Generalsekretär gesucht

Generalsekretär gesucht
(AP/Mary Altaffer)

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Kandidatenkarussell bei der UNO

Die Vorstellungsgespräche für einen der weltweit wichtigsten Jobs laufen: Seit gestern stellen sich die Kandidaten für das Amt des UN-Generalsekretärs vor. Besonders begrüßenswert ist das neue, transparentere Bewerbungs- und Auswahlverfahren. Lange wurden die Vereinten Nationen dafür kritisiert, ihre Kandidatenwahl im Hinterzimmer mittels politischer Mauschelei zu treffen. Durch die neue Herangehensweise sollte mit der undurchsichtigen Methode gebrochen werden.

Allerdings kann diese positive Neuerung nicht über eine zentrale Tatsache hinwegtäuschen: Hauptfilter ist und bleibt der UN-Sicherheitsrat. Er nominiert den Wunschkandidaten und „reicht“ ihn zur Abstimmung an die UN-Vollversammlung weiter. Bleibt zu hoffen, dass der künftige UN-Generalsekretär – alles deutet auf eine osteuropäische Kandidatin hin – mindestens genauso mutig an die Sache herangeht wie sein Amtsvorgänger Ban Ki-moon. Trotz einer durchmischten Bilanz zeigte der südkoreanische Diplomat, dass Krisenvorbeugung immer noch wichtiger als Krisenmanagement ist. Außerdem wollte er bereits 2014 den Iran in die Friedensgespräche zu Syrien einladen, als der Atomdeal nicht über die Bühne und Teheran noch ein international isolierter Paria war.

Es war ein mutiger und weitsichtiger Schritt. Ban kassierte dafür eine blutige Diplomaten-Nase. Sein Handeln war aber genau richtig. Ein kompetenter UN-Generalsekretär darf nicht in Kategorien von Sanktionen und Isolation denken. Sie sind zeitlich begrenzte Mittel für Ausnahmefälle. Krisen werden jedoch nur durch den Dialog mit allen Konfliktparteien gelöst.