(Fast) nur Gewinner

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In den Proporzgemeinden 80 zusätzliche Sitze zu vergeben, insgesamt 555 diesmal, wegen der neu in diese Kategorie aufgenommenen Kommunen. Man durfte also davon ausgehen, dass alle Parteien gegenüber 2005 dazugewinnen würden.

Und so kam es, oder fast: Allein die ADR steckte zurück, von 5 auf 4.

Alvin Sold asold@tageblatt.lu

Die LSAP verbesserte sich (2 nahe Listen einbegriffen) von 169 auf 177, die CSV von 151 auf 170, die DP von 100 auf 106, die „gréng“ von 41 auf 74, die „Lénk“ 1 auf 7, und es gelang der KP ein Comeback mit 3 Mandaten. Zwölf Gewählte lassen sich nicht zuordnen.

Was kann der Beobachter, sofern er diesem Urnengang eine politische Bedeutung zumisst, aus diesen Ergebnissen schließen?

Zuerst vielleicht, dass die CSV sitzmäßig nahe an die noch führende LSAP herankommt. Allerdings führen die Sozialisten in 19 der 43 Proporzgemeinden und die CSV „nur“ in 14; die DP liegt 9 Mal an erster Stelle. Schmerzlich muss es die LSAP dort getroffen haben, wo die absolute Mehrheit verloren ging, wie in Schifflingen, Bettemburg, Steinfort und natürlich in Roeser, wo es allerdings wegen des Streites um das Stadion mit dem kolossalen Einkaufszentrum nicht wundert.

Aber freuen sollte sich dieselbe LSAP über ihre Bombenresultate in Diekirch, Monnerich, Bascharage-Küntzig und Sassenheim-Beles sowie über ihr Leadership auf hohem Niveau in Düdelingen, Rümelingen, Wiltz, Mertert und nicht zuletzt in Esch.

In Diekirch rechnete der Wähler mit den schäbigen Typen ab, welche die LSAP 2005 um ihren Erfolg betrogen hatten, indem sie eine Koalition gegen den Wahlsieger schlossen. Doch die Diekircher Lehre scheint von gewissen CSV- und DP-Leuten und „Gréngen“ nicht verstanden worden zu sein. Sogar der bös abgestrafte Ex-LCGB-Chef und CSV-Abgeordnete Weber rief am Sonntagabend auf RTL zum Putsch gegen die immerhin noch 44% starke LSAP des Roeser Bürgermeisters Jungen auf. Ja, wenn der Hass einen treibt …

Auffällig ist dann, zweitens, der grüne Durchmarsch. Wo sie erstmals mit antraten, wurde ihnen ein Vertrauensvorschuss zuteil, der die drei klassischen Großparteien Stimmen und Sitze kostete. Die Tatsache, dass sie sich auch dort, wo sie mitregierten, in Luxemburg, Esch und Differdingen beispielsweise, überaus gut hielten, bekräftigt ihren Status als eine etablierte und akzeptierte Kraft im politischen System Luxemburgs. Störend wirkten allerdings vorlaute Anbiederungen knapp nach der Auszählung, wie etwa: „Wir sind für alle Koalitionen offen.“ Für alle, sofort, ohne Diskussion über ein Programm?

Drittens ist die Wende vieler Wähler zu den „Lénk“ und der KP ein klares Indiz für die wachsende Unzufriedenheit über den politischen Umgang mit der Finanz- und Wirtschaftskrise und deren sozialen Folgen. Insbesondere die LSAP sollte Ursachenforschung betreiben, denn der Trend, wenn er sich weiterentwickelt, wird ihre ohnehin zu schwache Stellung auf der nationalen Ebene untergraben.

Des Wählers Willen respektieren

Und jetzt äußern wir einen Wunsch, von dem wir wissen, dass er von knallharten Herren und Damen nicht gehört wird: Man achte des Wählers Willen!

Man bilde keine negative Koalition, keine solche, in welcher sich der Zweite, der Dritte und der Vierte gegen den Ersten verschwören, unter dem Vorwand, auch so käme eine demokratische Mehrheit zustande.

Wenn solches perverse Denken und Handeln Schule macht, erlebt man eines Tages auch in der Landespolitik, dass die stärkste Partei ins politische Abseits gedrängt wird.

Usurpatoren sind ekelhaft.