„Lose-lose“ mit dem Superbus

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Eines der wichtigsten Kriterien für die Qualität eines Wirtschaftsstandortes ist sein Transportwesen. Wenn die Beschäftigten bereits morgens früh, noch bevor sie an ihrem Schreibtisch eintreffen, in Staus und überfüllten Bussen den letzten Nerv verloren haben, stellt das für einen Wirtschaftsstandort einen erheblichen Nachteil dar.

Ergo muss die ökonomische Lunge des Großherzogtums, die Stadt Luxemburg, über einen möglichst effizienten öffentlichen Transport verfügen.
Das gegenwärtige System ist bereits sehr gut: Auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg wird, wie der Autor dieser Zeilen jede Woche feststellen kann, ein exzellenter Service mit ebensolchem Material geboten. Aber: Die Hauptschlagader dieses Systems (die Strecke Bahnhof -Kirchberg via Boulevard Royal) ist in den Rushhours restlos überlastet: Die Buslawine endet in Embolie.

Francis Wagner
fwagner@tageblatt.lu (Foto: Fabrizio Pizzolante)

Eine Lösung kann nur ein „Transport en commun en site propre“ (TCSP) bieten, ein öffentlicher Transport, der über eine größtenteils exklusiv für ihn reservierte Fahrbahn verfügt. Hier existieren zwei Alternativen: die Tram oder der „Bus à haut niveau de service“ (BHNS).

Ohne einen TCSP ist die Überlastung der Haupt-Schlagader unseres Haupt-Wirtschaftsstandortes letztlich nicht zu bereinigen.
Kürzlich entdeckten nun jene Leute, die aus unerfindlichen Gründen um jeden Preis die Luxemburger Tram – und damit die optimale Lösung für die Probleme auf dem Hauptverkehrsstrang unserer Hauptstadt – zu verhindern suchen, den geplanten BHNS unserer Metzer Nachbarn.
Der Metzer „Mettis“ ist ein Bus und keine Tram (und schon gar keine „Tram op Rieder“: Ein geradezu preiswürdig idiotischer Begriff, da evidenterweise eine „Tram ouni Rieder“ – ob Stahlscheiben oder Gummireifen – nie jemals auch nur einen Meter weit fahren würde). Er wird hoffentlich den Verkehrsproblemen unserer Nachbarstadt optimal angepasst sein.

Billiger kann langfristig teurer sein

Hoffentlich, da z.B. die aktuelle Version der für den Mettis vorgesehenen, 24 Meter langen Doppelgelenkbusse der belgischen Firma Van Hool unlängst auf der am meisten benutzten Stadtbuslinie Europas – dem Metrobus der „Hamburger Hochbahn“ – wegen ihrer hohen Pannenanfälligkeit außer Dienst gestellt werden musste, was für Metz denn doch eher „de mauvaise augure“ sein dürfte.
Ein weiteres Problem der Busse bleibt ihre Kapazität, die selbst in 25 Meter langen Superbussen stets um ziemlich genau die Hälfte unter jener von zwei aneinandergekuppelten Trambahnen bleiben wird.

Ein Hauptargument für die Tram ist und bleibt übrigens der optimale Komfort für die Fahrgäste: kein fahrbahn- oder fahrzeugbedingtes „Gejuppels“ und „Gestuckels“, wie es für Buspassagiere in der Regel leider unvermeidlich ist.
Merkwürdigerweise scheinen dessen ungeachtet in Luxemburg etliche Leute von einer allergischen Schockreaktion befallen zu werden, sobald sie das Wort „Tram“ hören. Sie sollten sich allerdings der Tatsache bewusst sein, dass auch und gerade ein BHNS sie nicht von ihrem Albtraum erlösen wird: Der Platzbedarf eines hocheffizienten Bussystems (BHNS) ist nämlich höher als der einer – noch effizienteren – Tram. Da Straßenbahnen auf Schienen laufen, bedürfen ihre jeweiligen Fahrspuren in Gegenrichtung nur eines minimalen Abstandes.

Sicher, ein BHNS ist um etwa 40 Prozent billiger in der Anschaffung der Fahrzeuge: Dafür bieten Trams gegenüber Bussen aber eine um zwei- bis dreifach längere Lebensdauer. Sicher, Gleisbau geht ins Geld (übrigens: heutzutage kann man in 24 Stunden 400 Meter Tram- Schienen verlegen!), doch BHNS-Systeme leiden ausgesprochen stark unter der Einwalzung von Spurrillen und sind daher ausgesprochen reparaturanfällig.
Man kann BHNS-Fahrbahnen zwar halbwegs spurrillenfest bauen, der hierzu notwendige Aufwand hat indes zur Konsequenz, dass BHNS-Fahrbahnen im Endeffekt nicht wesentlich billiger ausfallen als Tram-Gleise.

Fazit: Ohne ein TCSP – ob Tram oder BHNS – werden sich langfristig die Probleme auf der Hauptverkehrs-Schlagader der Stadt Luxemburg nicht lösen lassen. Mit einem „Superbus“ à la Mettis indes würde man riskieren, ein System einzukaufen, das nicht wesentlich billiger als eine Tram wäre, dabei aber letzterer Hauptvorteile – Kapazität und Fahrgastkomfort – nicht zu bieten in der Lage wäre. Eine „Lose-lose“-Situation demnach.