Logik der privaten Vergeltung

Logik der privaten Vergeltung

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Es ist zu Recht ein Erfolg, dem man dem zivilisatorischen Fortschritt (es gibt also noch welchen) ans Revers heften kann.

Immer weniger Länder praktizieren die Tötung von Verurteilten, wie Amnesty International am Montag in seinem Jahresbericht über die Todesstrafe verkündete. Man dürfte meinen, dass dies eh kein Diskussionsstoff in unseren ach so aufgeklärten Gesellschaften mehr ist.

Dennoch besteht seit Jahren die Tendenz, dass nach jedem brutalen Mord, besonders wenn Kinder betroffen sind, die Rufe nach einer Wiedereinführung der Todesstrafe aufflammen. Man darf dem berühmten „Mann von der Straße“ (wer ist das eigentlich?), der sich gelegentlich zu solchen Äußerungen hinreißen lässt, diesbezüglich keine Vorwürfe machen. Seine Aufschreie sind Resultate von Emotionen und einer Logik der privaten Vergeltung, und dies kann u.U. jeden von uns betreffen.

Mit Emotionen ist aber kein Rechtsstaat zu machen. Sträflich, da man die Menschen für dumm verkauft, ist es allerdings, wenn Politiker sich genau dieser emotionalen Hebel bemächtigen, um zu ihrem eigenen Vorteil Stimmung im Volk zu machen. Das nennt man dann Populismus, und der feiert besonders momentan in Europa Hochkonjunktur und redet am liebsten über die für die Menschen ach so wichtigen Themen – wie die Wiedereinführung der Todesstrafe.