Einkehr zu sich selbst

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Springprozession

Atheisten mögen den Kopf schütteln, Katholiken begeistert mitmachen und Protestanten das Ganze leicht irritiert betrachten. Oder auch nicht. Fakt ist, in einer Zeit, in der Stararchitekten rund um den Globus die immer gleichen Prestigeobjekte errichten, Innenstädte mit immer demselben Konsumangebot der allgegenwärtigen Ketten werben und Hotels zunehmend auf Individualität verzichten und dafür auf Standards setzen, wächst das Bedürfnis nach Unverwechselbarkeit. Eine gesellschaftliche Reaktion auf die Gleichmacherei der Globalisierung mit der Austauschbarkeit der Herstellungsorte der Produkte war zu erwarten – in allen Bereichen.

Vielleicht ist deshalb die Kraft der einfachen Parolen der populistischen Ränder des politischen Parteiensystems – nicht nur in Europa – so anziehend. Einfache Lösungen für Probleme, die ohne eine differenzierte Betrachtung gar nicht in den Griff zu kriegen sind. Als Person suchen viele in der Einkehr zu sich selbst die individuelle Antwort. Wer bin ich und wo ist mein Platz?, sind urmenschliche Fragen, die zurzeit ein ungewohntes „Revival“ erfahren. Die Statistiken des Domkapitels der Kathedrale von Santiago de Compostela legen dies nahe. Waren 1970 gerade mal 68 Pilger auf dem Jakobsweg, wurden 2016 erstaunliche knapp 280.000 gezählt. Eine „Nische“ ist das nicht. Einzig Echternach hat sich mit seiner Form der Wallfahrt in einer international sogar anerkannten Nische platziert, die Einwohner sind stolz auf das Markenzeichen – Kopfschütteln hin oder her.