EU-Ländern führten zu einem „Flickenteppich“ unterschiedlicher Regelungen. Das sei nur in Ausnahmesituationen vorübergehend akzeptabel, um die Märkte zu beruhigen. Es dürfe aber keine Dauerlösung werden, warnte Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken. Denn Leerverkäufe erfüllten auch eine wichtige Funktion bei der Preisbildung an den Märkten.
Die EU-Kommission erwartet schon bald eine einheitliche Regelung zum Verbot von Leerverkäufen in der Europäischen Union. „Die Verhandlungen sind enorm vorangekommen. Wir sind einer Einigung sehr nahe“, sagte eine Sprecherin der Kommission am Freitag in Brüssel. Denn das Verbot könne noch effektiver sein, wenn es in ganz Europa gelte: „Die jüngsten Entwicklungen auf den Märkten haben erneut gezeigt, wie wichtig es ist, dass Europa schnell und koordiniert handeln kann.“
Für Rückenwind an den Börsen sorgten auch die Vorgaben aus Amerika. Am Freitag wurde zudem bekannt, dass der Einzelhandel in den USA seine Umsätze im Juli so stark ausbauen konnte wie seit vier Monaten nicht mehr. Wie lange die Aufholjagd anhält, ist aber unsicherer denn je. Zumal sich das Konsumklima in den USA im August überraschend stark eintrübte. In den vergangenen Jahren war der Konsum die wichtigste Konjunkturstütze der weltweit größten Volkswirtschaft.
De Maart

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