Industrielle Basis

Industrielle Basis

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Man kann es drehen und wenden, wie man will, die industrielle Basis Luxemburgs liegt nach wie vor im Stahlbereich. Sicher, er hat nicht mehr die Bedeutung wie früher. Heutzutage arbeiten in der Stahlbranche in Luxemburg insgesamt weniger Menschen als früher an einem einzigen Hochofen tätig waren.

HELMUT WYRWICH
hwyrwich@tageblatt.lu 
 

Man kann es drehen und wenden, wie man will, die industrielle Basis Luxemburgs liegt nach wie vor im Stahlbereich. Sicher, er hat nicht mehr die Bedeutung wie früher. Heutzutage arbeiten in der Stahlbranche in Luxemburg insgesamt weniger Menschen als früher an einem einzigen Hochofen tätig waren.

Die Finanzbranche, die den Stahl seit den 70er Jahren des vergangen Jahrhunderts abgelöst hat, hat nicht diese Verbundenheit mit der Bevölkerung aufbauen können, die Hochöfen erzeugt hatten. Stahlarbeiter nötigten – und nötigen immer noch – den Menschen Respekt ab. Ihre Arbeit ist hart. Ihre Arbeit verbraucht den Menschen. Ihre Arbeit ist mehr und mehr spezialisiert. Eine Kokille mit Tonnen von flüssigem Roheisen zentimetergenau über einer Stranggussanlage auszugießen, ist eine besondere Leistung, die jeder sofort begreift, der das einmal gesehen hat. Und niemand, der als Besucher durch ein Stahlwerk läuft, beneidet den in eine Art Rüstung gekleideten Stahlarbeiter, der vor dem glühenden Eisen steht, das ihm Hunderte von Grad Hitze entgegenschleudert. Diese Menschen leisten Besonderes. Ihnen gehört unser Respekt.

Stahl ist also immer noch die industrielle Basis des Landes. Nur hat Stahl sich verändert. Aus den Hochöfen sind Elektrostahlwerke geworden. Spezial-Walzstraßen prägen die Industrie. Stahl ist leichter geworden, ist deswegen auch weiter interessant für die Automobilindustrie und ist nicht von Aluminium verdrängt worden.

Die Stahlindustrie als industrielle Basis des Landes zeigt sich heutzutage auch mit anderem Gesicht. Hätte sich jemals jemand vorgestellt, dass hierzulande die Grundlage für Solarzellendächer hergestellt werden? Oder dass Stahl als Brandschutzmauer dienen könnte? Das ist Stahl in Luxemburg heute: hochspezialisiert und Material der Zukunft, das überdies noch umweltfreundlich ist.

Die industrielle Basis in Luxemburg ist die Industrie, in der hart körperlich gearbeitet wird. Das will nicht heißen, dass nun die andere „Industrie“, die der Finanzen im weitesten Sinne, nicht ebenfalls wertvoll für das Land ist. Sie ist sogar wertvoller, weil sie mehr Menschen beschäftigt und dem Staat die Kassen füllt.

Aber sie hat eines nicht: die Identifikation der Menschen mit sich. Stahl kann man anfassen. Beim Stahl sieht man die Leistung der Menschen. Die Finanzindustrie kann man nicht anfassen …