Ja, warum nicht?
Darüber wird noch heute eifrig an Universitäten geforscht. Es erscheinen täglich Thesen und Essays, von denen viele der Wahrheit auf der Spur sind. Man beginnt zu verstehen, dass die Wirtschaftswissenschaften doch nicht zu hartem, im Kern richtigen Wissen führen wie etwa die Mathematik.
Wir schreiben: „Doch nicht“, weil, seit 1970 etwa, das Dogma der neoliberalen Denker aus Milton Friedmans Schule gilt, welches den berechenbaren Kräften des Marktes alle selbstregulierenden und -reinigenden Funktionen anvertraut. Ronald Reagan und Margaret Thatcher waren die ersten Politiker, die radikal auf diesen Kurs einschwenkten und damit die Ära einläuteten, die mit dem größten Finanzdesaster der Nachkriegszeit endete.
Keynes, dessen Theorien dem Staat und damit der Politik eine lenkende Hand zubilligten, war nun verpönt.
Es wuchs eine neue Generation von Regierungschefs und Ministern heran, die sich blind auf die Prognosen ihrer mit Hightech und komplexen Rechenmodellen ausgestatten Berater verließen.
Diese Prognosen wurden zur Grundlage jeder Politik, oder besser, der generellen Nicht-Politik.
Man war zwar gewählt, brauchte aber keine Verantwortung für eigene Entscheidungen zu übernehmen,weil es deren keine mehr zu treffen gab. Zu geschehen hatte, was sich zwingend aus den „wissenschaftlich“ ermittelten Groß- und Kleintrends zu ergeben hatte.
Im Grunde genommen waren die sogenannten Prävisionisten, deren Fehlleistung aus heutiger Erkenntnis keine zufällige, sondern eine systemische ist, die eigentlichen Machthaber geworden.
Sie regierten via Verlautbarungen, die dem gemeinen Sterblichen unverständlich blieben. Als der Prototypdarf der vormalige Fed-Chef Alan Greenspan gelten,für den, das sei fairerweise eingeflochten, eine Welt zusammenbrach, als sich seine Gewissheiten als Wunschdenken entpuppten.
Was hat dies alles mit Luxemburg zu tun?
Enorm viel.
Nach der Katastrophe von 2008/2009 wäre es ein schlimmer Fehler, sich die Regeln für den Wiederauf-bau von denen vorschreiben zu lassen, deren flagrante Inkompetenz unvergessen ist. Wir meinen damit die Experten, welche ihren politischen Arbeitgebern den verrückten Sparkurs einflüstern, der jetzt Mode ist.
Man wird den keimenden Aufschwung von Industrie, Handel, Handwerk und Dienstleistungen in ganz EU-Europa, auch in Luxemburg, abwürgen. Indem die noch immer expertenhörigen Regierungen bei den Staatsausgaben brutal auf die Bremse treten, entziehen sie enorme Kaufkraft aus dem Wirtschaftskreislauf und provozieren mittelfristig die Vernichtung von Arbeitsplätzen und von Unternehmen.
Man werfe doch den neoliberalen Kehricht auf den Müllhaufen der Geschichte und suche, mit den NeuKeynesianern und vernetzt denkenden, weise vorausschauenden Denkern wie Stiglitz und Krugman (Letzterer ist übrigens nächste Woche in Luxemburg zu Gast) nach Wegen, die vertrauensbildend beschritten werden können!
Eines wollte Keynes immer: den Konsens zwischenden tragenden Kräften der Gesellschaft, unter der Regie der Politik.
Unser Index
Jeder Konsens braucht seine Symbole.
In Luxemburg ist der Index eines dieser Symbole, wie die gestern im Tageblatt veröffentlichte TNS-Ilres-Umfrage deutlich ergab.
Mögen die Scharfmacher, die in gewissen Patronatskreisen das Wort führen, sich das Ganze noch einmal überlegen, ehe sie, wegen kurzfristiger Interessen, den richtig teuren Streit suchen.
Alvin Sold
[email protected]
De Maart
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