Wir und sie, alle in einem Bild

Wir und sie, alle in einem Bild
(AP/DHA)

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An einem Strand nahe Bodrum, dem türkischen Badeort, der bei europäischen Touristen so beliebt ist, liegt ein kaum dreijähriger Junge in der Brandung des Mittelmeeres.

Der Junge, mittlerweile sind sein Name Aylan und seine Geschichte bekannt, liegt mit dem Kopf zum Meer hin, das Gesicht halb im Wasser und zur Seite geneigt. Aylan ist bei der versuchten Überfahrt von der Türkei nach Griechenland mit zehn weiteren Menschen ertrunken. Sie flüchteten vor dem Krieg in ihrem Heimatland Syrien.

Armand Back aback@tageblatt.lu

Fotos haben die Fähigkeit zur Verdichtung. Dieses vereint alles Elend der Flüchtlingskrise in sich: die Hilflosigkeit der Menschen, die fliehen; das ganze Versagen Europas, diese Flüchtlingskrise menschlich zu lösen.

Neben Aylan steht ein türkischer Gendarm. Dieser Mann wird Aylans Leiche wenig später wegtragen müssen. Der Mann, bloß von hinten zu sehen, schaut hinunter auf die Leiche des Kindes und es sieht aus, als notiere er etwas; wahrscheinlich die Uhrzeit und den Fundort der Leiche des kleinen Aylan.

Er steht damit für uns alle, die hinschauen, aber nichts tun oder nichts tun können außer feststellen, dann aufräumen – in diesem Fall die Leiche eines Jungen. Denn das ist die Kraft von Fotos: Sie beinhalten, anders als Texte, eine Symbolik.

Wer das Foto gesehen hat, den lässt es nicht mehr los. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem wegräumen nicht mehr geht, weil das Wegräumen nicht mehr reicht.