Angekommen – Zur Trennung von Kirche und Staat

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Die Trennung von Kirche und Staat erscheint vielen Gläubigen als Katastrophe – dabei ist sie eine Chance, findet Serge Kennerknecht.

Keine andere Reform der aktuellen Regierung ist so tiefgreifend für das Land wie die Trennung von Kirche und Staat. Wenn die Abgeordneten am Mittwoch über das Abschaffen der Kirchenfabriken abgestimmt haben werden, wird sie definitiv vollzogen sein. Die Gemeinden brauchen nicht mehr für das Defizit der Kirchenfabriken aufzukommen, der Staat bald nicht mehr für die Gehälter der Geistlichen, die Besitzverhältnisse sind geregelt, Religionsunterricht in den Schulen ist passé.

Was für viele Gläubige aussieht wie eine Katastrophe, ist eigentlich eine einmalige Chance für einen Neubeginn.

Die katholische Kirche war in Verruf geraten. Undurchsichtige Finanzen, vom Vatikan bis zu den Luxemburger Kirchenfabriken, siehe schwarze Kassen in Vianden. Der lasche Umgang der Kirche mit den immer häufiger werdenden Missbrauchsvorwürfen, bei denen die Hüter der christlichen Moral nur zu halbherzigen Büßern wurden, wie das Bekanntwerden ständig neuer Fälle illustriert, trotz aller Beteuerungen aufräumen zu wollen. Ob nun hierzulande oder anderswo, der Image-Schaden traf und trifft auch die Luxemburger Kirche. Das „Leben“ auf Staats- und Gemeindekosten wurde von immer mehr Luxemburgern kritisiert.

Die Rolle der Frau in der Kirche, die allen hehren Konzil-Beschlüssen zum Trotz dennoch immer noch näher an den drei Ks längst vergangener Zeiten lag (Kinder, Küche, Kirche) als an der gesellschaftlichen Entwicklung, brachte immer mehr Menschen dazu, die Wertvorstellungen der Kirche kritisch zu beleuchten. Und nicht zuletzt das Gefühl, dass die Kirche ihre Finger auch auf Gemeinde- oder Staatsebene stets im Spiel hatte, dass die Verquickung von Kirche und konservativer Politik zu einer gesellschaftlichen Realität geführt hatte, die Luxemburg in vielen Bereichen eher als Land erzkonservativer Hinterweltler darstellte, denn als moderne, zukunftsorientierte offene Gesellschaft.

All dies führte dazu, dass sich in einer Umfrage im Jahre 2012 rund 67 Prozent der Luxemburger für eine Trennung von Kirche und Staat aussprachen. Diese Umfrage war der Grund, warum die katholische Kirche – angesichts der Referendumsergebnisse zuletzt wohl unbegründete – Angst hatte vor der Antwort auf die vierte Frage über die Bezahlung der Geistlichen beim Referendum von 2015 und diese mit allen Mitteln verhindern wollte. Unterstützt wurde sie hierbei von der CSV, die bekundete, dass sie sich einer Einigung zwischen Kirche und Regierung vor dem Referendum nicht in den Weg stellen würde.

Denn auch die CSV hatte wohl erkannt, dass ihre enge Bindung an die katholische Kirche in ihrem Programm zu vielen Engpässen geführt hatte, was schlussendlich einen nicht unwesentlichen Teil dazu beigetragen hatte, dass die anderen Parteien die erste Chance für eine Regierung ohne CSV sofort nutzten, um in wichtigen Fragen endlich weiterzukommen. Mit der Konvention zwischen Regierung und der katholischen Kirche von Beginn Januar 2015 bot sich der CSV die Möglichkeit, sich von der katholischen Kirche zu emanzipieren, ohne selber richtig Farbe bekennen zu müssen. Wohl wird sie morgen gegen das Gesetz über die Auflösung der Kirchenfabriken stimmen – der Blick auf die Wählerschaft oblige –, aber ändern wird sie an der jetzigen Entwicklung bei einer eventuellen Regierungsbeteiligung nach den Wahlen nichts. Denn auch die CSV dürfte eines erkannt haben: Luxemburg ist mit dieser Reform endlich im 21. Jahrhundert angekommen.

Lorang
17. Januar 2018 - 17.11

" Am nächten Sonntag können die Gläubigen ungehindert in die Kirche gehen, als wäre nichts geschehen." Alle beide. Solange sie nicht in eins der hunderten Dörfer wohnen, wo die Kirche seit Jahren geschlossen sind.

Lorang
17. Januar 2018 - 17.09

Hätten de d'Douanieren dann och sollen all erausgeheien an hir Pensioune sträiche no Schengen? Kontrakt ass Kontrakt.

Lorang
17. Januar 2018 - 17.08

Just dass de Paschtouer der seniller Bomi d'Hand gefouert huet beim Ënnerschreiwe vum Testament am Altersheim.

Lorang
17. Januar 2018 - 17.04

"Einer Kultur die leider noch immer mit der christlichen Ethik verwachsen ist und viele Bürger sich noch immer mit den christlichen Festen identifizieren, " Wuel kaum. 65% vun de Leit loossen hir Kanner net méi deefen, 99% gi Sonndes net an d'Kierch, also sinn dat och keng Katholiken a Chrëschtdag deelen se Cadeauen aus, wëll se dat aus dem amerikanesche Fernseh kennen a fir Halloween ginn hir anscheinend protestantesch Kanner heeschen. Ouschtere ginn se an d'Vakanz, net an d'Kierch.

Lorang
17. Januar 2018 - 16.59

An Ungarn hunn d'Katoliken tëscht 2001 an 2011 ëm 35% ofgeholl. D'Halschent ass souwisou, Lutheraner, Protestanten etc, déi kommen dach souwisou an d'Hell geldier.

Lorang
17. Januar 2018 - 16.57

"Doch Jahrzente der roten Schreckensherrschaft konnten weder Glauben noch Religion ausrotten." Nee.si hunn e just ëm 90%reduzéiert. E gudden Ufank.

Mensch
17. Januar 2018 - 14.18

@ Jemp, dieses Benehmen legten die ersten "Revolutionäre" auch an den Tag: Priester geköpft, ihre Gehälter geklaut, Priester gezwungen zu heiraten, Kirchen zerstört oder in Bordelle oder andere schwachsinnige Institutionen verwandelt, politisch Andersdenkende geköpft, und viele andere Greueltaten mehr... Waren die Djihadisten der Revolution dadurch besser als die Kirchenleute ? P.S. - keine Panik, habe mit der Kirche nichts am Hut.

Epikur
17. Januar 2018 - 9.39

Die Abschaffung der Kirchenfabriken schafft die Kirchen nicht ab. Am nächten Sonntag können die Gläubigen ungehindert in die Kirche gehen, als wäre nichts geschehen. Ein Wahlsieg der CSV füllt die Kirchen nicht. Die werden leerer und leerer bis der letzte Pfaffe die letzte Kirche zusperrt. Auch bei anderen Glaubensgemeinschaften nimmt die Religiosität ab. Die Muslime sind heute die religiöseren Meschen, die Zahl der Anhänger nimmt wohl auf dem Papier zu, aber die Praktizierung des Islam nimmt ab. Das religiöse Phenomen wird langfristig von der Erde verschwinden; beim Islam dauert es noch lange und es wird leider blutig.

rfrank
17. Januar 2018 - 1.11

dei bilanzen an besetztuemer vun den kirchen interessieren mech guer net, ech well jo och net wessen waat maein noper op sengem konto huet. all deen besetz huet d´kirch durch testamenter an doneen kritt , et ass also geschenkt gin zou letzebuerg an net geklaut.

Schuller piir
16. Januar 2018 - 22.44

Hexenprozesse, Scheiterhaufen, Ablasshandel, Kopernikus, Galileo Galilei, Banco Ambrosiano, Kardinal Marcinkus, selig-und Heiligsprechungen.....nur eine Stichwörter um Ihren Argumenten ein gewisses Fundament zu geben.

Marc Peusch
16. Januar 2018 - 22.22

Nach eng Keier: Dee Kouhandel deen sie do am ‚stillen Kämmerlein‘ ausbaldowert hunn ass KENG Trennung vun Kierch a Staat! Mir hu well 6 unerkannten Reliounsgemeinschaften (virdrunn 5) dei all hir fest Enveloppen vun Staatsgelder hunn. An dann:“Der Staat muss bald nicht mehr für die Gehälter der Geistlichen“, et dauert iwwer 30 Joer bis dee läschten aus deem aalen Regime an d‘Pensioun ass! Trotzdeem hunn se awer nach hier fest Enveloppe, dei enner zukünftegen CSV-Regierungen wäert entspriechend opgebessert ginn.Trennung heescht: De Staat unerkennt a finanzeiert keng Reliounsgemeischaft. Do si mir nach ganz wäit dovu fort!

Clemi
16. Januar 2018 - 21.51

Genau bisher ging es immer nur um kirchengebäude den ganzen rest hat wer auch immer geschickt verstanden aus dem fokus rauszuhalten

Jemp
16. Januar 2018 - 18.55

Sie hätten recht, wenn man die Kirchen alle eingerissen und die "Geistlichen" auf einem Scheiterhaufen verbrannt hätte. Das hat man aber nicht getan, im Gegensatz zur Kirche.

Ujheen
16. Januar 2018 - 17.35

Här Zeyen, Ech fänke graad an der Grenzer Kierch zu Esch eng Kärz fir Aert Seelenheel un. Oremus....

Schuller piir
16. Januar 2018 - 16.50

Bei dem Ganzen interessiert mich nur eines: Wie ist es den nun mit den Konten, Bilanzen und Besitztümer der Kirchenfabriken? Kommt endlich Klarheit und Transparenz diesbezüglich? Oder wird weiterhin der Deckel der Verschwiegenheit herrschen? Es gibt sehr viele "Leichen im Keller"!!!!

Scholnier
16. Januar 2018 - 16.47

Vorneweg DanV , ich bin weder gläubig noch CSV Anhänger, aber man sollte schon jene Fakten berücksichtigen , ohne die unsere Gesellschaft, nicht das wäre ,was sie heute ist. Die Kirche war über Jahrhunderte Stütze der Bildung, der Wissenschaft, sozialen Einrichtungen ,.......und Bestandteil unser Kultur.Einer Kultur die leider noch immer mit der christlichen Ethik verwachsen ist und viele Bürger sich noch immer mit den christlichen Festen identifizieren, sei es auch nur der freien Tage, des Konsumes wegen.Viele Vertreter öffentlicher Vereinigungen, Parteien haben sich weltweit schon Vergehen schuldig gemacht oder ihre Macht missbraucht, allerdings sollte Mensch nicht in die Denkweise " der Sippenhaft und Brandmarkung" verfallen. Als Atheist denke ich mit Freude an die katholischen Feste des heiligen Nikolaus, Weihnachten zurück, erfreue mich immer noch an religiösen Kunstwerken und bin noch immer der Überzeugung, die Zehn Gebote der katholischen Kirche sind die Säulen jeglicher Moral und des Zusammenlebens unserer Gesellschaft. Moral die leider der Mehrheit unserer Bevölkerung abhanden gekommen ist. Weder Sozialismus noch Kommunismus noch Kapitalismus haben der Menschheit soviel Dienste geleistet wie Vertreter und Mitglieder der katholischen Kirche, auch wenn die "Pfaffenhasser" dies nicht anerkennen wollen. Diesen ins Buch geschrieben, machen sie es besser.

Mensch
16. Januar 2018 - 14.12

Wenn man der Kirche vorwerfen kann dass sie früher "abus de pouvoir" getrieben hat so kann man der aktuellen Regierung genau das Gleiche vorwerfen.

Ganser
16. Januar 2018 - 14.07

Ech si fir dTrennung tëscht Statt a Parteie mat engem ‚C‘ am Numm.

mossong nico
16. Januar 2018 - 14.00

Bin öfter in Ungarn und Slowakei da sin die Kirchen brechend voll auch Werktags..Trotz 50 Jahre Sozialismus

DanV
16. Januar 2018 - 12.24

@ Scholnier: Glauben zu unterdrücken, ist die beste Art, ihn im Untergrund weiterleben zu lasssen. Diese Leute hatten nie die Chance, sich in Freiheit und auf natürliche Weise für oder gegen Religion zu entscheiden. Im Gegenteil: Religion heimlich zu praktizieren war stille Rebellion und hat ein wichtiges Gemeinschaftsgefühl in harten Zeiten erzeugt. Ganz anders als bei uns, wo die Kirche immer mehr als Unterdrücker der Evolution gesehen wurde.

Jacques Zeyen
16. Januar 2018 - 11.51

Dieses Totschalgsargument kommt immer wenn der gute Christ keine Argumente mehr hat. Ja Herr Scholnier,wir wissen es. Es gibt auch böse Atheisten und Adolf war kein Atheist dafür aber Mao. Also was soll diese Argumentation? Wer will den Glauben ausrotten? Sie haben da etwas nicht verstanden. Bravo Herr Kennerknecht,genau getroffen. Das 21.Jh ist da,aber die Trennung noch nicht. Aber der Anfang ist gemacht und das sollte man der Koalition der Moderne bei den nächsten Wahlen anrechnen.

DINGO
16. Januar 2018 - 11.31

Und wie sagte bereits Robert GOEBELS vor einiger Zeit in einem Interview: Die momentane Regierung hatte Glück, dass sie zum Zeitpunkt des Referendums die 4. Frage nicht gestellt hatten, da es bei der Stimmung die innerhalb der Bevölkerung bestand durchaus Möglich gewesen wäre, dass sie dort eine weitere Abfuhr erteilt bekommen hätten und sei es nur aus Trotz.

Scholnier
16. Januar 2018 - 10.17

In der ehemaligen UDSSR hat man Kirchen,Klöster zerstört, die Priester nach Sibirien geschickt. Doch Jahrzente der roten Schreckensherrschaft konnten weder Glauben noch Religion ausrotten. In diesen Ländern steht die Kirche heute stärker da als vorher, vom Sozialismus sprechen nur noch einige Nostalgiker oder Ewiggestrige.

Klein
16. Januar 2018 - 9.56

Ee fir allemool daat ass keng Trennung vu Kirchen a Staat. Daat ass Gewuerschtelts vu Gambia. Eng Trennung vu Kirchen a Staat heescht dass Relioun eng Privatsaach ass. Eng Trennung wir, wann duerch dee Referendum den Gambia versprach hat iwer 70 % vun de Leit eng komplett Trennung gefuedert haett. Dann haett Een Daat och kennen an enger neier Verfassung haet keinte verankeren. Am geigendeel hun Sie anere Reliounsgemeinschaften nach mei Geld offreiert. Awer duerch d'Arroganz vu DP, LSAP an deene Gringen ass dei gesellschaftspolitesch Reform verpasst gin.

René Charles
16. Januar 2018 - 9.54

Ech si strikt géngt all direkt an indirekt AMESCHUNG vun IERGENDENGER Relio'unsgemeinschaft a Politik an Staatsstrukturen. An deem Zesummenhang sollen Nél mat Käpp gemaach gin fir dass den Drock vun eegal wat fir enger Stréimungt mat Zäiten kann d'rout Kaart gewise gin.

CESHA
16. Januar 2018 - 6.51

Bleibt nur zu hoffen, dass die CSV im Herbst nicht wieder ans Ruder kommt, denn entgegen allen Behauptungen würde da die strikte Trennung zwischen Kirche und Staat wieder aufgeweicht werden. Die Entscheidung liegt beim Wähler