Donnerstag16. Oktober 2025

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Es dürfen Kochbücher sein

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Auf unseren Kulturseiten sind sie heute versammelt: die Lesetipps der Tageblatt-Redaktion. Denn nach wie vor ist es des Luxemburgers liebstes Weihnachtsgeschenk: das Buch. Jedes Jahr kurz vor den Feiertagen kommen die letzten Neuerscheinungen auf die Tische der Buchhandlungen und buhlen um die Aufmerksamkeit der Käufer.

Heike Bucher
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Nicht unwesentlich ist dabei die Gestaltung: Auffällig, bunt und irgendwie künstlerisch muss so ein Buch schon aussehen, sonst spielt es keine Rolle im großen Konkurrenzkampf. Das trifft nicht nur auf Kinderbücher zu. Besonders gerne zu Weihnachten verschenkt werden übrigens – wie sollte es anders sein – opulente Bildbände, Kochbücher, Reiseratgeber oder, für die etwas Anspruchsvolleren, die gesammelten Werke des frisch gekürten Literatur-Nobelpreisträgers. Auch die luxemburgischen Autoren, von denen es mehr und mehr gibt, stehen hoch im Kurs.
Das macht sich gut in der Vorweihnachtszeit, wenn neben den neuesten kochwissenschaftlichen Errungenschaften in- und ausländischer Profiköche auch ein paar Geschichten aus der Heimat und die Romane einer Herta Müller liegen, in denen menschliche Schicksale unter der Diktatur Ceausescus so nah herangezoomt werden, dass man beim Lesen fast schon dabei ist.
Vielfalt auf den Büchertischen ist angesagt und die beweist vor allem eins: Literatur ist Leben mit all seinen Facetten – gut, böse, aufregend, schlecht, lustig oder unnötig. Egal was – jeder menschliche Gedanke, jede Idee findet sich irgendwann redigiert, gedruckt und gebunden wieder. Da sind die Grenzen zwischen Realität und Phantasie fließend. Und wer mit Vampirgeschichten nicht viel anfangen kann, mag vielleicht in Krimis fündig werden. Oder in Biografien, Anthologien und Poesie.

Geistiges Eigentum: Null Wert?

Schade dabei ist: Geistiges Eigentum scheint den meisten Menschen nicht mehr viel wert zu sein. Zitate werden ungeniert und ohne sie kenntlich zu machen übernommen oder es werden gleich ganze Texte kopiert. Wirklich überprüfen kann das niemand. Woher soll man auch wissen, welche Zeilen eines Textes welchem Autor aus der Feder gekrochen sind, wer also das Urheberrecht besitzt? Sogar unter Journalisten gibt es Leute, die nach dem Abschreiben von Pressetexten ihren eigenen Namen über den Text setzen. Auch das, was Sie hier lesen, könnte irgendwo zusammengeklaut oder gegoogelt sein.
Vielleicht sollte man froh sein, wenn überhaupt noch gelesen wird. Denn Lesen bildet, sagt der Volksmund. Aber wer liest eigentlich noch? Über 40 Prozent der luxemburgischen Bevölkerung gibt zu, gar nicht mehr zu lesen, zumindest keine Bücher. Und von den restlichen 60 Prozent beschäftigt sich auch nur noch ein Drittel mit regelmäßiger Lektüre. Dabei nimmt die Lesekompetenz im gleichen Maße ab, wie bestimmte Muskelgruppen in der Hand vom SMS-Schreiben zunehmen. Das ist kein Witz – die Daumenmuskulatur des modernen Handybenutzers, der über SMS kommuniziert, ist wesentlich stärker ausgebildet als die früherer Generationen, behaupten Ärzte.
Dafür wird die Sprache der Klassiker nicht mehr verstanden. Goethe, Schiller, Dürrenmatt, Voltaire, Camus – alles zu schwierig geworden. Dem zollt der deutsche Schulbuchverlag Cornelsen schon länger Tribut und bringt die alten Klassiker wie „Faust“ oder „Kabale und Liebe“ in gekürzter und leicht verständlicher Form heraus. Sogar Kinderbücher werden neuerdings für Grundschüler vereinfacht.
„La peste – light“, warum nicht? Es könnte Zukunftsmusik sein.
Dagegen hilft nur eins: Lesen Sie! Lesen Sie für sich allein, lesen Sie anderen vor, lassen Sie sich vorlesen. Aber: Lesen Sie! Es dürfen auch ruhig Kochbücher sein.
Frohe Weihnachten!