Samstag15. November 2025

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Propaganda der Eisernen

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Der neue Film „The Iron Lady“ mit Meryl Streep in der Hauptrolle beleuchtet das Leben von Margaret Thatcher, einer jener sehr seltenen Personen, die im Laufe ihrer Karriere tatsächlich dazu beigetragen haben, die Welt tiefgreifend zu verändern.

Das ultraliberale Londoner Magazin The Economist, dem Lebenswerk der Krämerstochter aus Grantham sicherlich a priori sehr zugetan, bezeichnet den Streifen als leuchtendes Beispiel „konservativer Propaganda“.

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Und gerade wenn solche Propagandawerke auf den Markt kommen, gilt es, die Realität vom Mythos zu scheiden. Thatcher wird sicherlich dereinst an prominenter Stelle unter den führenden Persönlichkeiten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts rangieren.

Es wird allerdings schon einer gehörigen Dosis konservativer (und wirtschaftsliberaler) Propaganda bedürfen, damit Thatcher der Nachwelt als ungetrübte Lichtgestalt in Erinnerung bleibt.

Sie selbst war (sie lebt ja noch, aber wir reden hier von ihrer abgeschlossenen politischen Karriere) eine Meisterin der Propaganda: Einer ihrer Spitznamen (der bekannteste ist natürlich die „Eiserne Lady“) bestand in dem Akronym TINA, das für ihren Lieblingsspruch „There is no alternative“ stand.

Keine Alternative

In der Thatcher-Propaganda gibt es keine Alternative zur radikalen Liberalisierung der Märkte und der Arbeitswelt.

• Keine Alternative zur Privatisierung zum Nutzen der Aktionäre und auf Kosten der Arbeitnehmer.

• Keine Alternative zum Abbau der Arbeitnehmerrechte und zur Zementierung des heiligen und unantastbaren Rechtes auf Profit.

• Keine Alternative zur Unterminierung der demokratischen Freiheiten zugunsten der Freiheit, so viel „Fric“ zu raffen wie nur irgend möglich.

Wie auch immer die hagiografischen Anstrengungen der Thatcher-Verehrer aus Film und Literatur ausfallen werden: Es besteht kein Zweifel daran, dass Thatcher und ihr kongeniales alter ego Ronald Reagan diese Welt nachhaltig zum Schlechteren verändert haben.

Sie waren die beiden Galionsfiguren jener Ideologie, die uns weismachen will, dass der Freiheit der Märkte eine ähnliche naturgesetzliche Notwendigkeit zukommt wie der Schwerkraft.

Dem ist aber nicht so. Märkte funktionieren in den Grenzen, welche die Politik ihnen setzt. Wenn aber die Politik beschließt, ihnen keinerlei Grenzen mehr zu setzen, dann werden in der Tat Regierungen und Parlamente zu Sklaven der Börsen, Banken, Hedgefonds und sonstiger Geldsäcke.

Demokratisch gewählte Politiker, die sich kritiklos der Allmacht der Märkte fügen und damit ihre Pflicht, stets fürs Allgemeinwohl einzutreten, auf das Allergröbste verletzen, begehen Verrat an ihren Wählern und betätigen sich letzten Endes als Totengräber der Demokratie.

Wer z.B. behauptet, dass in Luxemburg ein (relativ) hoher Mindestlohn sich zur Not durch die hohen Lebenshaltungskosten erklären lässt, aber andererseits die Ansiedlung neuer Betriebe in unserem Land behindert, der sagt letzten Endes nichts anderes, als dass das Glück der Aktionäre halt eben ab und an mal hungrige Arbeiter erfordert.