Bücher können die Welt verändern!

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Eine Hommage an die Literatur von Frank Bertemes

„Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die gewaltigste.“
(Heinrich Heine) 

Winterzeit ist Lesezeit. Literatur, Leidenschaft, Buch. Bücher können die Welt verändern! Ob als gebundenes Werk, in Form des Taschenbuches oder auch – in der modernen digitalen Welt aktuell – als eBook. Wir bleiben im Rahmen dieses Beitrages jedoch gezielt beim Buch. Das Buch, das jeder kennt – und: jedem das seine, für seine persönliche Lesezeit. Hauptsache Buch!

Viele Buchliebhaber schätzen alle Kategorien, der klassische Lesertypus liebt es natürlich entsprechend zeitlos. Egal wie: das Buch, das auch rein terminologisch gesehen, immer bleiben wird. Ob als gebundenes Druckwerk, wie jeder es seit ewigen Zeiten kennt oder auch als Taschenbuch. Das schlaue Buch, über etwas Buch führen, zu Buche schlagen, die Buchbesprechung, der Buchbestand, der Buchbinder, die Buchbinderei, der Buchblock, der Buchclub, die Buchdecke, der Buchdeckel, der Buchdruck, der Buchdrucker, die Buchdruckerei, die Buchdruckerkunst usw. – alles mehr oder weniger bekannte Substantive, Begriffe also, die mit dem Buch zusammenhängen.

Kurzer Überflug der Geschichte

Doch zuerst ein historischer Rückblick, der bekanntlich immer wieder interessant ist. Bemühen wir in diesem Kontext einen Bibliotheksdirektor, nämlich Dr. Ulrich Hohoff von der Bibliothek der Uni Augsburg, der uns den Weg vom Zeichen auf Tierknochen bis zum ersten gedruckten Buch folgendermaßen erklärt: Die heutige Form des Buches hat sich über lange Zeit in Schritten herausgebildet. Frühe Schriftzeichen finden wir in China auf Tierknochen und Bronzegefäßen. In Mesopotamien schrieb man im 3. Jahrtausend v. Chr. in frischen Ton, der anschließend gebrannt wurde.

Die alten Ägypter nutzten erstmals die langen Stängel der Papyrusstaude, aber auch getrocknete Tierhäute (Pergament), um darauf zu schreiben und bewahrten sie in großen Rollen auf. In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung löste der codex (lateinisch für Holzblock) diese Rollen allmählich ab. Er war das erste physische Buch. „Buch“ ist eigentlich die Übersetzung von „codex“. Die Papyrus- und Pergamentblätter wurden dafür gefaltet und aufgeschnitten. Jetzt konnte man sie vorne und hinten beschreiben. Für die Heftung standen antike Schreibtafeln aus Holz mit einer Wachsschicht Pate, die man durch Ringe oder Schnüre miteinander verband. Je eine Holztafel oben und unten schützten den codex, der noch mit der Hand geschrieben wurde.

Drei weitere Erfindungen führten zum gedruckten Buch: das Papier (China, um 100; Deutschland, um 1390), der Druck ganzer Seiten in einer Presse (den Buchdruck gab es bereits um 800 in China) und der Buchstabensatz des Johannes Gutenberg. Als erstes Buch des Abendlandes gilt die lateinische Prachtbibel B 42 aus Gutenbergs Druckerwerkstatt in Mainz. Die Wissenschaft datiert ihre Entstehung auf die Jahre 1452-1454.

„Kleiner Mann – was nun?“ 

Eine interessante und lehrreiche Zusammenfassung, die uns zeigt, wie wenig wir generell über das uns so selbstverständliche „Buch“ wissen und uns so auf die Sprünge hilft. Ach ja, auch das folgende Stichwort hat es in sich: das Taschenbuch. Heutzutage nicht mehr wegzudenken. Aber ja, es gab auch eine Zeit ohne Taschenbuch. Das erste deutsche Taschenbuch erschien nämlich im Jahre 1950 bei Rowohlt.

Es war das Werk „Kleiner Mann – was nun?“ von Hans Fallada. Der Roman erschien in klassischer Buchform im Jahre 1932, also in der zu dem Zeitpunkt seit 1929 anhaltenden Weltwirtschaftskrise, die ihren Ausgang beim Zusammenbruch der amerikanischen Börse am 24. Oktober 1929 nahm. Die Krise brachte weltweit Elend und Armut mit sich und sorgte vielfach für einen rapiden Anstieg der Arbeitslosigkeit. Fallada schilderte das Schicksal eines „kleinen Mannes“ und seiner Frau in Deutschland während der Zeit der Weimarer Republik. Ach, wie aktuell ist dieser Roman für den „kleinen Mann“ in modernen, unmenschlich neoliberalen Zeiten leider wieder geworden?

Doch zurück zum Taschenbuch, das heutzutage einen Siegeszug mit einer gewissen Historie feiern kann. Doch Mitte der (19)70er Jahre wurden Taschenbücher von den meisten Buchhändlern noch missachtet und entsprechend stiefmütterlich behandelt und warteten eher ungeordnet, nur so nebenbei in Drehständern auf die Selbstbedienung durch die Kunden. Die deutsche Stadt Aachen war die Stadt, in der die entscheidenden Taschenbuch-Symposien der Branche stattfanden. Buchhändler und Verleger diskutierten über Preise, Werbemittel und Vertriebswege für das preiswerte Taschenbuch, das letztlich die Literatur erst „gesellschaftsfähig“ gemacht hat, und zwar dadurch, dass besonders junge Leser sich für das für sie kostengünstige Medium begeisterten. Buchhändler schätzen geschäftsmäßig bekanntlich alle Kategorien – es bleibt ihnen auch kaum eine andere Wahl!

Vom Jungen Werther zu Harry Potter und zurück

Erlauben wir uns nun einen persönlichen Exkurs in die Welt der Literatur. Literarische Umwälzungen hat es immer gegeben, Werke, die die Branche nachhaltig verändert haben. Heute aktuell sind beispielsweise die Geschichten über den Zauberlehrling Harry Potter, die in früheren Zeiten natürlich noch als unnützes Geschreibsel abgetan worden wären.

Trotzdem erdreistet sich der bescheidene Schreiberling an dieser Stelle unseres geschätzten Tageblatt, der neben der Lektüre der täglichen (Print-)Zeitung, des klassischen Buches respektive des Taschenbuches auch ein erklärter Fan des niveauvollen Comics ist, einen gezielten Rückblick auf erfolgreiche Bücher, die auch heute noch bestens bekannt sind. So gilt Goethes literarisches Werk „Die Leiden des jungen Werther“ als Schlüsselroman des „Sturm und Drang“, ein weltbekannter Bestseller der deutschen Literatur. George Orwells auch heute noch brandaktueller Roman „1984“ wird völlig zu Recht als Ursprung des dystopischen Schreibens angesehen, meint einer fiktionalen, in der Zukunft spielenden Erzählung mit negativem Ausgang. Dieser Roman wird heuer regelmäßig zitiert, um kritisch auf Tendenzen hinzuweisen, die auf einen Überwachungsstaat deuten.

Dann gilt Patrick Süskinds besonderer Roman „Das Parfum“, die Geschichte eines Mörders – des genialen Scheusals Jean-Baptiste Grenouille, dessen Genie und einziger Ehrgeiz sich auf das flüchtige Reich der Gerüche beschränkte – als Übergang von der Literatur zum Unterhaltungsgenre, ein Werk, das im Jahre 1985 bei Diogenes erschien. Sein Roman wurde damals vom Spiegel als (Zitat) „erfreulicher Anachronismus im modischen literarischen Bla-Bla“ bezeichnet. Ein wahrer Lesegenuss, sehr zu Recht ein internationaler Dauerseller.

Jedes Buch braucht eben seine Leser

Seit Erich Maria Remarques bestbekanntem „Im Westen nichts Neues“, also seit dem Jahr 1929, gelang keinem deutschsprachigen Autor mehr ein so durchschlagender Erfolg wie eben Patrick Süskind. Der Roman war übrigens auch das erste Werk eines europäischen Autors – nach Umberto Ecos weltbekanntem Meisterwerk, dem historischen Kriminalroman „Der Name der Rose“, der im Jahre 1980 erstmals erschien – das das Interesse amerikanischer Verleger derart geweckt hatte, dass sie sich um die Rechte förmlich rissen.

Interessant auch ein völlig anderes Genre eines Buches, das pikanterweise in Deutschland zunächst nur unter dem Ladentisch verkauft wurde – im Kontext der Zeit des Erscheinens dieses Romans mit Reizeffekt betrachtet, auch verständlich. Der im Jahre 1928 von D.H. Lawrence geschriebene Roman „Lady Chatterley“ wurde auch noch im Jahre 1960, als eine Neuveröffentlichung im Rowohlt-Verlag erschien, mit einer Anzeige wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften „bestraft“ – worüber man heute natürlich nur laut auflachen kann! Der Liebesroman gilt heute als eines der ersten seriösen Werke der Weltliteratur, in dem menschliche Sexualität detailliert und ausdrücklich dargestellt wird und wurde mehrmals verfilmt.

Diese Auswahl gezielter Werke ist im Rahmen dieser Zeilen natürlich rein persönlich anzusehen und ist dementsprechend ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Jedes Buch braucht eben seine Leser. Gedruckte Wörter in Buchform. Was in all den Jahrhunderten der Buchgeschichte – und das wissen wir überzeugten und begeisterten Leseratten sehr wohl – gleich geblieben ist, ist unsere Neugierde auf Literatur. Das Kulturgut Buch wird auch in den nächsten Jahrhunderten nie seine Bedeutung verlieren, mag sich auch seine Erscheinungsform verändern.

Freuen wir uns also auch weiterhin auf eine wunderbare, (ent-)spannende Lesezeit!
„Ein Kind, ein Lehrer, ein Stift und ein Buch können die Welt verändern.“ So Malala Yousafzai, das pakistanische Mädchen mit großem Mut, Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 2014.
Respekt!

Frank Bertemes über die Lesezeit