Unheilig

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Einigen scheint heutzutage nichts, aber auch wirklich nichts mehr heilig zu sein. Mit einigen ist an dieser Stelle der Einzelhandel gemeint.

TOM WENANDY
twenandy@tageblatt.lu

Denn nachdem dem „Commerce“ zugestanden wurde, an ausgewählten, speziell genehmigten Sonntagen bzw. generell sonntags bis 13 Uhr zu öffnen, und nachdem wie im Koalitionsabkommen festgehalten die Öffnungszeiten im Handel seit dem vergangenen 1. Juli samstags bis 20.00 Uhr verlängert wurden, greift die Geschäftswelt nun nach dem 26. Dezember.

Glaubt man verschiedenen Gerüchten, so soll am zweiten Weihnachtsfeiertag definitiv Schluss sein mit Ruhe, Besinnlichkeit oder familiärem Beisammensein. Konsum über alles! Nicht, dass die Geschäfte umsonst öffnen würden. Wahrscheinlich könnten sie sich einen Tag nach Weihnachten nicht über mangelnde Kundschaft beklagen. Besorgniserregend ist diese Entwicklung aber allemal: Denn was ist von einer Gesellschaft zu halten, in der die Menschen außer einem Einkaufsbummel nichts mehr mit ihrer Zeit anzufangen wissen?

Bedauernswert ist dabei auch, dass der „moderne“ Mensch ganz zu vergessen scheint, dass es Zeiten gab, in denen Menschen für das Recht auf Freizeit kämpften bzw. kämpfen mussten. Und er vergisst, dass er, indem er sich an seinem freien Tag freiwillig dem Konsum hingibt, andere – nämlich die Angestellten – ihres freien Tages beraubt.