LeserforumInflation, ein Weg in die Verarmung

Leserforum / Inflation, ein Weg in die Verarmung
(Symbolfoto Leserbrief) Foto: Pixabay

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Seit einem Jahr steigen die Preise. Die Einkommen können nicht folgen. Die Kaufkraft schwindet. Die Menschen werden ärmer. Sie verlangen Lohnanpassungen. Die Arbeitgeber können oder wollen die nicht aufbringen. Sie drohen mit Entlassungen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, um aus dieser Notlage herauszukommen.

1.: Ein allgemeiner Lohnstopp würde die Nachfrage bremsen und die Preise stabilisieren. Angebot und Nachfrage würden sinken. Um im Spiel zu bleiben, müssten die Unternehmen ihre Preise senken. Viele müssten ganz aufgeben. Die Inflationsrate würde sinken, aber die Arbeitslosigkeit würde steigen. Sinkende Löhne und sinkende Gewinne würden zu sinkenden Steuereinnahmen führen. Der Preis wäre eine allgemeine Verarmung. Das Problem ist nur, dass es Lohnstopps nur in Diktaturen gibt.

2.: Die Zentralbank müsste die Zinsen so stark anheben, dass die Investitionen und der Konsum abgewürgt würden. Die Wirtschaft würde schrumpfen, die Arbeitslosigkeit steigen. Die Folge wäre wiederum eine allgemeine Verarmung. Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre hat der damalige Fed-Chef Paul Volcker die US-Inflation so gemeistert, um den Preis einer Rezession. Letzte Woche hat der jetzige Fed-Chef Jerome Powell genau die gleiche Sprache benutzt. Er sagte: „Um der Inflation Herr zu werden, wird die Fed alles tun, was nötig ist, selbst um den Preis einer Rezession.“ Eine solche Politik kann unsere Zentralbank nicht verfolgen, denn die Preise unserer täglichen Bedarfsgüter werden zu mehr als 80 Prozent im Ausland gemacht. Wir leiden nicht an einer hausgemachten, sondern an einer importierten Inflation.

Die jetzige europäische Inflation wird getrieben von den hohen Energiepreisen. Öl und Gas gibt es weltweit genug, nur die Ströme fließen nicht mehr so wie früher. Die Regeln des Marktes sind teilweise außer Kraft gesetzt. Bis sich Angebot und Nachfrage außerhalb des russischen Angebots wieder einpendeln, wird es einige Zeit dauern, eine Periode mit Engpässen, Spekulation und Angst. Putins Gas wird die Luft kurzfristig nicht ausgehen. Bis es so weit ist, werden wir einige kalte Winter erleben.

Was uns in den nächsten Monaten erwartet, hängt von vielen Faktoren ab. Allen voran beherrscht die Strenge des Winters die Inflation. Je kälter die Wintermonate, umso höher die Inflation und umgekehrt. Ist der Winter uns gnädig, werden wir ohne Strom- und Gassperren auskommen und die Inflation unter Kontrolle behalten.

Es kommt jetzt auf die Angebotsmenge an. Der Iran steht bereit, riesige Mengen an Öl legal an den Markt zu bringen. Experten sagen voraus, dass dann der Preis pro Barrel bis auf 60 Dollar fallen könnte. Das würde die Inflation merklich dämpfen. Dagegen meinen Experten der US-Investmentbank Goldman Sachs, dass der Preis der Nordseesorte Brent bis zum Ende dieses Jahres bei 130 Dollar liegen wird. Das würde die Inflation anheizen. Wem soll man nun glauben?

Ein anderer großer Unsicherheitsfaktor ist die Preispolitik Saudi-Arabiens. Man sagt den Saudis nach, dass sie die Fördermenge reduzieren wollen, denn sie glauben, dass die aufkommende Rezession in Europa die Nachfrage schwächen wird.

Ein großer Einfluss auf unsere Inflation geht auch von China aus, denn China ist der größte Importeur von fossilen Energieträgern. Nimmt die Covid-Infektion zu, dann werden die Lockdown-Maßnahmen rigoroser und die Wirtschaft schwächer. Je weniger chinesische Waren wir Europäer kaufen, umso weniger wird die chinesische Wirtschaft wachsen. Das Land braucht dann weniger Öl und Gas und wir haben weniger Inflation.

Alle diese Faktoren beeinflussen unseren Wohlstand. In dieser mutlosen Zeit gibt es aber auch Lichtblicke. Ein solcher ist die gestiegene Förderung an norwegischem Erdgas. Norwegen wird zum Ersatzlieferanten für russisches Erdgas. Liz Truss, die neue britische Premierministerin, hat bereits verkündet, dass sie gleich zu Beginn ihrer Amtszeit weitere Bohrlizenzen für Erdgas in der Nordsee erteilen wird. Sie könnte so zur Inflationsberuhigung beitragen.

Wie die Zeiten sich doch ändern! Die Teufels-Energie Atom ist plötzlich wieder in. Will man alte Atommeiler länger laufen lassen oder durch stinkende Kohlekraftwerke ersetzen? Die Grünen müssen lernen, über ihren Schatten zu springen. Bettels Koalition wird wahrscheinlich ein Opfer der Zeitenwende werden. Ob er seine Haut in einer neuen CSV-DP-Regierung retten wird, hängt auch von der Inflationsrate des nächsten Jahres ab. So kann man sagen: Niemand steht über der Inflation, alle stehen darunter, aber einige tiefer als andere.

JJ
7. September 2022 - 14.31

" Öl und Gas gibt es weltweit genug" - " Die Teufelsenergie Atom ist wieder in." Öl und Gas haben ihren Zenit überschritten.Man wartet auf das Abschmelzen des Eises in Grönland und der Arktis um nach weiteren Vorkommen zu suchen. Die Zeit tickt für die fossilen Energieträger,nicht nur wegen des Klimawandels. Und dann werden wir auf die Teufelsenergie zurückgreifen müssen.Jedenfalls bis die Wasserstofffusion unter Dach und Fach ist. Biogas-Solar und Windenergie sind volatile Quellen.Soll heißen sie sind nicht immer verfügbar und,oft liefern sie wenn gerade wenig Strom gebraucht wird. Stillstehende Windräder sind nicht immer in Reparatur,nein,sie müssen ausgeschaltet werden weil niemand den Strom gebrauchen kann. Und umgekehrt liefern die Solarzellen nicht wenn die Lichter angeschaltet werden und die Heizungen und die Ladestationen für E-Autos usw. Diese Inflation ist teilweise hausgemacht weil wir uns von einem "undemokratischen" System abhängig gemacht haben. Wir sind erpressbar geworden weil wir in unserer Gier übersehen haben,dass es eine Zeit nach Gas und Öl geben wird.Die Pläne für den Wasserstoffmotor liegen seit 40 Jahren in den Schubladen. Und wie gesagt:Unser System ist auf Konsum aufgebaut. Wenn nicht mehr konsumiert werden kann,bricht das Kartenhaus zusammen.